Jahreszeitenverlag stellt Wein Gourmet ein
14.02.2009 - arthur.wirtzfeld
DEUTSCHLAND (Hamburg) - Herbe Ernüchterung in der Magazin-Branche: Anders als der Münsteraner Landwirtschafsverlag, der immer noch einen Käufer für die VINUM sucht, macht der Hamburger Jahreszeitenverlag kurzen Prozess. Die Zeitschrift "Wein Gourmet" wird mit der Ausgabe 1/2009 eingestellt.
Als Hauptgründe für die harte Entscheidung des Verlages, wie ein Sprecher erläuterte, seien der merkliche Rückgang des Einzelverkaufs an Kiosken gewesen in Zusammenhang mit dem andauernden Schwächeln des Anzeigengeschäftes in den letzten Jahren. Außerdem hätte man die Zahlen der Abonnenten (ca. 9000), trotz verschiedener Anstrengungen, nicht mehr steigern können. Und weiter war zu erfahren, dass für die Mitarbeiter nach sozialverträglichen Lösungen gesucht werde, um Entlassungen zu vermeiden.
Der von der Wein-Szene geschätzte und auf breiter Basis akzeptierte Magazintitel repräsentierte ein seit 9 Jahren vierteljährlich erscheinendes Schwester-Magazin des Feinschmeckers. Der "Wein Gourmet" war u. a. auf elitären Wein- und Gourmetevents vertreten und richtete traditionell die "Wine Awards" auf Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach aus. Dieser Event ist laut Angaben des Verlages keines Wegs abgesagt. Die Organisation und Ausrichtung für die am 29. März angesagte Veranstaltung, bei der Winzerpersönlichkeiten aus aller Welt ausgezeichnet werden, übernimmt ab sofort der Feinschmecker. Die bisherigen Themen des "Wein Gourmet" sollen ebenso in den Feinschmecker sowie in buchähnliche "Bookazines" des Verlages integriert werden.
Kritisch betrachtet war der "Wein Gourmet", analog wie es auch der Feinschmecker ist, elitär ausgerichtet und damit kein Titel, um hohe Auflagen zu generieren. Außerdem weigerte sich bisher die Verlagsleitung wie auch die Verleger, trotz eines ernsthaften Angebotes der ENO WorldWine, eine Kooperation mit dem Internet einzugehen.
Nach "Alles über Wein" und wahrscheinlich auch der VINUM ist dies nun der dritte bittere Verlust für die Weinbranche und gleichzeitig eine Ernüchterung für die Magazinbranche. Dazu gesellt sich eine Gruppe freiberuflich arbeitender Journalisten, die sich mit der Arbeit für diese in der Szene hoch angesehenen Titeln ihren Lebensunterhalt verdient haben und sich nun mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Jobsuche begeben können.