Franken: VDP Stadtweingut Klingenberg soll verkauft werden
16.11.2009 - RK-YOOPRESS-CS R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Klingenberg) - 1912 kaufte das ehemals kurfürstliche Rentamt Flächen im Klingenberger Schlossberg, pflanzte Spätburgunder und setzte damit die Basis für das spätere Weingut Stadt Klingenberg. Später wurden daraus 12 Hektar, zu 60 Prozent in Terrassen-Steillagen gelegen, teilweise auch auf den Gemarkungen der Nachbarweinorte Großheubach und Rück. Traditionell wird auf den Buntsandsteinböden überwiegend Rotwein angebaut, an der Spitze - wie schon zu Gründerzeiten - Spätburgunder.
In wenigen Jahren könnte hier, am bayerischen Untermain, das 100-jährige Jubiläum gefeiert werden. Könnte, wenn, aber…
...es gibt einen Stadtratsbeschluss, nachdem das Weingut nicht mehr als kommunaler Betrieb weiter geführt werden soll. Mit anderen Worten: Die Stadt, die das Thema ansonsten lieber unter der Decke hält, sucht nach einem Käufer. Oder nach mehreren. Das Stadtweingut ist Mitglied im fränkischen VDP, hat keine schlechte Reputation und kann diverse Erfolge bei Prämierungen vorweisen. Für Zahlen, die den Stadtrat erfreuen, scheint das nicht zu reichen.
Derzeit steht die Zukunft des Weingutes in den Sternen. Ein möglicher Kaufkandidat, der Bürgstadter Topwinzer Paul Fürst (Weingut Rudolf Fürst) hat bereits abgewinkt. Er ist mit seinem Sohn Sebastian schon seit einigen Jahren auf 1,3 Hektar im Klingenberger Schlossberg aktiv, erzeugt hier erstklassigen Spätburgunder und kennt die schwierigen Bedingungen in den denkmalgeschützten Terrassen. Zudem hat er selbst aktuell in einen Kellerbau investiert. Selbst wenn er trotzdem teilweise zukaufen würde, weiß er: "Die Klingenberger Kollegen sind nicht ganz glücklich über einen Eindringling."
Doch vor Ort wird es schwierig sein, einen Winzer zu finden, der sich im städtischen Teil des Schlossbergs engagiert. Denn in der insgesamt 180 Hektar umfassenden Region abseits vom "normalen" Franken herrschen kleine Strukturen vor. So bleibt vorläufig die Hoffnung auf einen Fremdinvestor - oder eine Rückbesinnung des Stadtrates. Wenn beides ausbleibt, kann der Betrieb das gleiche Schicksal erleiden wie das einstige Stadtweingut im benachbarten Erlenbach, das in den achtziger Jahren unter dem damaligen Betriebsleiter Hermann Mengler (heute Weinbauberater in Franken) einen Höhenflug erlebte und heute von der Bildfläche verschwunden ist. Es ist zu hoffen, dass dieser Kelch an den Klingenberger Weinmachern vorbei geht.