Argentiniens Weinindustrie steht vor einem Dilemma

04.02.2014 - arthur.wirtzfeld

ARGENTINIEN (Buenos Aires) - Argentiniens Weinproduzenten glauben, dass ein weiterer Einbruch des Peso ihnen helfen wird, international wettbewerbsfähig zu bleiben, bei gleichzeitiger Kostensteigerung im eigenen Land. Grade in der letzten Woche lies Argentiniens eh schon schwache Währung nochmals elf Prozent gegenüber dem Dollar nach. Dies könnte die Weinsendungen in die USA weiter ansteigen lassen - ein Absatzmarkt, der für 50 Prozent des Exportvolumens verantwortlich ist.

 

"Der schwache Peso ist uns gerade im Export behilflich", sagt Marcelo Waldheim, Präsident der Bodega Casarena in Mendoza. "Es hilft uns Erzeugern auch die Inflation ein wenig aufzufangen, was uns profitabel verkaufen lässt, ohne die Preise zu erhöhen." Und dennoch befindet sich Argentiniens Weinindustrie in keiner rosigen Lage. So zeigen Analysten der Rabobank auf, dass Inflation, Beschränkungen im Handel und Bürokratie die Produktionskosten der Weingüter in den letzten vier Jahren verdoppelt haben. Die Analysten sagen auch, dass die Mehrheit der Güter momentan im Export nicht mehr als 30 Dollar (circa 22 Euro) für ein Case (12 Flaschen) erzielen und somit Verlust machen würden.

Argentiniens nationale Behörde für Statistik hat im Dezember - nach Kennern der Politikszene auf Druck der Regierung - eine Inflationsrate von 10,9 Prozent verkündet. Aber Experten der Universität Torcuato di Tella glauben, dass die Rate bei 30 Prozent liegt. Währenddessen sickerte aus Kreisen der Regierung durch, dass die Inflationsrate seit drei Jahren pro Jahr um 25 Prozent zunimmt. In der gleichen Zeit erstarkte der Dollar um zehn Prozent. Dieses Währungsverhältnis beider Länder bringt Argentiniens Weinindustrie unweigerlich in eine angespannte Situation.

"Eine weitere Abwertung des Peso könnte den Druck auf die Einkommen der Weingüter abmildern", sagt Yann Falc'hun von der Bodega Marco Zunico. "Noch vor ein paar Tagen bekam man für einen Euro 15 Pesos, heute sind es schon 17,5 Pesos." Dagegen glauben Experten aus der Wirtschaft, dass ein weiterhin schwächelnder Peso zu einer noch höheren Inflation führt und damit verbunden eine Schwächung der gesamten Wirtschaft Argentiniens. Dies wiederum würde unweigerlich den Druck auf die Kosten der Weingüter ausüben. Eine zur Zeit scheinbare Erleichterung ist also auf Dauer ein Dilemma für die Weinindustrie Argentiniens.