Darum kann die Moselbrücke gebaut werden
03.05.2010 - RK.YOOPRESS-EM R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Ürzig) - Viel wurde schon gesagt und geschrieben über den Hochmoselübergang bei Ürzig, der für radikale Veränderungen in einem reizvollen Teilstück der Mosel sorgen wird. Die ersten Pläne gab es bereits in den sechziger Jahren. Dann wurde der Bau zurück gestellt, vor knapp zehn Jahren holte die Landesregierung Rheinland-Pfalz die Pläne wieder aus der Schublade und bekam nach Protesten von Bürgern und Umweltschützern zunächst die rote Karte, weil der Naturschutz Priorität hatte.
Doch wenn sich Politiker mal etwas in den Kopf gesetzt haben, sind sie schwer davon abzubringen. Sie drückten ihre Pläne durch, mit dem Bau wurde inzwischen begonnen. Die Kosten (rund 300 Millionen sind veranschlagt, nach gängigen Erfahrungen darf es auch deutlich mehr sein) scheinen niemand zu interessieren. Die Einsprüche einer Bürgerinitiative (www.pro-mosel.de) wurden ebenso ignoriert wie die weltweiten Proteste von namhaften Weinautoren bis hin zu Hugh Johnson und die zahlreichen Negativschlagzeilen in den Medien.
Opposition regt sich nicht mal im politischen Lager. Die drei im Landtag vertretenen Parteien waren sich vor wenigen Tagen bei einer Landtagssitzung einig, dass die Brücke notwendig ist und fertig gebaut werden muss. Kritik nahm man offenbar nicht so recht ernst. Selbst ein indirekt Betroffener wie Günter Eymael (FDP), der aus der Familie des Weingutes Mönchhof in Ürzig stammt, sprach von „Wachstum und Wohlstand“ im Zusammenhang mit der Brücke. Fragt sich nur, für wen.
Von der Bundespolitik gibt es keine Signale. Vielleicht müsste erst ein Eifel-Vulkan Asche auf die Mosel spucken, damit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die strittige Brücke zur Kenntnis nimmt. Auch Julia Klöckner, Staatssekretärin im durchaus themennahen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, (CDU), die nächstes Jahr bei den Wahlen den langjährigen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) ablösen will, hält sich vornehm zurück. Wer sie schriftlich nach ihrer Meinung fragt, bekommt eine klare Antwort: keine.
Ein Grund, warum die Baupläne umgesetzt werden können, blieb bislang in den Diskussionen ausgespart. Jede Menge Leute votieren gegen die Brücke. Aber vor Ort waren das geraume Zeit nur die unmittelbar Betroffenen. Man hätte eigentlich erwarten können, dass sich der regionale „Große Ring“ des VDP auf Seiten von Mitgliedern stellt, frühzeitig in die Diskussionen einklinkt und auch der Bundes-VDP eindeutig Position gegen die Brücke bezieht. Doch erst vor kurzem forderte der regionale Vorsitzende des VDP; Egon Müller, Wohnsitz an der Saar, einen sofortigen Baustopp. Kurz darauf wurde auch der Bundes-VDP in ähnlicher Form aktiv, nachdem er sich noch vor einigen Monaten dazu nicht in der Lage sah – mit Verweis, dass es keine eindeutige Solidaritätsbekundung des Mosel-VDP gibt. Derweil haben die Baumaschinen schon reichlich Arbeit geleistet…
Einen Bernkasteler Ring gibt es ebenfalls noch an der Mosel. Ihm gehören zwar einige Dutzend ambitionierte Güter an. Aber in Sachen Brücke blieb der Verein bislang ebenso sprachlos wie der Weinbauverband Mosel. Wenigstens ist man beim Verband ehrlich genug, darauf hinzuweisen, dass die Stimmung unter den Mitgliedern sehr unterschiedlich ist und es wohl zwischen Gegnern und Befürwortern Unentschieden steht. Die Politiker kennen wohl eine solche Stimmungslage, die – man muss es leider festhalten – typisch für diese Region ist. Viele Moselwinzer wissen nicht, wie man Solidarität buchstabiert oder was dieses Wort eigentlich bedeutet…
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