„Jungwinzer“ Bernd Pischetsrieder: Steirisches Meisterwerk
02.06.2012 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND (München) - Große Weinpräsentation von Alpina aus Buchloe auf der Praterinsel in München. Jede Menge Sommelier-Prominenz aus ganz Deutschland ist angereist, um reife Bordeaux inklusive der Süßwein-Legende Château d’Yquem zu probieren und mit namhaften Winzern aus verschiedenen Ländern, zum Beispiel mit dem in Württemberg gebürtigen, aber ins Bordelais ausgewanderten Stephan Graf Neipperg zu plaudern.
Am Stand des bekannten südsteirischen Winzern Willi Sattler (dessen Vater einst Ende der siebziger Jahre der Erste war, der gegen die damalige süße Welle opponierte und auf knochentrocken umstellte) steht ein älterer, schlanker Herr, der einem irgendwie bekannt vorkommt, der aber nicht unbedingt zum Weingut zu gehören scheint.
Dann die Erinnerung an einen munteren Abend vor rund 16 Jahren bei Heinz Winkler in Aschau - und an diverse Fotos und Berichte in den Wirtschaftsnachrichten von überregionalen Tageszeitungen. Die Bestätigung, dass es sich um Bernd Pischetsrieder handelt, wird dann auch noch durch ein Schild an seinem Revers geliefert. Die zweite Bestätigung liefert die Verkostungsliste von Sattler, auf der ein Sauvignon Blanc 2010 Hochgrassnitzberg mit Erzeugerangabe notiert ist: Weingut Dr. Pischetsrieder.
Wir plaudern, er kennt den Gast von dessen journalistischer Betätigung, weil er seit vielen Jahren Vinum-Abonnent ist. Pischetsrieder erzählt, dass das sein zweiter Wein von einer eigenen Lage mit 1,2 Hektar ist, die er seit einigen Jahren besitzt. Die erste Ernte vom 2009 war zu gering für die Vermarktung. 200 Liter waren es, so was schafft man mit guten Freunden recht schnell weg. Aber jetzt hat er so viel, dass er verkaufen kann. Der Wein ist gut geraten, sehr geschmeidig, elegant und vielschichtig - ein erstklassiger Südsteier, bei dem man die Handschrift eines Topwinzers erkennt. Bernd Pischetsrieder erklärt sofort, dass er nicht der Winzer ist, sondern sich auf Willi Sattler verlässt. „Für so etwas müssen Profis ran. Ich darf nur bei der Lese helfen.“
Profis sind auch beim Verkauf aktiv. Alpina-Chef Burkard Bovensiepen hat sich die Rechte für den deutschen Markt gesichert. Damit schließt sich für „Jungwinzer“ Dr. Pischetsrieder gewissermaßen ein Kreis. Der gebürtige Münchner (Jahrgang 1948) war von 1993 bis 1999 zunächst bei BMW und dann bei Volkswagen von 2002 bis 2006 Vorstandsvorsitzender. Die letzten sechs Jahre lief sein Gehalt bei VW weiter, aber der Träger des Bundesverdienstkreuzes (2004) war beim obersten VW-Boss Ferdinand Piëch bekanntlich in Ungnade gefallen und musste seinen Posten für Martin Winterkorn räumen. Blieb ihm also Zeit und Gelegenheit, sich in den letzten Jahren um seinen Weinberg und den Zweitwohnsitz in der Südsteiermark zu kümmern.
Der Kreis schließt sich deshalb, weil Alpina neben Weinhandel auch Autos baut. Bovensiepen macht das schon seit vielen Jahren, die Basis seiner Luxusgefährte sind BMW-Modelle, aber er wird fuchsteufelswild, wenn man ihn als „Tuner“ bezeichnet. Denn der Alpina-Chef sieht sein Unternehmen als „Bauer automobiler Meisterwerke“. Solche Attribute verdienen auch manche seiner Weine. Den von dem ehemaligen Autochef kann man durchaus dazu rechnen…
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