Racke verkauft Weinmarke: Blanchet wird ein Rotkäppchen
26.10.2009 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Mainz/Bremen) - Deutschlands bekannteste Weinmarke Blanchet*, die mit zuletzt 10,6 Millionen verkauften Flaschen eine feste Größe im Supermarkt-Regal war und ist, wechselt zum 1. November von der Racke GmbH & Co. in Mainz/Bremen unter das Dach der Rotkäppchen Mumm Sektkellereien in Freyburg. Die Distribution wird noch bis zum Jahresende von der Racke Vertriebstochter Eggers & Franke in Bremen vorgenommen.
Blanchet kam 1988 von Racke auf den Markt, zunächst als französischer Tafelwein. Das Sortiment wurde nach und nach ausgebaut. Aktuell gibt es zwölf verschiedene Versionen (bevorzugt Rebsortenweine) mit Herkünften aus Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien. Als Grund für den Verkauf der durchaus erfolgreichen Marke nennt Racke unter anderem die Konsolidierung und deutliche Stärkung des Eigenkapitals sowie den Abbau von Verbindlichkeiten, die durch den Ausstieg von Gesellschaftern entstanden. Sicherlich hatte auch der Anfang 2008 erfolgte Einstieg beim Bremer Traditionsunternehmen ordentlich Geld gekostet. Zugleich hatte sich Racke damit verstärkt dem Premium-Segment zugewandt, da passte Blanchet wohl nicht mehr so ganz ins Sortiment.
Aus Rotkäppchen-Sicht passt die drittstärkste deutsche Markenwein-Range dagegen bestens in die Strategie, die bedeutende Marktposition als "Deutschlands Haus aus Sekt, Spirituosen und Wein" auszubauen. "Wir wollen unsere Weinkompetenz mit Blanchet weiter stärken und dem Handel in diesem Bereich ein innovativer Partner sein", meint Gunter Heise, der geschäftsführende Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsführung des Freyburger Unternehmens.
Mit Blanchet wird der Weinabsatz von Rotkäppchen Mumm auf einen Schlag um mehr als 150 Prozent wachsen. Für 2008 meldet das Haus einen Gesamtabsatz von 5,9 Mio. Flaschen für die erst Ende 2006 eingeführte Marke Rotkäppchen Qualitätswein und die 2007 lancierte Collection de Chantré. Mit Blanchet wurde zuletzt ein Umsatz von 23, 6 Mio. Euro erzielt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Zu geplanten Aktivitäten werden bislang keine Angaben gemacht, zunächst müssen wohl auch noch einige Marketing-Initiativen auslaufen.
Zweifellos ist diese Übernahme ein Coup, der in die Erfolgsgeschichte von Rotkäppchen passt. Nach der Wende, vor 20 Jahren, stand das Freyburger Traditionshaus eigentlich vor dem Aus, konnte einige Jahre später aber durchstarten, vor einigen Jahren mit dem Kauf der Sektmarken Mumm, MM und Geldermann überraschen und sich in eine Führungsposition auf dem Sektmarkt bringen. Der Gesamtabsatz in 2008 lag bei knapp 200 Mio. Flaschen, der Umsatz wird mit 740,9 Mio. Euro (inkl. Sekt- und Branntweinsteuer, ohne MWSt.) angegeben.
*Anmerkung der Redaktion: Im Mai 2009 veröffentlichte Racke eine Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die, basierend auf einer repräsentativen Stichprobe mit rund 3000 Befragten, welche lt. GbK die gesamte deutsche Wohnbevölkerung ab 16 Jahren abbildet, die Bekanntheit der Marke "Blanchet" untermauern sollte. Demnach kennen 56,1 Prozent der Deutschen über 16 Jahre die die Marke "Blanchet". Die gestützte Umfrage nannte den Teilnehmern mit rund 40 Weinen alle wichtigen Namen der Weinbranche. In der wichtigen Zielgruppe der Weintrinker war der Bekanntheitswert von "Blanchet" mit 69,5 % noch einmal signifikant höher. Aber auch in der ungestützten Abfrage, die den Probanden keine Weine vorgab, konnte sich "Blanchet2 mit einem Bekanntheitsgrad lt. GfK-Studie von 19,4 % bei den Weintrinkern auf Platz eins im Popularitätsranking behaupten.