Streit um Domain-Endungen .vin und .wine spitzt sich zu

07.07.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Der Streit um die neuen Internetadress-Endungen .vin und .wine spitzt sich zu: Frankreichs Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll kündigte an, Widerstand auf europäischer Ebene gegen die Internetadress-Verwaltung ICANN zu organisieren. Er wolle mit seinen EU-Kollegen beraten, "wie wir uns gegenüber dieser Verwaltung organisieren, die überhaupt nicht passt".

 

Der Disput um die neuen Endungen .vin und .wine (das französische und das englische Wort für Wein), die im Zuge der Reform der Domain-Endungen eingeführt werden, dauert schon seit mehr als einem Jahr an. Frankreich will verhindern, dass außenstehende Anbieter Internet-Adressen mit den geschützten Herkunftsbezeichnungen von Weinen anmelden können, also beispielsweise Bordeaux.vin.

"Ich frage mich, ob sich alle der Tatsache bewusst sind, dass hinter dem .vin noch ganz andere Dinge auf dem Spiel stehen", sagte Le Foll der Nachrichtenagentur AFP. Es gehe um Herkunftsbezeichnungen in ganz Europa auch über den Weinbau hinaus.

Frankreich forderte bei der jüngsten internationalen ICANN-Sitzung in London letzte Woche erneut, dass die Vergabe von Internetadressen mit diesen neuen Endungen ausgesetzt wird. Eine Einigung konnte aber nicht erzielt werden.

Die französische Delegation kritisierte daraufhin, die ICANN sei "nicht in der Lage, die legitimen Sorgen der Staaten zu berücksichtigen" und eine Verwaltung des Internets zu garantieren, welche die "kulturelle Vielfalt und das Interessen-Gleichgewicht in den von ihren Entscheidungen betroffenen wirtschaftlichen Sektoren" achtet. Die ICANN sei daher "nicht mehr der geeignete Raum", um über die Verwaltung des Internets zu diskutieren.

Die ICANN hat ihren Sitz in Kalifornien, die Aufsicht über die nichtstaatliche Organisation liegt daher in letzter Instanz beim US-Handelsministerium. Daran wird immer wieder Kritik laut. Die US-Regierung hat vorgeschlagen, künftig Technologieunternehmen, Vertreter der Zivilgesellschaft, Verbände und Universitäten an der Kontrolle der ICANN zu beteiligen. Andere schlagen vor, die Vergabe der Internetadress-Endungen einer Organisation der Vereinten Nationen zu überlassen. Eine Lösung soll vor dem Jahreswechsel gefunden werden.