Vorsicht: Europäische Weinbetrüger operieren von London aus

25.02.2013 - arthur.wirtzfeld

UK: (London) – Erstmals geht die britische Wine & Spirit Trade Association (WSTA) an die Öffentlichkeit und warnt vor Weinbetrügern, die von London aus europaweit operieren sollen. Dabei schlüpfen die Betrüger in die Identität von namhaften Handelshäusern und bestellen in deren Namen begehrte Tropfen. Laut der WSTA soll sich der Schaden mittlerweile auf 1,6 Millionen GBP (etwa 1,83 Millionen Euro) belaufen.

 

„Nach bisherigen Informationen hat es nicht nur unser Unternehmen betroffen, sondern mehrere unserer Kollegen sind ohne Ihr Wissen in den Betrug hineingezogen worden“, wie Vertreter der britischen Weinhändler Berry Bros & Rudd und Bibendum Wine berichten. „Wir haben Anzeigen von mehreren großen Weinagenturen, aber das wird wohl nur die Spitze des Eisbergs sein“, sagt David Tromans, Pressesprecher der WSTA.

Die Betrüger haben sich eine raffinierte Vorgehensweise zurechtgelegt, die von vielen der Erzeuger erst nicht oder überhaupt nicht durchschaut wird. Sie benutzen originales oder täuschend echtes Briefpapier der großen Weinhändler, auf denen die korrekte Umsatzsteuer-ID und Coface Insurance (weltweit geltende Kreditversicherung für Zahlungsausfälle) steht. Die so verfassten Bestelldaten werden entweder per Mail als PDF-Datei oder per Briefpost an ausgesuchte Erzeuger versandt. Arglos senden die getäuschten Produzenten die Weine an eine Adresse in London. Dort unterhält die Betrügerbande wohl ein noch nicht entdecktes Zwischenlager. „Wohin die Weine dann verbracht werden, ist uns noch nicht bekannt“, so die WSTA.

„Die Betrüger scheinen in beiden Richtungen zu arbeiten. Wir erhalten einerseits ständig E-Mails von verdächtigen Lieferanten, die uns Weine anbieten wollen und andererseits melden sich die Erzeuger bei uns und fragen an, ob eine bestimmte Bestellung wirklich von uns aufgegeben wurde“, berichtet Max Lalondrelle, verantwortlich für den Einkauf bei Berry Bros & Rudd. „Und Vorsicht bei dem Namen Sam Cocks – dieser Namensträger hat sich bei verschiedenen Châteaux und Negociants in Bordeaux als unser Mitarbeiter ausgegeben.“

Zusammen mit der Londoner Metropolitan Police arbeit die WSTA mit Hochdruck an einem Informationspapier in mehreren europäischen Sprachen, um den Handel und die Erzeuger zu warnen. „Wir empfehlen den Weingütern und auch den Händlern die Bestellungen sorgfältig zu prüfen“, sagt David Tromans. „Oftmals ist im Text schon erkennbar, dass es eine Fake-Bestellung ist, denn die Betrüger scheinen sich in der Begrifflichkeit nicht gut auszukennen. Beispielsweise benennen Sie „Grystal Roederer Champagner“ anstatt „Cristal Roederer Champagne“ oder „Henri Jayer Richbourg“ statt „Henri Jayer Richebourg“.