Absatzkrise lässt Champagner-Preise purzeln - Erzeuger schützen ihre Marken

30.12.2009 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris / Straßburg) - Lange war Champagner ein Luxus-Produkt, für das Genießer tief in die Tasche greifen mussten. Doch die Wirtschaftskrise hat die weltweite Nachfrage einbrechen lassen. Was für die Branche ein Alptraum ist, kann Verbraucher freuen. Denn rechtzeitig vor Silvester purzelten die Preise - vor allem im Stammland Frankreich, aber vereinzelt auch in Deutschland.

 

In Frankreich liefern sich die großen Supermärkte ein regelrechtes Preisgefecht. Im Straßburger Großmarkt Leclerc etwa lockt gleich hinter dem Eingang ein riesiges Schild mit "Champagner zu Sonderpreisen". In der Weinabteilung preist ein Verkäufer an einem riesigen Verkaufsstand wie ein Marktschreier übers Mikrophon die Flaschen mit dem Luxus-Schaumwein an. Um den Stand drängeln sich die Kunden, unter ihnen viele Deutsche aus dem benachbarten Baden-Württemberg.

Denn so billig war Champagner in Frankreich schon lange nicht mehr. Auf vielen Flaschen verkünden bunte Aufkleber Preisnachlässe von bis zu 30 Prozent. "Champagner, die bisher 13 Euro gekostet haben, sind nun für zehn Euro zu haben", sagt Sébastien Robert, der bei Leclerc in Ostfrankreich für den Einkauf zuständig ist. Einige Sorten wurden kurz vor den Festtagen sogar zum Kampfpreis von 8,50 Euro angeboten.

Grund ist die Wirtschaftskrise, die vor allem die Exporte einbrechen ließen - auf einigen Märkten um bis zu 60 Prozent. Besonders stark ging die Nachfrage nach Angaben des französischen Komitees für die Vermarktung des Champagners (CIVC) in den USA und Großbritannien zurück, aber auch in Russland wird weniger Champagner getrunken. Insgesamt rechnet der Verband für 2009 mit einen Rückgang der Exporte um bis zu 15 Prozent.

Wegen der sinkenden Nachfrage hätten sich bei den Großimporteuren riesige Vorräte angesammelt, erläutert Daniel Lorson, Sprecher des CIVC. Diese hätten ihre Bestellungen in der Folge drastisch zurückgeschraubt. Das wiederum habe dazu geführt, dass auch die Lagerräume der Hersteller überfüllt seien. Derzeit lagerten in den Kellereien der Champagne rund 1,2 Milliarden Flaschen.

Um diese Vorräte abzubauen, haben eine Reihe prestigeträchtiger Häuser still und heimlich Untermarken geschaffen, die sie zu Schleuderpreisen auf den Markt bringen. In Flaschen mit unbekannten Namen auf den Etiketten kann sich daher durchaus hochwertiger Champagner befinden. Die Erzeuger wollen damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: durch massive Verkäufe die Kassen füllen und gleichzeitig den Ruf ihrer Nobel-Marken schützen. "Die Kellereien brauchen Bares, um ihre nächste Ernte zu sichern", sagt Leclerc-Einkäufer Robert. Dafür würden sie einige Flaschen fast unter dem Erzeugerpreis veräußern.

In Deutschland macht sich der Trend bisher nur vereinzelt bemerkbar. Zwar lockte etwa der Discounter Penny in den vergangenen Tagen mit Champagner für nur 9,99 Euro. Dem Frankfurter Marktforschungunternehmen Nielsen zufolge sind solche Aktionen aber eher die Ausnahme. Anderswo koste selbst mittelmäßiger Champagner "deutlich über 20 Euro", erläutert die Verbraucherexpertin Elisabeth Maleika. Für Flaschen aus renommierten Kellereien klettere der Preis rasch auf über 40 Euro. "Anders als in Frankreich bleibt Champagner in Deutschland ein Luxus-Produkt für Genießer, die sich das leisten können", betont Maleika.

Und so soll es auch überall wieder werden - hoffen zumindest Vertreter der Branche. Die derzeitigen Schleuderpreise schadeten dem Image des Champagners als Getränk für besondere Anlässe, bedauert Paul-François Vranken von der Kellerei Vranken-Pommery. Allen Prognosen zufolge werde die weltweite Nachfrage in vier bis fünf Monaten wieder anziehen. Dann würden die meisten Kellereien ihre Untermarken einstellen. Champagner werde dann wieder, was er bisher war - "rar und teuer".