Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby setzt Weinwerbung der Rhone unter Druck
29.01.2015 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Dijon) – Die französische Anti-Alkohol-Lobby versucht die Winzer aus der Côtes du Rhône unter Druck zusetzen und fordert eine angeblich gesetzeswidrige Weinwerbung zu unterlassen. Die beanstandete Print- und Online-Anzeige zeigt einen Mann mit einem roten Ballon und dem Slogan ’au gout de la vie’ (dt.: ein Geschmack für das Leben). Die Anti-Alkohol-Lobby ist der Meinung, dass diese Anzeigenkampagne gegen die Gesetzte der Alkoholwerbung verstößt.
Offiziell vorgetragen wird die Beschwerde vom Organ des nationalen Bündnisses von Experten für Gesundheit und Aktivisten gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch (L'Association Nationale de Prévention en Alcoologie et Addictologie – kurz ANPAA). Die agierenden Lobbyisten argumentieren vehement gegen die im Oktober vergangenen Jahres erstmals erschienene Anzeige, deren „begleitende Textaussage mit dem Loi Evin* nicht vereinbar wäre“.
Der Fall ist der jüngste in einer Reihe von Scharmützeln zwischen der ANPAA und der französischen Weinindustrie, deren Lobbyisten damit auch die Regierung beeinflussen wollen, da neue Gesundheitsgesetzte in Planung sind. Die Weinvereinigung Côtes du Rhône schaffte nun einen Detailsieg, nachdem das Tribunal de grande Instance in Paris entschied, dass die Anzeige rechtens ist. Allerdings muss der Slogan der Werbekampagne geändert werden. „Wir können das Bild behalten oder ein neues verwenden, entschieden haben wir noch nicht“, sagt Arnaud Pignol, Generaldirektor der Inter Rôhne. „Einen neuen Slogan werden wir auch finden und demnächst verkünden. Im Übrigen werten wir die Entscheidung des Gerichts durchaus als konstruktiv. Der Richter war ausgewogen und hat Bild- und Textaussage getrennt bewertet. Aber das Urteil zeigt auch, dass der Loi Evin immer noch sehr streng angewandt wird.“
Die ANPAA hat nun 15 Tage Zeit, um in Berufung zu gehen. Gerade gegen Ende des Jahres 2014 verlor die ANPAA einen neun Jahre andauernden Rechtsstreit mit der Vereinigung der Bordeaux Weine.
* Loi-Evin entstand als Gesetz zu Beginn des Jahres 1991 und bezieht sich auf den Kampf gegen unerlaubte Print- und Medienwerbung in den Bereichen Tabakkonsum und Alkoholismus. Der Name des Gesetzes stammt von Claude Evin, der als damaliger Minister dem französischen Parlament einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgestellt hat. Das Loi-Evin ist weitreichend und regelt Information und Werbung sowie Handhabung mit Tabak und Alkohol in Restaurants, Bars, Hotels und Casinos, weiter in Schulen, Universitäten und Bildungszentren für Erwachsene sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln und Krankenhäusern.