Kuriose Weingesetzte der US-Bundesstaaten
11.08.2011 - arthur.wirtzfeld
USA (New Jersey) - Überall auf der Welt ist es problemlos staatenübergreifend Weine zu versenden - nur nicht in den USA. Hier kann es ein Vergehen sein, wenn Weingüter ihren Kunden, die in einem anderen Bundesstaat leben, ein Weinpaket senden - von New Jersey aus ist es beispielsweise nicht möglich Weine in andere US Bundesstaaten zu versenden - Wie kann das sein?
Entsprechende Gesetze begründen sich noch auf der Prohibition von Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals bekam jeder Bundesstaat das Recht, selbst über Herstellung, Vertrieb und Versand von Alkoholika zu entscheiden. So kam es, dass einige der Bundesstaaten Gesetzte erließen, die den Warenverkehr mit Alkoholika staatenübergreifend verboten und die bestehen heute noch. Wenn beispielsweise ein Bürger aus Montana in New Jersey Urlaub macht, sich in einen Wein verliebt und diesen direkt vom Erzeuger beziehen möchte, kann er das vergessen.
„Es gibt eine starke Lobby in New Jersey, die eine Gesetzesänderung verhindern will“, erklärt Tom Consentino, Sprecher bei Uncork NJ. „Was ist die Situation? Viele der Erzeuger in New Jersey produzieren zu wenig Wein, um diese über den Handel in Verkauf zu bringen. Diese sind dann auf direkten Verkauf angewiesen. Und wie sollen sie ihre Weine vermarkten, wenn sie diese nicht über die Bundesgrenze hinaus versenden dürfen?“
Uncork NJ besteht selbst aus Lobbyisten, die sich in New Jersey für eine Gesetzesänderung stark machen, um den Versand von Wein staatenübergreifend möglich zu machen. Dafür ruft man via eigener Webseite zur Allianz auf. „Die Erzeuger in New Jersey dürfen ihre Weine containerweise nach Asien versenden, aber einen Karton Wein nach Kalifornien oder sogar in die Nachbarstaaten New York oder Maryland zu versenden, ist gesetzlich verboten. Das ist einfach lächerlich,“ entrüstet sich Tom Consentino.
Dagegen ist Joseph Crayan, Mehrheitsführer der „Weinversand-Gegner“, für eine weitere Beibehaltung der antiquierten Gesetzeslage. Er argumentiert in einer Erklärung, dass ein Aufbrechen Einschränkungen wie auch negative Auswirkungen auf den Einzelhandel und Großmärkte in New Jersey haben werde. „Wir haben in New Jersey rund 60.000 Jobber im Handel, wenn wir den direkten Versand ab Weingut erlauben, sind diese Arbeitsplätze gefährdet“, behauptet Joseph Grayan.
Doch die Lobby der „Weinversand-Gegner“ schwächelt. Seit 2003 streitet man sich zunehmend in New Jersey. Es werden Gerichte bemüht und es finden hitzige Diskussionen statt. Aktuell reagieren die Behörden in New Jersey und haben die Vergabe von Alkohollizenzen an neue Weingüter gestoppt, bis es zu einer neuen Gesetzeslage kommt. Dies sei ein positives Zeichen, so die Befürworter, eine Novellierung sei möglich, meinen sie.
In New Jersey, der vom Rang her siebtgrößte Wein produzierende Bundesstaat der USA und wo Weinbau seit 1787 dokumentiert ist, gibt es heute rund 50 lizenzierte Weingüter, aktuell warten weitere 15 Erzeuger darauf, Weine verkaufen zu dürfen. Insgesamt ist deren Situation ein Dilemma für die dortige Weinindustrie, die sehnsüchtig auf eine Befreiung der Beschränkungen aus Zeiten der Prohibition wartet.
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