Megadeal: Southern Wine & Spirits of America und Glazers´s fusionieren

11.02.2016 - arthur.wirtzfeld

USA (Miami / Dallas) - Die Southern Wine & Spirits of America, Inc. (Southern) und Glazer´s, Inc. (Glazer´s"), zwei der führenden Wein- und Spirituosenhändler in den USA, haben sich jüngst zur größten nordamerikanischen Vertriebsgesellschaft für Wein und Spirituosen vereinigt. Das neue Unternehmen, das sich Southern Glazer's Wine and Spirits, LLC (Southern Glazer’s) nennt, bedient nunmehr den gesamten nordamerikanischen Kontinent von Küste zu Küste. Gemeinsam werden zurzeit 150 Millionen Fälle von Wein und Spirituosen abgesetzt, was 90 Prozent aller Alkoholika entspricht, die in Nordamerika von Texas bis Kanada konsumiert werden.

 

Southern Glazer’s beschäftigt 20.000 Mitarbeiter und unterhält Niederlassungen in 41 Staaten, neben den USA auch in der Karibik und in Kanada. Der Verwaltungssitz des neuen Unternehmens ist in Miami - in Dallas wird der operierende Teil des Unternehmens verbleiben. Das Führungsteam setzt sich aus den vormals führenden Managern beider Unternehmen zusammen. Harvey R. Chaplin (vormals Southern) wird als Vorsitzender fungieren, Bennett Glazer (vormals Glazer´s) übernimmt den Posten des exekutiven Vizepräsidenten. Die Geschäfte werden gemeinsam geführt von CEO Wayne E. Chaplin und von CEO Sheldon Stein, wobei Chaplin für die strategische Ausrichtung und Stein für Fusionen, Übernahmen und langfristige Wachstumsinitiativen verantwortlich zeichnen.

Beide Unternehmen verfügen über einen enormen Erfahrungsschatz in der Getränkebranche, Belieferung des Handels und Marketing. Vor dem Magahändler Southern Glazer’s sind kleinere Unternehmen dieser Branche nun nicht mehr sicher. Insider vermuten, dass sich das neue Unternehmen nach und nach alles einverleibt, was nur irgendwie Profit verspricht. Der Zusammenschluss muss noch von den Behörden genehmigt werden. Voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres soll die Fusion abgeschlossen sein.

Die ganze Handelsbranche in den USA ist durch den Deal mehr als beunruhigt, denn eines ist klar, Southern Glazer’s werden die Wein- und Spirituosenbranche völlig verändern. Es bleibt die Frage ob zum Guten oder zum Schlechten. Chaplin und Glazer sagen, es gehe ihnen um Effizienz. "Ein Händler, der fast jeden US-Staat bedient, kann Erzeugern von Wein und Spirituosen bestmöglich helfen, ihre Kunden zu erreichen, ohne dabei sich im Markt zu verzetteln. Im Idealfall übernehmen wir mit höchster Professionalität den Verkauf der Waren unserer Produzenten", meint Chaplin. "Southern Glazer’s ist in der Lage, das Geschäft mit den Einzelhändlern und den Gastronomen professioneller zu gestalten und somit zu verbessern", kommentiert Sandra LeDrew, Präsidentin der Treasury Wine Estates für Nord- und Südamerika, den Magadeal. "Wir haben letztes Jahr 12,8 Millionen Fälle mit den Marken wie Beringer, Lindemann und Penfolds in den USA abgesetzt. Dazu mussten wir eine Menge an Manpower und Ressourcen aufstellen, um den Handel in diesem großen Maßstab zu erreichen. Das können wir nun Southern Glazer’s überlassen."

"Für große Weingüter und Hersteller von Spirituosen können wir die Vertriebswege aufzeigen, individuelle Anforderungen berücksichtigen und den Verkauf vereinfachen. Für sie ist unsere Marktmacht eine große Chance. Wir helfen bei der Preisgestaltung und ebenso bei der Versorgungskette. Wir sind Ansprechpartner für den Handel wie auch gleichermaßen für die Erzeuger. Für beide ebnen wir die Märkte", sagt Chaplin. Dies scheint sicherlich gegeben, aber ob dies auch für kleinere Erzeuger gilt, bezweifeln Kenner der Handelsszene. "Wenn Sie vorher als kleines Weingut von Southern vertreten wurden, haben Sie wenig Aufmerksamkeit erhalten. Nun nach diesem Megadeal werden sie als kleiner Produzent noch weniger Aufmerksamkeit erhalten", sagt ein Inhaber eines kleineren Weingutes aus Kalifornien. "Meine einzige Hoffnung ist, auf die Mailingliste von Southern Glazer’s zu kommen. Wenn mir das nicht gelingt, muss ich eine Alternative suchen."

Der Ausweg für die kleineren Weingüter ist die Aufmerksamkeit der Kunden, die sich vermehrt den Produkten von eher unbekannten Erzeugern oder auch Boutique-Gütern zuwenden, die gute Qualität zu fairen Preisen anbieten. "Der Trend der Konsolidierung hält nun schon eine Weile an, aber die Mehrheit der kleinen Produzenten finden immer noch Zugänge zum Markt", sagt Michael Binstein, CEO und Inhaber der Handelskette Binny's Beverage Depot. "Dass die großen Handelshäuser immer größer werden, schafft Freiraum für Alternativen", bestätigt John Ragan, Direktor der Sparte Wein von der Union Square Hospitality Group, die auch eigene Restaurants in großen Städten wie in New York besitzen. "Die meisten Güter können überhaupt nicht die Mengen produzieren, die Southern Glazer’s nun benötigen. Sie brauchen den Handel, der in ihrer Region wirkt und sich dort mit dem Markt bestens auskennt."

"Wein ist ein fantastisches Produkt, aber der Handel damit war schon immer schwierig. Unsere Kunden sind sehr markentreu. Dennoch probieren sie gerne verschiedene Weine und die bekommen wir von den kleineren Weingütern, mit denen wir gerne langfristig arbeiten", sagt Charles Bailes, CEO von ABC Fine Wine & Spirits, die 140 Filialen in Florida unterhalten. So wie Bailes vermuten die kleineren Weinhändler, dass die Konsolidierung des Handels einige von ihnen nicht überleben werden. Aber es macht sich auch Trotz breit, nach dem Motto, jetzt erst recht. "So ein Deal wie Southern Glazer’s geht in Richtung Monopol. Damit steigen die Preise und die Auswahl geht nach unten. Das kann auch schief gehen. Keine Frage, mehr Effizienz benötigt mehr Mittel. Wer soll diese Mittel bereit stellen - der Händler oder die Erzeuger? Und wenn Du mehr Dollars hast, wird dann Dein Produkt günstiger? Führen die Gewinne zu einem besseren Service?", fragt Bailes.

Wir werden sehen, wie der Markt diese Megafusion aufnimmt und darauf reagieren wird. Konsolidierungen gibt es in vielen Branchen, wobei die Kleinen dabei oftmals verlieren. Aber solche Veränderungen bedeuten auch Chancen. Am Ende befindet der Markt über das Schicksal des Handels. Die Weingüter, die beste Qualität produzieren, werden immer Kunden finden - das ist gewiss. Denn schließlich ist es Fakt: Wein und Weinkonsumenten sind ein anspruchsvolles Bündel.