Undercover Aktion entlarvt Fälscher von Brunello di Montalcino

15.09.2014 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Siena) – Laut den italienischen Ermittlungsbehörden habe die Finanzpolizei ausreichend Brunello und Rosso di Montalcino beschlagnahmt, um einen aufwendigen Weinbetrug aufzudecken und nachzuweisen. Die Untersuchung der Finanzbehörde richtete sich auf einen Weinberater, dessen Namen nicht genannt wurde. Der Verdächtige wird eines Massenbetrugs sowie des unerlaubten Ausspionierens von Unterlagen der Regierung per Internet beschuldigt.

 

Insgesamt 165.467 Liter Wein hat die italienische Polizei beschlagnahmt. Diese Menge reicht aus, um mehr als 220.000 Flaschen von 0,75 Litern Inhalt zu füllen. Diese Nachricht schlug beim Consortio Brunello di Montalcino ein wie eine Bombe. Rund 75.620 Liter billigster Wein war mit Italiens berühmtester Weinmarke Brunello di Montalcino deklariert - und 88.847 Liter als Rosso di Montalcino. Die Behörden vermuten, dass noch keine Flasche dieser Fälschungen in den Verkehr gekommen ist. „Der beschlagnahmte Wein befand sich noch bei der Distribution“, wird Luca Albertario, Leiter der Finanzpolizei in Siena in den regionalen Medien zitiert. „Wir nehmen an, dass der Verdächtige auch versuchte, Weinsäfte mit schlechter Qualität aber mit dem Qualitätssiegel Denominazione di Origine Controllata e Garantita (DOCG) an Weingüter und Abfüller in den Jahren 2011 bis 2013 zu verkaufen.“

Die Finanzpolizei vermutet weiterhin, dass der Verdächtige seine beruflichen Beziehungen missbrauchte und so falsche Dokumente erstellte. Die Beamten werfen ihm weiterhin vor, in die Computersysteme der Regierung eingedrungen und Daten verändert zu haben, um somit auch seine Machenschaften zu verschleiern. Auch in die Datenbank der toskanischen Regionalagentur für Agrarzahlungen sei er eingedrungen, heißt es in den regionalen Medien.

Enrico Rossi, Gouverneur der Toskana, der zur Zeit wegen einer von der Regierung in Auftrag gegebenen Untersuchung zur Umweltfreundlichkeit der toskanischen Weinberge seitens der Winzer unter Beschuss geraten ist, wird zitiert: „Dies ist ein sehr schwerer Betrug gegen eine Marke, die neben Italiens Weinen vor allem die Toskana repräsentiert. Die Ermittelnden Behörden werden alles tun, um die Fälschung lückenlos aufzuklären. Wir brauchen den Ermittlungserfolg, um ein klares Signal zu setzen, dass wir für gute Geschäfte, Rechtmäßigkeit und Transparenz stehen.“

Die aktuellen Polizeirazzien und die bisherigen Ergebnisse kommentiert, Fabrizio Bindocci, Präsident des Verbandes Brunello di Montalcino, in den lokalen Medien: „Wir haben ein ernstes Problem, dass dem Brunello di Montalcino und dessen Produzenten erhebliche Schäden zufügen kann.“ Welche Konsequenzen dieser Skandal für den regionalen Weinhandel nach sich zieht und welche Einbußen die Erzeuger erleiden müssen, ist vorerst noch nicht abzusehen. Ein wichtiger Exportmarkt für den Brunello hatte bei ähnlichen Fälschungen im Jahr 2004 konsequent reagiert. Damals hatten die USA kurzfristig die Einfuhr von Brunello und Rosso di Montalcino blockiert. Die US-Behörden hoben die Blockade erst auf, nachdem sie von ausreichenden Qualitätskontrollen vor Ort in Italien überzeugt waren.