Englische Weinproduzenten begrüßen Qualitätsjahrgang

30.09.2011 - arthur.wirtzfeld

UK (Kent) - Bei sommerlichen Temperaturen startete die Weinlese in Englands Anbauzonen. Mit der Qualität des Traubenmaterials ist man zufrieden, was so im Laufe des Jahres nicht unbedingt zu erwarten war. Nach einem sehr heißen Mai mit früher Blüte folgte ein recht nasser Juni und ein Sommer, der eigentlich keiner war. Der Juli war kühl, feucht und erst ab Mitte des Monats wurde es langsam trockener. War der August anfangs noch wolkenverhangen, so war er doch trockener als der Juli. Ende August und durch den ganzen September gab es wiederum exzellente Wetterbedingungen und die Trauben entwickelten im Endstadium der Reifezeit einen vollen Geschmack, gute Alkoholwerte und sogar eine ausgezeichnete Balance der Säure, so der Tenor der Erzeuger.

 

„Als Weinproduzent muss man einfach begeistert sein“, kommentiert Owen Elias, Kellermeister bei Hush Heath Sparkling Vineyards, den Reifegrad und die Qualität der Trauben. „Wir werden voraussichtlich bis Ende Oktober ernten, wobei wir im letzten Jahr schon zum 21. Oktober fertig waren. Im Moment entwickeln die Trauben stetig wachsende Zuckeranteile, was uns ein hohes Potential an Alkohol bringt . Ich mache mir nur Sorgen um die Champagner-Sorten wie Chardonnay, Pinot Noir und Pino Meunier, denn deren Säurewerte sind noch etwas zu niedrig.“

Aber nicht überall reicht der Zuckeranteil der Trauben aus. So berichtet Mike Roberts, Gründer, Direktor und Weinmacher bei Ridgeview: „Möglicherweise müssen wir in diesem Jahr chaptalisieren, also bei einzelnen Sorten Zucker zugeben. Dagegen bin ich mit unseren Pinot Noirs sehr zufrieden. Deren Tauben haben eine wunderbar schmeckende Frucht entwickelt und die Beeren sind klein. Das bedeutet aber auch, das wir vorsichtig sein müssen, um den Weinen nicht zuviel Farbe mitzugeben. Alles in allem erwarte ich aus dem Jahrgang 2011 hohe Qualitäten.“

Nach Angaben der offiziellen britischen Wetterstationen gab es im Süden Englands während des Juli und August weit mehr Sonnenstunden und weniger Niederschläge als im Vegetationsjahr 2010. Von hier berichtet Winzer Julian Barnes, der seine Lese von Bacchus- und Ortega-Trauben in den Rebanlagen rund um Biddenden im Ashford Bezirk von Kent nun auch gestartet hat: „Dieses Jahr bringt uns statt Quantität die erhoffte Qualität. Wir sind rundum zufrieden mit dem Traubenmaterial, das bei uns gute Zucker- und Säurewerte zeigt.“

Ähnlich hoffnungsvoll wie Elias, Roberts und Barnes berichten auch die anderen Erzeuger von einer doch guten Entwicklung der Trauben - alle erwarten einen geringeren Ertrag als durchschnittlich. „Die Erträge entsprechen etwa der Hälfte aus 2009 und 2010. Dies ist eine Folge der frühen Blüte und der dann folgenden ungünstigen Bedingungen im späten Frühjahr und Sommer“, sagt Owen Elias. „Aber zum Ende der Reifezeit hatten wir richtig Glück und beste Bedingungen, so dass sich bei den Trauben eine hohe Reife eingesellt hat, einhergehend mit anständigen, ausgewogenen Säurewerten.“