Das unbekannte Franken-Trio „Wein von 3“

04.12.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Zeilitzheim) - Kennen Sie Zeilitzheim? Wenn nicht, ist das nicht unbedingt eine Bildungslücke. Das 750-Einwohner-Dorf im südlichen Landkreis Schweinfurt in der Nähe der Volkacher Mainschleife und von Gerolzhofen liegt nach Einschätzung der Zeilitzheimer selbst „abseits der Hektik und des Mainstreams“. Aber es gibt hier ein durchaus prächtiges Schloss. Und seit einigen Jahren auch ein Weingut mit eigenwilligem Namen.

 

„Wein von 3“ residiert sogar direkt im Schloss, das seit einigen Jahren ein Hotel mit 18 Zimmern und diversen Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Tagungen ist. Hotelier Alexander von Halem ist einer aus dem Freundes-Trio. Seine Partner sind Heiko Niedermeyer und Christian Werr, die im Gegensatz zu von Halem weinbauliche Erfahrung vorweisen können. Vor einigen Jahren fanden ihre Lebensstränge teilweise zufällig zusammen und sie beschlossen, gemeinsame Sache zu machen. 

Christian Werr ist mit seinen 33 Jahren der Jüngste im Team und der Profi in Sachen Weinmachen. Er lernte das Handwerk als Quereinsteiger. Nach der Ausbildung beim renommierten Weingut Bickel-Stumpf in Frickenhausen ging er aber zunächst andere Wege, leistete seinen Zivildienst ab und arbeitete in einer Fabrik, ehe ihn seine Freundin Julia wieder auf den Pfad der Wein-Tugend zurückführte. Er holte das Abitur nach und studierte anschließend Weinbau und Oenologie in Geisenheim, verbunden mit einem Praktikum in der Kellerei Kaltern in Südtirol. Die Wein-Uni hat er erfolgreich hinter sich gebracht, was seine Freunde freut, da er jetzt bei anstehenden Arbeiten im Weinberg nicht mehr auf das Studium verweisen kann.

Heiko Niedermeyer (39) wuchs im elterlichen Weinbaubetrieb auf, machte seine Winzerlehre in einem unbekannten fränkischen Weingut und wandte sich dann mehr dem Weinmarketing mit einem Studium der Weinbetriebswirtschaft an der Hochschule Heilbronn zu. Es folgte ein Masterstudiengang an der Uni Gießen, das 2011 abgeschlossen wurde. Danach wollte er ein Weingut übernehmen. Bei einem Gastsemester in Geisenheim lernte er Christian Werr kennen und konnte ihn für sein Vorhaben begeistern. Dann gelang es ihm auch noch, den Weinfreak und Schlosseigentümer für das Team zu gewinnen. Das fiel leicht, weil Alexander von Halem (46) schon als 18-Jähriger in einem Weingut jobbte, um sich ein Ticket für einen Ausflug in sein Geburtsland USA leisten zu können. Dort fand er ein Auskommen bei der US Air Force und reiste unter anderem als Offizier der Army in der Welt herum.

1998 fand er den Weg zurück nach Zeilitzheim, wo die Eltern 1979 das 1679 erbaute Schloss in einem schlechten Zustand erworben hatten und es langsam wieder nutzbar machten. 2002 absoliverte von Halem die Ausbildung zum „Gästeführer Weinerlebnis Franken“. Unter den drei Weinmachern sieht er sich als Azubi, der sich im Weinberg am wohlsten fühlt. 

Mit ihrem vorläufig kleinen Betrieb sind sie Mitglied der „Generation Riesling“ des Deutschen Weininstitutes. Die zwei Hektar befinden sich auf Stammheimer Fluren, wo auch ein Keller für den Ausbau existiert. Dass man beim Ertrag zurückhaltend ist, lässt die Zahl von 8000 bis 10 000 Flaschen pro Jahrgang erkennen. Längerfristig will „Wein von 3“ auf bis zu zehn Hektar wachsen. Die Weine, die sie erzeugen, sind keine Überflieger. „Aber wir machen Weine, auf die wir selber Lust haben“, meint „Senior“ von Halem. Das sind ein würziger Silvaner, ein knackiger, mineralischer Riesling mit prägnanter Säure, ein herzhafter Perlwein, eine weiße Cuvée in feinherber Version, die weiße Barrique-Cuvée „Baron“, ein süffiger Rotling halbtrocken, eine gut strukturierte Domina, die im neuen Holz lag, sowie der elegante rote Barrique-Wein „Fuchs v.B.“ (ebenfalls Domina). Laut Werr wird auf Lagenangaben und Prädikate generell verzichtet. Die Preise liegen zwischen 7 und 18 Euro. Kundschaft gewinnt man teilweise via Hotel und durch die Teilnahme an kleinen Messen. Der Druck, Wein schnell verkaufen zu müssen, ist bei der momentanen Betriebsgröße nicht vorhanden.