Trollinger-Wettbewerb: Originale und Individualisten

04.06.2010 - RK.YOOPRESS R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Weinsberg) - Die Württemberger haben in den letzten Jahren mit ihrer Hauptsorte Trollinger (2500 von insgesamt 11 500 Hektar) viel Selbstbewusstsein entwickelt. Die vorher als bieder und altväterlich empfundenen Weine, die oft nicht als richtige Rotweine, sondern mehr als Rosé angesehen wurden, zeigen plötzlich auf recht breiter Front Struktur und Profil. Ausstattungen wurden modernisiert, neue Linien bis hin zum Sekt und Blanc de Noirs kreiert. Sogar einen Cocktail-Wettbewerb schrieb die regionale Genossenschafts-Weinwerbung letztes Jahr aus, der in Barkeeper-Kreisen viel Resonanz fand. Und inzwischen rechnen es sich namhafte Erzeuger zur Ehre an, beim jährlichen Trollinger-Wettbewerb vorn dabei zu sein.

 

Das liegt unter anderem daran, dass hier mittlerweile auch Weine eine Chance haben, die ehedem bei Verkostern stilistisch auf wenig Gegenliebe stießen. Denn klassische Maischegärung und Ausbau im großen Holzfass sowie betonte Herbe war früher eher die Ausnahme. Bevorzugt wurden Weine in fruchtiger Stilistik, oft durch die Maischeerhitzung marmeladig anmutend. Doch jetzt kümmern sich Spezialisten wie Dr. Dieter Blankenhorn und Hanns-Christoph Schiefer von der Weinsberger Weinbauschule um die Organisation und werden auch vom verantwortlichen Verein Weingüter Württemberg e.V., der etwa 120 Produzenten repräsentiert, vermehrt Weinspezialisten aus anderen Regionen als Juroren eingeladen. Hinzu kommt eine Aufteilung in zwei Kategorien: „Original“ entspricht mehr dem traditionellen Stil, aber doch trocken ausgebaut; „Individualist“ steht für betont herbe, merklich holzfassgetönte Weine (ohne Barrique).

Die Verkostung fand in den beiden Gruppen in zwei Durchgängen statt. Aus insgesamt rund 80 Weinen wurden nochmals die jeweils zehn besten Trollinger im Blindtest aufeinander los gelassen. Am Ende blieben die „Wengerter“ unter sich. In beiden Gruppen belegten Weingüter die ersten drei Plätze. Erst dann folgten die in den letzten Jahren erfolgsverwöhnten Genossenschaften. Bei den Bewertungen ging es eng zu, die Entscheidungen waren knapp. Die höheren Noten im 20-Punkte-System bekamen die Individualisten. Das Fazit zu den jeweiligen Top ten zog Dieter Blankenhorn aus Weinsberg: „Alle Weine waren in sich stimmig.“ 

Die Besten

„Original“

  • Platz 1: 2009 Siebeneicher Himmelreich, Rolf Weibler, Bretzfeld – 15,1Punkte
  • Platz 2: 2009 „Der Trollinger“, Weingut Roth, Happenbach – 15,0
  • Platz 3: 2009 „Der Trollinger“ Strümpfelbacher Altenberg, Weingut Kuhnle, Strümpfelbach – 14,65

„Individualist“

  • 2008 „Drei Tauben“ Heilbronner Wartberg, Weingut Drautz-Able, Heilbronn – 15,90
  • 2009 Willsbacher Dieblesberg, Erich Hirth, Willsbach – 15,85
  • 2008 „Alte Rebe“ Heuholzer Dachsteiger, Weingut Ungerer, Pfedelbach-Renzen – 15,65
     

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