Revolte im Rioja?

26.02.2016 - arthur.wirtzfeld

SPANIEN (Laguardia) - Ein seit Langem schwelender Konflikt im Rioja brach Anfang dieses Jahres auf, als die Bodegas y Viñedos Artadi das Vorhaben aus der Consejo Regulador der D.O.Ca Rioja auszutreten, in die Tat umsetzte. Die Bodegas Artadi, gegründet 1985 durch eine Winzergruppe, geführt von Juan Carlos López de Lacalle, hat ihren Sitz in der Gemeinde Laguardia (Subregion der Rioja Alavesa). Schon seit Jahren hat Artadi sich mehr auf die Herkunft konzentriert und die eigenen Weine, darunter das Flaggschiff El Pison, nach Lagen gekennzeichnet anstatt die Bezeichnungen Crianza, Reserva und Gran Reserva zu führen. Auf den Etiketten von Artadi sind diese Bezeichungen der D.O.Ca Rioja nicht mehr enthalten.

 

Dies ist die letzte Konsequenz der Bodega Artadi in einem Konflikt mit dem Consejo Rioja, der in vielen Facetten geführt wurde und der keine einfache Lösung bot. "Wir möchten keine Bewegung initiieren. Wir werden aber unseren Weg weiter gehen, unsere Entscheidung also nicht revidieren, denn wir sind der Überzeugung, dass unsere Lagen die Hauptquellen für den Mehrwert unserer Weine sind", wird López de Lacalle zitiert. Mit dieser Meinung steht López de Lacalle nicht allein.

Das Klassifikationssystem des Rioja erlaubt nur eine geografische Angabe und das ist ausschließlich Rioja. Telmo Rodriguez, einer der führenden spanischen Winzer, der Weine in vielen spanischen Appellationen produziert, plädiert längst schon für eine Implementierung der Lage im Rioja-System. Dem folgt auch die El Grupo Rioja, die größte Vereinigung von Produzenten aus dem Rioja, die im Januar einen Vorschlag unterbreitete mit dem Ansinnen, die Bezeichnung von Dörfern und Weinbergen zuzulassen. Parallel dazu gibt es auch eine politische Facette. Das Rioja ist in die drei Bereiche Alavesa, Alta und Baja aufgeteilt. Zwei davon obliegen der nationalen Ordnung Spaniens, nur Alavesa ist ein Teil der autonomen Gemeinschaft Baskenland. Im Frühjahr letzten Jahres baten 120 Bodegas aus der baskischen Provinz um die Erlaubnis, Alavesa auf den Etiketten zu führen. Beamte der baskischen Regierung hatten diesem Antrag ihre Unterstützung versichert.

Was einer "Reform" allerdings massiv im Wege steht, ist ein wirtschaftlicher Aspekt. Die größten Kellereien haben weltweit ihre Marken auf dem aktuellen Rioja-System aufgebaut. Die Weine sind Blends von Weinbergen aus dem ganzen Rioja. Die Bodegas fürchten um ihr Prestige und um Marktanteile, wenn die Anbauregion in kleinere Bereiche aufgebrochen wird. Victor Fuentes, Manager der Gruppe Baron de Ley, hat für beide Seiten Verständnis. Zur Gruppe gehöret auch der Produzent El Coto, der die größte Anzahl an Crianza produziert und auf Trauben von über 400 Hektar Rebflächen zurückgreift, die verteilt in allen drei Bereichen des Rioja liegen.

"Als Vermarkter weiß ich, dass wir noch viel tun müssen, um dem Konsumenten das Rioja näher zu bringen. Ich bin letztlich skeptisch gegenüber Bezeichnungen von Dörfern und Weinbergen auf den Etiketten", wird Fuentes zitiert. Dabei ist Fuentes nicht konsequent, denn mit dem Jahrgang 2010 füllte El Coto einen Wein namens Coto Real, der sich auf einen 80-jährigen Weinberg namens Los Quartos Viejos bezieht, gelegen in der Ortschaft Cenicero im Rioja Alta. Fuentes glaubt, dass dieser Wein eine starke Aussage über sein Terroir vermittelt. "Bei einer Rückverfolgung zur Lage stellt sich die Frage, warum nicht transparent sein? Vielleicht wird es das Interesse der Verbraucher wecken", überlegt Fuentes.

Mit seiner aktuellen Klassifikation ist das Rioja nicht im Einklang mit dem Rest der Weinwelt. Wann und wie sich Bezeichnungen im Rioja hin zu einem Terroir basierendem System entwickeln, wird spannend zu beobachten sein. 

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