Weinbetrüger Rudi Kurniawan zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt

12.08.2014 - arthur.wirtzfeld

USA (New York) - Die bisher größte Ermittlung gegen Weinfälschung und Weinbetrug in den USA bringt Rudi Kurniawan für 10 Jahre ins Gefängnis. Bundesbezirksrichter Richard Bermann verurteilte den überführten Rudi Kurniawan - in der Weinszene auch als Dr. Conti bekannt - zu einer Haftstrafe von 10 Jahren und zusätzlich zu einer Strafe von 28,4 Millionen US-Dollar. Das Strafgeld wird überwiegend zur Entschädigung von betrogenen Weinsammlern verwendet werden.

 

Erstmals hat die US-Regierung mit dem Organ der New Yorker Staatsanwaltschaft einen Weinbetrug strafrechtlich verfolgt. Die Jury hatte bereits im vergangenen Dezember nach vielen Verhandlungstagen aber nur einer zweistündigen Beratung Rudi Kurniawan für schuldig befunden. Bis dato hatten die Anwälte von Rudi Kurniawan Gelegenheit, entlastende Vorträge einzureichen, während die Staatsanwaltschaft betrogene Weinsammler eruierte. Nach der Urteilsverkündung in letzter Woche äußerten sich die Anwälte von Rudi Kurniawan hinsichtlich einer Berufung, die noch geprüft werden müsste.

Was während des Prozesses zutage kam, erstaunte nicht nur die Ermittler. Rudi Kurniawan hatte in seinem Haus in Los Angeles eine „Zauberküche“ eingerichtet. Dort stapelten sich gefälschte Etiketten und Stempel neben Korken und Flaschen, wie die Ermittler bei seiner Festnahme dokumentierten. Die Staatsanwaltschaft beschrieb den Computer des Angeklagten als eine Art „Gelddruckmaschine“ für Etiketten. In einem Raum hinter Kurniawans Küche – die Fenster waren abdeckt – füllte und etikettierte Kurniawan Weinflaschen in großem Stil. Die gefälschten Weine verkaufte er entweder inklusive Expertisen direkt an Weinliebhaber oder lancierte diese in Weinauktionen, wo ahnungslose Aktionshäuser und Weinsammler gleichermaßen hereinfielen. Nicht zuletzt von seinem erworbenen Ruf als exzellenter Weinkenner mit besten Beziehungen zu den Top-Erzeugern, vor allem in Frankreich, ließen sich viele täuschen. Skeptiker gab es auch. Letztere wurden immer lauter, was schließlich auch zu den Ermittlungen führte.

„Rudi Kurniawan hat ein kompliziertes Schema zur Fälschung von Weinen geplant und ausgeführt“, sagt Preet Bharara, US-Staatsanwalt für den New Yorker Bezirk, wo Kurniawans Verhandlung und Verurteilung stattfand. „Jetzt muss er sein Luxusleben mit einer Gefängniszelle tauschen“, kommentiert Geoffrey Troy, Präsident des New York Winehouse. „Kurniawan hat einen unglaublichen Schaden in der Welt der feinen Weine angerichtet - in dessen Anbetracht hat er eine eher milde Strafe bekommen“, meint Troy.

Kurniawans Verteidiger hatten über den gesamten Prozess hinweg ihren Mandanten als ein „kleines Licht“ in der großen Szene der Weinfälscher beschrieben. Den Kredit über drei Millionen US-Dollar, den er sich mit falschen Angaben erschlichen hatte, hätte ihr Mandant benötigt, um „mitspielen“ und um „Schaden“ abwenden zu können. Richter Berman verfasste noch vor der Urteilsverkündung ein Statement über Kurniawans Handlungen: „Ein großes, grandioses Verbrechen, dass durch seine Skrupellosigkeit dazu verdammt ist, hart bestraft zu werden.“

Eine zentrale Frage für viele Weinliebhaber, Auktionshäuser und Weinsammler bleibt allerdings offen: Wo ist der Rest von Kurniawans gefälschten Weinen? Einer der von Kurniawan große Mengen an gefälschten Weinen ersteigert hat ist neben David Doyle, Mitbegründer von Quest Software Inc und Eigner der Rockpool Bar & Grill in Sydney, der amerikanische Milliardär und Weinsammler Bill Koch, von dem die Staatsanwaltschaft noch Informationen erhofft. Kurniawan hat sich parallel zum Prozess außergerichtlich mit Koch gegen Zahlung von drei Millionen US-Dollar geeinigt, um einen drohenden Zivilprozess abzuwenden. Ob Kurniawan diesen Betrag noch aufbringen kann, ist allerdings fraglich. David Doyle, der behauptet mehr als 1.500 gefälschte Weine von Kurniawan gekauft und ihm außerdem eine Nobelkarosse von Austin Martin überlassen zu haben, beantragte aus den Strafgeldern entschädigt zu werden.

Während die weltweit führenden Auktionshäuser signalisieren, dass es immer einen kleinen Teil an Weinfälschungen geben wird, obwohl man sorgfältige Nachprüfungen anstellen würde, ist der psychologische Schaden in der Welt der feinen Weine hoch. „Die Weinliebhaber haben große Freude an seltenen Weinen und Weinsammler investieren sehr hohe Summen“, sagt Weindetektivin Maureen Downey, die mehrere Weine von Kurniawan im Auftrag von Kunden untersucht und bewertet hat. „Die Weinwelt ist enttäuscht und vertraut den Systemen nicht mehr. Das ist die eigentliche Tragödie in diesem Debakel.“