Customer Realized Price - Kunden bestimmen die Weinpreise bei Oddbins

29.10.2011 - arthur.wirtzfeld

UK (London) - Die neuen Eigentümer der britischen Weinhandelskette Oddbins nutzen den Neuanfang für eine äußerst offensive Verkaufspraktik, was im wesentlichen bedeutet, die Kunden entscheiden über den Verkaufspreis für bestimmte Weinpakete. Dazu dürfen seit Donnerstag dieser Woche bis zum Sonntag in allen 37 Filialen von Oddbins die Kunden Weine verkosten und individuell einen Verkaufspreis vorschlagen. Der eigentliche Verkaufspreis setzt sich dann aus dem Durchschnitt aller Kundenmeinungen zusammen.

 

„Wir haben die Preissenkungen satt“, sagt Ayo Akintola, neuer CEO bei Oddbins. „Um auch der Diskontierung zu entrinnen haben wir intern intensive Diskussionen um Preise und Werte geführt. So kamen wir zu dem Schluss, den Verbraucher in den Mittelpunkt zu stellen und unsere Aktivitäten auf ihn auszurichten.“

Von jedem Wein, der zukünftig in der Kundenpreis-Kategorie (Customer Realized Price - kurz „CRP“) angeboten wird, will Oddbins mindestens 1200 Flaschen pro Filiale bereit halten. „Nun ja, wir gehen da ein gewisses Risiko ein“, meint Ayo Akintola, „aber diese Strategie ist symptomatisch für unseren neuen Ansatz, in einen fairen Dialog mit den Kunden zu treten. Denn wir wollen nicht wie die Supermarktketten und Discounter in eine Rabattschlacht eintreten, sondern wir wollen bestmögliche Weine in jeder Preisklasse zu fairen Preisen anbieten.“

Oddbins, schon 1963 gegründet, war in Großbritannien während der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts eine beliebte Einkaufskette für eine ganze Weingeneration. Anfang der Jahrhundertwende hatte man über 250 Filialen in England und Irland aufgebaut. Dann wechselten die Eigentümer. Erst führte ab 2002 die französische Getränkegruppe Castel die Regie, dann übernahm Simon Baile, dessen Vater in den 70igern schon Oddbins führte, die Geschicke. Doch Anfang 2011 war Oddbins verschuldet und wegen fehlenden Investitionen hatten sich die Filialen auf 85 reduziert. Im April 2011 kaufte dann die Whittails Wine Meranchts, die wiederum Teil der European Food Raj Chatha Brokers Groupe (EFB) sind, die interessantesten 37 der 85 Filialen und retteten damit nebenbei 200 Arbeitsplätze.