Giacomo Tachis, Vater der italienischen Weinrenaissance verstorben

17.02.2016 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Toskana) - Der italienische Önologe Giacomo Tachis, der in den 1960er und 1970er Jahren die Renaissance des italienischen Weins initiierte, ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Italiens Weinwelt verdankt Tachis die Modernisierung des Weinbaus und er gilt als Vater des Tignanello und Solaia sowie zusammen mit Piero Antinori auch als Veredler des Sassicaia, des heute bekannten Bordeaux-Blends, den Mario Incisa della Rocchetta 1944 in seinem Weingut in Bolgheri erschaffen hatte. Über 30 Jahre arbeitete Tachis für die Güter von Antinori, bevor er als Berater für eine Reihe von italienischen Produzenten wirkte.

 

"Für mich war es ein Privileg und eine große Ehre mit Giacomo Tachis arbeiten zu dürfen", wird Antinori in den Medien zitiert. "Giacomo begründete eine instrumentale Evolution, nicht nur hinsichtlich der Weine Italiens. Dass er uns nun verlassen hat, ist ein großer Verlust, aber die Entschädigung ist, dass seine Arbeit auch in Zukunft weiterleben wird."

Im Jahr 1933 im Piemont geboren, studierte Tachis nach dem 2. Weltkrieg Önologie in Alba. In 1961 wurde er von Niccolò Antinori (Vater von Piero Antinori) eingestellt. Damals lag ein Schatten über dem Weinbau in der Toskana. Man verwendete zwar beste Klone für den Sangiovese, pflanzte diese aber an den falschen Stellen und viel zu dicht. Zu dem schwachen Traubenmaterial gesellten sich außerdem unhygienische Praktiken in den Kellern gepaart mit verunreinigten Holzfässern, was zu einer generell schlechten Weinqualität führte.

Piero Antinori, der das elterliche Unternehmen in Jahr 1966 übernahm, machte sich zusammen mit Tachis daran, die Qualität der Weine zu verbessern. Tachis wandte sich an Emile Peynaud, dem damals führenden Önologen, der in Bordeaux wirkte. Peynaud folgte dem Ruf und kam als Berater in die Toskana. Fortan wurden Blends mit weißen Trauben, was damals üblich und gesetzlich erlaubt war, aufgegeben und die Weine durften in neuen Holzfässern reifen. Im Jahr 1970 schufen Tachis und Antinori ein besonderes Cuvée mit Trauben aus der Lage Santa Christina - es war die Geburtsstunde des Tignanello, der Star der modernen italienischen Spitzenweine, der sogenannten Supertoskaner. Dieser heute berühmte Wein war einer der ersten Rotweine aus dem Chianti, der keinen Anteil weißer Trauben enthielt. Ihm gab man den Namen "Villa Antinori Tignanello".

Vier Jahre später im Jahr 1974 folgten die meisten Produzenten der Toskana dem Beispiel von Tachis und es war generell verpönt, den Rotweinen weiße Traubensäfte beizumischen. In diesem Jahr veränderte Tachis auch den Prozess der Maischegärung. Er begann mit der Remontage, indem er den Rotwein vom Boden der Tanks abpumpte, den Saft wieder nach oben führte und so wieder der Gärung zuführte. Der Zweck war, die Häute zu versenken, um so viel wie möglich Farb-, Aroma und Gerbstoffe in den Most zu übertragen. Im Jahr 1975 erweiterte Tachis die Grenzen der damaligen Weinbereitung nochmals, indem er durch Zufügung von 20 Prozent Cabernet Sauvignon und fünf Prozent Cabernet Franc seinen Weinen eine enorme Eleganz schenkte.

Ironischerweise wurde der so von Tachis erzeugte Tignanello aufgrund der damaligen Klassifikation des Chianti Classico im Jahr 1967 als Tafelwein eingestuft - noch heute produziert Antinori den Tignanello gegen das Reglement des Consorzio Vino Chianti Classico und vermarktet den Tignanello bewusst als Wein der Indicazione Geografica Tipica (IGT), also außerhalb der Klassifizierung des Chianti Classico DOCG. Das störte Tachis schon damals nicht - er ging seinen Weg unbeirrt. Im Jahr 1978 schuf er den Solaia, als man aus den Weinbergen des Chianti Classio eine Rekordernte einfuhr. Der Solaia enthielt 75 Prozent Cabernet Sauvignon, fünf Prozent Cabernet Franc und 20 Prozent Sangiovese.

Nachdem Tachis im Jahr 1992 aus den Diensten von Antinori ausschied, wurde er Berater einer ganzen Reihe von Weingütern in der Toskana, Sizilien, Sardinien und anderen italienischen Weinregionen. Er wirkte unter anderem bei den Gütern Argiano, Castello dei Rampolla, Querciabella, Donnafugata und Argiolas. Tachis kümmerte sich besonders um Nachwuchswinzer wie beispielsweise Alessandro Cellai, der heute die Produktion von Domini Castellare di Castellina verantwortet und den Doktor der Önologie innehat. "Giacomo war für mich wie ein Vater und das meiste was ich weiß, habe ich von ihm gelernt. Sein Licht und seine Lehren werden mich immer führen", wird Cellai zitiert.

Giacomo Tachis hinterlässt seine Tochter Ilara und zwei Enkel. Sein Credo war: "Allzu oft vergessen wir, dass die Größe eines Weines in seiner Einfachheit und Authentizität begründet ist."

TIGNANELLO (Toscana IGT - Tignanello Estate - Marchesi Antinori): Er war der erste Sangiovese, der in Barrique verfeinert wurde, der erste moderne italienische Rotwein, der sich aus nicht traditionellen Rebsorten (darunter Cabernet) zusammensetzt, und einer der ersten Rotweine aus dem Chianti, dem keine weißen Rebsorten hinzugesetzt wurden. Unter Kennern ist der Tignanello ein Meilenstein in der Geschichte des Weins. Der Wein wird aus einer Auswahl von Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc Trauben hergestellt. Nach circa 12 Monaten in Barriques wird er noch ein weiteres Jahr auf der Flasche verfeinert.

SOLAIA (Toscana IGT - Tignanello Estate - Marchesi Antinori): Er stammt von der sonnigsten Ecke des Hügels von Tignanello (gleichnamiger Weinberg) und wird aus besten selektierten Trauben der Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Sangiovese vinifiziert. Der Wein wird ebenfalls circa 12 Monate in Barriques und ein weiteres Jahr auf der Flasche verfeinert.