Bordeaux Weinjahrgang 2011 - „Zurück zur Realität“

26.09.2011 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Man kann es kaum glauben, aber das Gros der Erzeuger in Bordeaux ist im Grunde erleichtert, dass man nicht schon wieder ein stellares Weinjahr verkünden muss. „Nach den Jahrgängen 2009 und 2010 führt uns dieser Jahrgang zurück zur Realität“, bringt es David Pernet, Vertreter von Sovivins, einem Unternehmen zur oenologischen Analyse und Unterstützung der Weinerzeugung in Bordeaux, auf den Punkt. „Die Kluft zwischen den ersten und zweiten Weinen dürfte erheblich sein“, sagt Pernet weiter, „wir erwarten, dass die besten Weine aus 2011 in ihrer Qualität irgendwo zwischen denen aus 1996 und aus 2006 eingestuft werden können.“

 

In der Beurteilung des Jahrgangs 2011 stimmen die meisten Erzeuger im Bordeaux überein. So bemerkt Paul Pontallier, Direktor von Château Margaux: „Die Trauben, die wir bisher eingebracht haben sind sehr gut. Deren Qualität reicht für einen sehr ordentlichen Jahrgang. Und wir brauchen mal wieder einen normalen Jahrgang, denn einen weiteren großen Jahrgang würde der Markt wohl nicht ertragen. Ich rechne auch damit, das die führenden Châteaux ihre Preise für die Weine aus 2011 reduzieren werden, vielleicht sogar um mehr als 20 Prozent.“

David Pernet, der u.a. mit vielen renommierten Erzeugern in Bordeaux, einschließlich Château Seguin und Pape Clement in Passac Leognan und Clos l'Eglise in Pomerol arbeitet, erklärt: „Der Jahrgang 2011 wird eine Reihe von differenten Weinstilen aus der ganzen Region aufzeigen. Das Traubenmaterial ist recht unterschiedlich, begründet auf Dürreperioden im Frühling, Hagel und Hitze im Juni. Dazu hat die Luftfeuchtigkeit im September örtlich den Grauschimmel gebracht. Doch trotz dieser Wetterkapriolen, auch trotz überdurchschnittlichen Wasserstresses, haben sich durch zwischenzeitlich günstige Wetterbedingungen die Trauben vielerorts gut entwickelt.“

Und Eric Boissenot, Weinberater der renommierten Châteaux, darunter auch Latour, Lafite-Rothschild, Margaux, Mouton-Rothschild, Palmer, Pichon Comtesse, Pichon Baron, Ducru-Beaucaillou, Léoville Barton, Léoville La Cazes und Gruaud-Larose, fasst zusammen: „Das war bisher ein sehr arbeitsintensives Weinjahr. Die Qualität hängt nunmehr sehr von der Selektion der Trauben ab. Zudem werden viele der Châteaux versuchen, den Traubensaft im Keller zu konzentrieren. Im Mengenvergleich zu 2010 wird der Jahrgang 2011 rund 10 Prozent weniger Ertrag bringen, allein begründet auf dem Hagel und der anschließenden Hitzewelle im Juni. Aber das, was an selektiertem Traubenmaterial eingebracht wird, ist von ausgezeichneter Qualität.“

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