Beim Champagner geht der Trend in Richtung Rosé

31.12.2011 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Epernay) - Champagner gehört für viele zur Silvesterfeier genauso dazu wie das Feuerwerk um Mitternacht. Doch seit einigen Jahren macht sich ein neuer Trend bemerkbar: Die Partygäste greifen immer häufiger zu Rosé-Champagner. Was zuerst als reine Modeerscheinung galt, hat sich mittlerweile als echte Alternative zum "Champagne brut" etabliert, wie der Chef-Kellermeister Thierry Gasco vom renommierten Champagnerhersteller Pommery versichert.

 

Seit zehn Jahren steigt die Produktion von "Champagne rosé" kontinuierlich an. Und mittlerweile stellen alle namhaften Häuser die rosafarbene Variante des prickelnden Getränks her - obwohl sich hartnäckig das Vorurteil hält, der Rosé-Schaumwein sei ein Getränk für Frauen und könne in puncto Qualität nicht mit dem Brut mithalten. "Heute findet der Rosé immer mehr Liebhaber, auch unter Männern", berichtet Gasco.

Dies sei nicht nur in Frankreich so, sondern auch in anderen Ländern, sagt eine Sprecherin des Zentralverbandes der Champagnerhersteller (CIVC) im ostfranzösischen Epernay. Nach ihren Angaben enthielt fast jede zehnte der 134 Millionen Flaschen, die 2010 ins Ausland verkauft wurden, Champagner rosé. Für das laufende Jahr gebe es noch keine abschließende Statistik, doch der Trend zum Rosé habe sich "mit Sicherheit verstärkt". Dies gelte auch für Deutschland, das nach Großbritannien und den USA drittgrößter Champagner-Abnehmer ist.

Nach Auskunft des Champagne-Informationsbüros in Stuttgart importierten die Deutschen im vergangenen Jahr mehr als 13,3 Millionen Flaschen des prickelnden Getränks aus der ostfranzösischen Region Champagne. Dies waren deutlich mehr als 2009, als knapp elf Millionen Champagner-Flaschen den Rhein überquerten. Der Anteil von Rosé-Champagner liege in Deutschland bei knapp zehn Prozent - Tendenz steigend. Eine Sprecherin der Edeka-Einkaufszentrale bestätigt dies: In deren Märkten sei der Absatz an Champagner in diesem Jahr gegenüber 2010 insgesamt um gut 15 Prozent gestiegen, der Verkauf von Rosé habe sich sogar verdoppelt.

Die zartrosa Farbe mache den Champagner eben noch anziehender, erklärt sich François Domi den Trend. Der Franzose wacht seit 26 Jahren über die Qualität der Produkte im Hause Billecart-Salmon - das weltweit besonders für seine Rosé-Champagner berühmt ist. Das Anfang des 19. Jahrhunderts gegründete Unternehmen mit Sitz in Mareuil-sur-Ay füllt jährlich zwischen 1,5 und zwei Millionen Flaschen ab, von denen 60 Prozent exportiert werden. Fast ein Drittel davon enthält einen Rosé, der aus drei Traubensorten hergestellt wird - Chardonnay, Schwarzriesling und Blauburgunder. Diese Zusammensetzung ergebe genau die richtige Farbe und zudem ein fruchtiges Aroma, mit einem Hauch Erdbeergeschmack, erläutert Kellermeister Domi.

Die Mischung von roten und weißen Trauben ist die gängigste Methode zur Herstellung von "Champagne Rosé". Einige wenige Winzer bevorzugen jedoch die Methode, mit der Rosé-Weine gekeltert werden: Dazu wird die Haut roter Weintrauben für eine bestimmte Zeit mit dem Saft getränkt. Winzer Jean-Baptiste Geoffroy schwärmt, das Ergebnis sei ein kräftigeres Rosa und ein ausgeprägteres Aroma, das sich deutlicher von dem eines herkömmlichen Champagner unterscheide.