Chinesisches Terroir: Lafite und Torres produzieren in China
16.07.2010 - arthur.wirtzfeld
CHINA (Penglai) – China hat sich zum weltweit fünftgrößten Verbraucher im Weinbereich entwickelt, aber die heimische Herstellung von Wein steckt noch in den Kinderschuhen und dort wo diese entwickelt ist, ist die Qualität der Weine meist bescheiden. Dagegen bleibt das Potenzial für die Herstellung von Wein den großen europäischen Erzeugern wie Torres aus Spanien oder Lafite aus Frankreich nicht verborgen.
„Wir sind auf dem besten Weg hier in China Weine zu produzieren, zwar nicht die weltbesten, aber immerhin Weine mit guter Qualität“, sagt Gerard Colin, Geschäftsführer des Weingutes von Lafite in China. Gerade lässt Lafite hier auf der Halbinsel Penglai in der Provinz Shandong mit Bulldozern einen Berg abflachen, um in der ockerfarbenen Erde dann Terrassen anlegen zu lassen. „Wir lassen Trockenmauern errichten und legen natürliche Quellen an, letztere um vor Zeiten mit zu wenig Niederschlag gewappnet zu sein.
Laut der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) hat China nicht nur einen unbändigen Durst auf Wein sondern ist bereits der weltweit sechst größte Weinproduzent. Mikroklima und Terroir sind in China vorhanden, aber die Chinesen wissen es nicht zu finden bzw. zu nutzen. Erfahrene Erzeuger wie Lafite und Torres haben die nötige Erfahrung und übernehmen beim Weinbau in China nun die Pionierrolle. „Unser Projekt haben wir langfristig angelegt“, erklärt Colin. „Wir haben die Böden und das Klima analysiert und sind sicher, dass wir hier ein Terroir für unsere Weine schaffen können.“
„Chile ist das El Dorado für eine einfache Weinbereitung, aber China dagegen hat bessere Voraussetzungen“, sagt Denis Dubordieu, Forscher und Winzer in Bordeaux. „Nur in China gibt es noch zu viele Unbekannte was das Klima anbelangt. Der Norden ist zu kalt, der Süden zu heiß und im Juli und August droht vielerorts Monsumregen. Diese Komplikationen sind aber nicht unüberwindbar. Nur die besten Gebiete für Weinbau in China müssen wir noch finden.“
„Die größten fünf Weingüter Chinas produzieren 90 Prozent des chinesischen Weines, allerdings liegt ihr Augenmerk rein auf Quantität“, sagt Alberto Fernandez, geschäftsführender Gesellschafter von Torres in China. „Nur eine Handvoll hinesischer Betriebe setzt auf Qualität. Zwei davon, Grace Vineyards und Silver Heights, arbeiten mit uns zusammen.“
„Die überwiegende Mehrheit der chinesischen Erzeuger produziert nach dem australischen Prinzip“, erläutert Fernandez. „Das bedeutet eine Kombination aus versiertem Marketing, leicht zu entziffernden Etiketten und gleichbleibender Qualität“. Wobei chinesische Weine notorisch im Widerspruch zur Qualität produziert werden. Außerdem kümmern sich die chinesischen Erzeuger wenig um die westliche Vorstellung von Wahrheit auf der Etikettierung. Beispielsweise ist auf den chinesischen Etiketten oftmals nicht auszumachen, welcher Jahrgang sich in der Flasche befindet, ob eine Abfüllung mit Weinen aus verschiedenen Regionen gemacht wurde oder ob alte Bestände mit denen neuesten Ernten gemischt wurden.
Aber nichts davon hält die Chinesen ab begeistert Wein zu konsumieren. In 2009 tranken die Chinesen ca. 1,2 Milliarden Flaschen Wein. Nur 8,5 Prozent davon wurden in China als Flaschenwein eingeführt. Die Fläche der heimischen Weinberge stieg um 6,1 Prozent von 2006 bis 2009 und die chinesische Produktion von Traubenmost stieg im gleichen Zeitraum um 10,7 Prozent wie die OIV meldet.
„Wir wissen, dass der chinesische Weinmarkt sehr schnell wächst und auch die heimische Produktion stark ansteigt, auch wenn die Qualität längst noch nicht internationalen Standard erreichen kann“, sagt der renommierte Winzer Michel Rolland. „Aber ich denke, auch das bekommen die Chinesen mit der Zeit in den Griff. Denn China steht erst am Anfang und die Chinesen sind nicht dumm. Sie werden mittelfristig in der Lage sein, gute und ansprechende Weine zu produzieren.“
„Wir waren 15 Jahre auf der Suche nach der richtigen Gelegenheit, um in China Weine zu produzieren“, sagt Christophe Salin, Direktor der Lafite Groupe. „Allein fünf Jahre haben wir uns um die Präsentation unseres Projektes im Internet gekümmert und vor 2015 werden wir keinen Wein Made in China auf den Markt bringen. Bis dahin weiß niemand von uns, ob wir an der richtigen Stelle investiert haben.“
Trotz der Risiken lockt die Erzeuger im Westen das unentdeckte Potential von Chinas Terroir. „Ich habe mein ganzes Leben Weine kreiert,“ sinniert Michel Roland. „Warum nicht einfach Weine mit Qualität und chinesischem Terroir in China produzieren?“.