«Die Essenz» - eine Interpretation des Ornellaia 2014 von Ernesto Neto

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 20. Februar 2017

ITALIEN (Bolgheri) – Längst ist Ornellaia, Produzent von Premiumweinen aus dem toskanischen Bolgheri, bekannt für seine kunstvollen Etiketten, an denen sich jedes Jahr ein renommierter Kreativer versucht, berufen aus dem elitären Kreis zeitgenössischer Kunst. Wer glaubt, dass die bisherigen expressiven Designs nicht mehr übertroffen werden könnten, der möge sich besser belehren lassen. In diesem Jahr hat das Weingut aus Bolgheri den brasilianischen Künstler Ernesto Neto gebeten, die Etiketten für den Ornellaia-Jahrgang 2014 “L’Essenza” im Rahmen des Projekts Vendemmia d’Artista zu gestalten.  Bei deren Interpretation hat sich der Ernesto Neto auf seine aktuelle künstlerische Auseinandersetzung berufen: die Erkundung des Schamanismus als Wissenschaft, die Naturphänomene und das indigene Kunsthandwerk. 2014 erforschte Neto zusammen mit Mitgliedern des Stammes der Huni Kuin den künstlerischen Aspekt von Ritualen und schamanischen Traditionen – seine aktuellen Arbeiten leben von dieser Inspiration. 

 

"Mit diesem Thema die Ornellaia Vendemmia d’Artista zu gestalten war eine große Herausforderung für mich", sagt Ernesto Neto, der für das Flaschendesign eine Manschette als eine symbolische Umarmung entwarf. So gestaltet sind 100 Doppelmagnum (drei Liter), zehn Imperial (sechs Liter) und eine einzige Salmanazar (neun Liter). "Die Ummantelung der Flaschen ist die Illustration eines natürlichen Gleichgewichts, das im Herzen einer jeden Gesellschaft vorzufinden sein sollte, in der die Hierarchie die essenzielle Grundlage bildet, um in Harmonie mit einer Gruppe und im Gleichklang mit Mutter Natur zu leben", erläutert Ernest Neto seine künstlerische Arbeit.

„Heute erlebt das Projekt Vendemmia d’Artista seine 9. Ausgabe, womit auch die Spenden für die Erhaltung internationaler Kunstschätze erneut fließen können“, erklärt Giovanni Geddes da Filicaja, Direktor von Ornellaia, sehr angetan von dem Ergebnis des Künstlers und fügt hinzu: „Es ist uns gelungen, in acht Jahren Spenden in Höhe von mehr als einer Million weltweit zu verteilen. Das mag nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, doch es werden immer mehr werden.“ Mit Spenden bedacht wurden bisher das Whitney Museum in New York wie auch die Neue Nationalgalerie in Berlin, das Royal Opera House in London, die H2 Foundation in Hong Kong und Shanghai bis hin zum Museo Poldi Pezzoli in Mailand, der Kunstgalerie AGO in Toronto, der Fondation Beyeler in Basel und dem Hammer Museum in Los Angeles.

Neben dem lobenswerten Engagement von Ornellaia bedarf es auch betuchten Weinliebhabern, die als Förderer das Projekt letztlich zum Erfolg führen, indem sie die edlen Weinflaschen ersteigern. Doch dieser Erfolg basiert auch auf dem Wein, der Weinbergs- und Kellerarbeit und dem gesamten Team von Ornellaia. 

"Wenn man vor einem schwierigen Jahrgang steht und versuchen möchte, einen großen Wein zu schaffen, geht es einzig und allein darum, die Essenz hervorzuholen. Der Jahrgang 2014 bot teils angenehme, teils unerwartete Überraschungen: heftige Regenfälle im Sommer, niedrige Temperaturen während der Reifephase wurden abgelöst von einem idealen Klima im September und Oktober. Durch die späte Reife erhielten die Trauben ein Maximum an Lebhaftigkeit und Frische. Bei der äußerst sorgfältigen Lese haben wir nur ausgereifte Beeren geerntet", berichtet Axel Heinz, Direktor und Weinmacher von Ornellaia und ergänzt noch. "Solche Herausforderungen kennen wir. Je nachdem, welche Klimabedingungen gerade herrschen, können wir uns unser Wissen über unser Terroir bestens zu Nutze machen.”

Am 27. April wird Ornellaia Protagonist einer Wohltätigkeitsauktion im Solomon R. Guggenheim Museum New York sein, bei der neun Lose während eines spektakulären Galaabends aufgerufen werden. Diese enthalten wiederum Sonderflaschen, die von Ernesto Neto für Ornellaia 2014 L’Essenza - Vendemmia d’Artista gestaltet sind. Durch den Galaabend führt Jamie Ritchie, Sotheby’s CEO & President für Amerika und Asien. Der Gesamterlös geht ausnahmslos an die Eventlocation: das von Richard Armstrong geleitete Solomon R. Guggenheim Museum and Foundation in New York.