Studie: Rotwein schützt gegen Bewegungsmangel

08.07.2011 - arthur.wirtzfeld

USA (Washington) - Eine neue Studie legt nahe, dass der Genuss von Rotwein den negativen Auswirkungen von Bewegungsmangel entgegenwirkt. Dabei zielt die Studie darauf ab herauszufinden, ob Resveratrol, ein Phytoalexin mit antioxidativen Eigenschaften und enthalten in den meisten Rotweinen, dazu beiträgt, beispielsweise die negativen gesundheitlichen Auswirkungen bei Astronauten in Schwerelosigkeit und begleitender körperlicher Inaktivität, entgegenzuwirken bzw. sogar auszugleichen. Außerdem stützt Resveratrol die Muskel- und Knochenmasse und beugt so dem Risiko von Osteoporose vor.

 

Die Wissenschafter der Studie gaben einer Gruppe von Versuchstieren ihre tägliche Dosis von Resveratrol und verglichen deren Ergebnisse mit einer Testgruppe von Tieren, die kein Resveratrol erhielten. Versuchstiere ohne Resveratrol wiesen auf Dauer eine reduzierte Muskelmasse, nachlassende Kraft und Knochendichte auf. Zudem entwickelte diese Gruppe eine Insulinresistenz, die als Vorstufe von Diabetes anerkannt ist.

Veröffentlicht wurde die Studie jüngst im Federation of American Societies for Experimental Biology Journal (FASEB), wo insbesondere Resveratrol als Dämpfer schädlicher Auswirkungen auf Körperzellen, verursacht durch Inaktivität, gepriesen wird. „Resveratrol kann kein Ersatz für Körperertüchtigung sein, aber es könnte durchaus der Gesundheit erträglich sein“, sagt Gerald Weissmann, Herausgeber des FASEB Journal. „Jedenfalls haben die Wissenschaftler eindeutige Nachweise gefunden, das Resveratrol einer trägen Aktivität entgegenwirken kann. Insbesondere trifft dies in der Weltraumfahrt zu. Für uns Erdlinge ist es ebenfalls fördernd, beispielsweise bei durch Krankheit oder durch Verletzung bedingtem Bewegungsmangel - ich denke auch an sitzende, ruhenden Tätigkeiten, beispielsweise Bürojobs.“

Kritiker sehen die Ergebnisse der Studie nicht so optimistisch, obwohl sie zugegen, dass ein plus an Resveratrol die Verschlechterung des Gesundheitsbildes bei längerem oder anhaltendem Bewegungsmangel verzögern kann. Unbestritten ist allerdings, so haben es auch schon frühere Studien bewiesen, das Resveratrol als Therapie gegen Entzündungen wie Appendizitis (Entzündung des Blinddarms), Peritonitis (Entzündung des Bauchfells) und Sepsis (Entzündung durch Bakterien) wirksam sein kann.

Resveratrol findet man bei rund 72 Pflanzenarten und damit auch bei pflanzlichen Lebensmitteln, insbesondere bei Weintrauben und hier vorherrschend in der Haut von roten Weintrauben. Dabei ist der Vergleich von weißem zu rotem Traubensaft enorm. So findet sich in weißem Traubensaft rund 200 Mikrogramm/Liter Resveratrol dagegen in rotem Traubensaft schon 1100 Mirkogramm/Liter. Daher ist auch in Rotwein die Konzentration wesentlich höher und liegt bei rund 30 bis 50 Milligramm/Liter. Weißwein und auch Rosé enthalten wesentlich niedrigere Konzentrationen an Resveratrol. Eine weitere Funktion von Resveratrol als Phytoalexin ist der Schutz der Rebstöcke im Weinberg während feuchten Perioden vor Parasiten und Pilzinfektionen und Resveratrol gibt sich als wirksamer Helfer bei Befall durch falschen Mehltau oder Botrytis.

Als Skeptiker gibt sich Dr. Roger Corder, Professor an der William Harvey Research Institute und London School of Medicine and Dentistry zu erkennen. Er sagt: „Die ganze Resveratrol-Wein-Gesundheits-Beziehung ist völlig falsch. Viele Rebsorten, beispielsweise die dickhäutigen Trauben des Cabernet Sauvignon enthalten praktisch kein Resveratrol“. So gibt es keinen Konsens unter den Wissenschaftlern, aber das ist auch nicht gerade ungewöhnlich. Jedenfalls ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass ein Glas Rotwein mindestens 1 Milligramm Resveratrol enthält und entsprechende Medikamente bieten 15 bis 500 Milligramm pro Kapsel.

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