Die Kirschessigfliege: Asien-Import gefährdet Weinbau

22.09.2014 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Ein kleines, sich rasend schnell vermehrendes Biest sorgt für zusätzliche Beschäftigung und viel Diskussionen unter den Winzern in deutschen Landen. An manchen Regionen ging der Kelch bislang vorüber, aber vor allem in Baden-Württemberg und in der Pfalz macht sich die Kirschessigfliege unangenehm bemerkbar.

 

Man fühlt sich etwas an die Reblaus erinnert, die vor über 150 Jahren als „blinder Passagier“ mit Reben aus Amerika nach Europa gelangte, wo sie Rebstöcke vorfand, deren Wurzeln ihr gut mundeten, während sie vorher an den Amerikaner-Reben (eine andere Gattung) keinen Geschmack fand. Die Laus hätte fast den europäischen Weinbau vernichtet, wenn man ihr nicht durch die Pfropfung auf amerikanische Unterlagen Herr geworden wäre.

So dramatisch wird es mit der „Drosophila suzukii“ wohl nicht werden. Aber die Fliege ist, wie einst die Reblaus, ein Import aus einem fernen Land. Sie stammt aus Asien und wurde mit Obst aus diesen Regionen eingeführt – was wieder mal die Frage aufwirft, wie sinnvoll solche Importe über tausende von Kilometern sind. Zuerst schlug sie vor drei Jahren in Südtirol zu, einem Weinland, in dem auch Obst im Anbau eine große Bedeutung hat. Eigentlich bevorzugt die Kirschessigfliege blau gefärbte Beeren wie Kirschen, Brombeeren oder Pflaumen sowie Holunder. Die dunkle Farbe dieser Früchte ist offenbar ein Lockmittel. Aber in Südtirol fand sie Gefallen am Vernatsch und  schätzte dabei offenbar besonders, dass viele Trauben im für die Fliege angenehmen Schatten unter den immer noch weit verbreiteten Pergeln heranwachsen.

Das Biest unterscheidet sich von der mit ihr verwandten Fruchtfliege, die ihre Eier meist in faulendes Obst ablegt, durch einen Legestachel am Hinterleib, der aussieht wie eine gebogene Säge. Damit verletzt sie die Haut von Beerenfrüchten und legt ihre Eier im Innern der Frucht ab. Die wachsenden Larven sorgen für eine schnelle Fäulnis der Beeren, die dann nicht mehr verwendet werden sollten. Denn sonst sind Fehltöne im Wein die Folge.

Es gibt zwei Mittel, mit denen gespritzt werden kann. Aber das ist kurz vor der Ernte eigentlich nicht mehr ratsam. Zudem sind beide Substanzen schädlich für Bienen, so dass spezielle Sicherheitsmaßnahmen zu beachten sind. Die Natur kann mit trockenen Winden und mittleren Temperaturen helfen; das sind Witterungsbedingungen, die der Fliege nicht behagen. Entblätterungsmaßnahmen in der Traubenzone sind eine vorbeugende Maßnahme – zu beobachten auch in Südtirol, wo man schon länger Erfahrung mit der Fliege hat. Auch Fallen können aufgestellt werden, nicht zuletzt, um die Populationsdichte des Schädlings zu erfassen.

Wenn die Beeren erst mal befallen sind, dann hilft nur noch der Griff zur Rebschere und somit eine Entfernung der betroffenen Trauben aus dem Weinberg. Weißweintrauben blieben bislang verschont, nur Sorten, deren Beerenhaut sich rötlich verfärbt (Grauburgunder, Traminer) sind nach Meldungen aus der Pfalz gefährdet und vereinzelt schon befallen.