Vater des Amarone Giuseppe Quintarelli verstorben
19.01.2012 - arthur.wirtzfeld
ITALIEN (Negrar) - Giuseppe (Bepi) Quintarelli, der „Vater des Amarone“ ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Laut den italienischen Gazetten wurde Quintarellis Tod von seinem Enkel Francesco Grigoli verkündet und es hieß, dass sein Großvater Bepi seit längerem an Parkinson erkrankt war und letztlich auch dieser Krankheit erlegen ist. In sozialen Medien wird Quintarellis Tod beklagt. Man beschreibt ihn dort als kompromisslosen Perfektionisten und seine Amarone werden als legendär bezeichnet - ohne Frage, dem kann man nur zustimmen.
Giuseppe Quintarelli wurde 1927 in Negrar (Veneto) im Herzen der Valpolicella geboren. Sein Vater Silvio begann die Herstellung von Wein auf gepachtetem Land Anfang des 20. Jahrhunderts, kurz vor dem ersten Weltkrieg. Nach den Kriegswirren kaufte Silvio Quintarelli das Pachtland - ein Erfolg, wie es seinem Sohn zu Teil werden würde, blieb ihm aber verwehrt. Im Jahr 1950 übernahm dann Giuseppe den Betrieb und begann mit einem Programm zur Verbesserung der Weinqualität. Aber erst eine Reise in den 1980iger Jahren nach Burgund, ließ in ihm die Erkenntnis reifen, dass die Böden in der Valpolicella denen im Burgund sehr ähnlich sind und so beschloss er auch große Weine in der Valpolicella zu machen. Rückblickend wissen wir, sein Streben hatte Erfolg. Heute verfügt das Weingut, gelegen am Monte Ca Paletta in Cere di Negrar, über 12 Hektar Weinberge bester Lage, die sich rund um das Anwesen und entlang des östlichen Negrar Tales erstrecken.
In vielerlei Hinsicht war Giuseppe Quintarelli einer der profiliertesten Produzenten in der Valpolicella. Er war zudem sehr religiös - fasst alle seine Reisen gingen zu Zentren der Christenheit und er traf auch Papst Pius XII in Rom. Sein soziales Engagement danken ihm auch die Menschen der Region, für deren Probleme „Bepi“ immer ein offenes Ohr hatte. Sein Weinleben war verwurzelt in der Tradition des authentischen Weinbaus und Qualität war für Ihn reine Leidenschaft. Seine berühmten Amarone reifen mindestens sieben Jahre in sogenannten „Bottis“ aus slawischer Eiche, bevor diese in den Verkauf kommen. Die Etiketten der Weine sind handgeschrieben und per Hand werden die Flaschen etikettiert.
Die Qualitäten für seine Amarone Reservas spielen denn auch in einer eigenen Liga - mithalten kann da eventuell noch Romano Dal Forno, ehemaliger Schüler und später Protégé von Giuseppe. Barolos oder Sassicaia wirken gegen Giuseppes Reservas wie einfache Landweine. Auch die Preise für die edlen Tropfen des Altmeisters des Amarone, die neben ihrer herausragenden Qualität auch der Jahresproduktion von rund 1000 Flaschen geschuldet sind, sind dann auch entsprechend hochpreisig - meist 300 Euro oder mehr muss man für eine Flasche ausgeben. Wobei die Preise für Quintarellis Reservas und Co in den letzten 10 Jahren auswucherten, was nun für seine Nachfolger in Zukunft auch zur Belastung werden kann.
Besucht man das Weingut, und dies sei jedem Weinliebhaber empfohlen, so führt einen die Navigation ab Negrar in die Irre, allenfalls wird noch die Straße gefunden. Das Weingut liegt aber versteckt abseits mitten in den Rebanlagen, von der Straße nicht zu sehen - nur ein verrostetes Schild weist die Zufahrt. An einer einfachen Haustüre muss man sich bemerkbar machen und man wird, jedenfalls erlebte ich es so, in ein kleines Büro geleitet, um vom Meister empfangen zu werden. Ruhig, dabei sehr geduldig und freundlich sprach Quintarelli über sein Wirken. Die Einladung zur Probe wurde anschließend nicht so daher gesagt, sondern mit offener und fast familiärer Warmherzigkeit ausgesprochen.
Der für die Verkostung vorgesehene Raum liegt vom Gutshof zugängig im Halbdunkel und hat etwas magisches. Wenn man sich dann mal an die Dunkelheit gewöhnt hat, sieht man schemenhaft große Holzfässer, an den Wänden Regale mit Flaschen und eine gemütliche Ecke, an der man Platz nehmen kann. Ruhig, ja bedächtig zeremoniell werden die Tropfen für die Verkostung vorbereitet. Und vor einem stehen dann die Schätze der Begierde. Einmal ließ mich Giuseppe Quintarelli einen Rest aus einer Flasche probieren, die man vor rund 3 Monaten geöffnet hatte. Es war schon unheimlich welche Kraft dieser oftmals geöffnete Amarone Reserva aufwies und mit welchem Nachhall er das geniale Können von Giuseppe belegte.
Weine ab Hof kaufen kann man auch, allerdings ist nicht nur das eigene Budget hinderlich, sondern mehr als zwei Flaschen Amarone Reserva oder Alzero pro Besucher sind nicht drin. Dabei hat Quintarelli eine ganze Palette hervorragender Weinsorten. Denn obwohl man ihm Traditionalismus im besten Sinne bescheinigt, hat Giuseppe Quintarelli sich auch durch seine Offenheit für Innovationen national großen Respekt verschafft. Seine IGT-Weine aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc sowie eine Cuvée aus Corvina namens „Primofiore Rosso“ oder der „Bandito Amabile del Cere Passito“ und auch ein trockener Weißwein namens „Bianco Secco Ca’ del Merlo“, gekeltert aus einer seltenen lokalen Sorte namens „Saorin“, sind Weine, deren Geschmack und Intensität mich beeindruckt haben.
Im Netz schreibt man: „Quintarelli war die wahre Seele des Amarone della Valpolicella...“, oder „...Giuseppes Weine sind Lichtjahre entfernt vom Rest der Welt!“, oder „Quintarelli hat den Amarone nicht nur perfektioniert, sondern zu einem göttlichen Nektar gemacht...“
...mir bleibt die unvergessliche Erinnerung an einen sonoren Herrn, der ohne wenn und aber Respekt verdient. Sein Alzero, eine sehr beeindruckende Neuinterpretation des Amarone, der in kleinen Eichenfässern reift, hat mir neben den Gesprächen mit Giuseppe und gemeinsamen Jahrgangsproben seiner legendären Amarone Reserva eine meiner intensivsten Weinerlebnisse beschert..., mille grazie Giuseppe Quintarelli.
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