Weinskandal in Italien
08.04.2008 - arthur.wirtzfeld
ITALIEN - Barolo, Chianti, Pinot Grigio, Prosecco, Amarone sind renommierte Namen, sind der Stolz italienischer Weinerzeuger und sind Repräsentanten für den Export und das Überleben einer ganzen Weinnation, der "Bella Nationale". Nun wurde ein Weinskandal, just zum Zeitpunkt wo sich Bella Italia auf der VinItlay einem internationalem Publikum präsentiert, bekannt gemacht.
Urplötzlich und bezeichnender Weise brachte das Nachrichtenmagazin "L´ESpresseo" diese schöne heile Welt ins schwanken, verursachte eine Erschütterung wie ein Erdbeben in der Weinszene. Zig-Millionen Flaschen günstigster Italo-Weine sollen gepanscht worden sein. Ihnen sollen mitunter krebserregende Stoffe beigemischt worden sein. Und auch eine Institution italienischen Selbstbewusstseins ist betroffen: Der weltberühmte "Brunello di Montalcino" sei ins Visier der Ermittler gerückt, meldet L´Espresso.
Etwa 70 Millionen Liter Wein in der Preisklasse zwischen ca. 70 Cent bis etwas über 2 Euro sind gepanscht mit Düngemitteln und Salzsäure in den Handel gelangt. Beim Brunello soll es sich um illegales Verschneiden im großen Stil handeln. Betroffen sind ca. 20 Winzer vor allem aus den norditalienischen Anbauregionen. Der Vorwurf: Sie sollen durch Beimischung von unerlaubten und sogar gefährlichen Substanzen ihre Produktionskosten um beinahe 90 Prozent gedrückt und damit ihren Umsatzgewinn extrem erhöht haben.
Verdächtig bzw. dem Tatbestand nachweislich sind nicht nur No-Name-Winzer, sondern auch bereits beim Weinskandal 1986 überführte Weingüter, beispielsweise aus Veronello bei Verona, sind wieder dabei. Auch renommierte Weingüter sollen im großen Stil mitgemischt haben. Namhafte Produzenten aus der Toskana haben offensichtlich ihre "schweren" Rotweine aufgemischt, offenbar mit Merlot verschnitten, um diesen eine leichtere und süßere Note zu verleihen. Insbesondere auch mit dem Ziel, dem Geschmack der Amerikaner entgegen zu kommen, wo ein Großteil der Brunellos abgesetzt wird.
Die italienischen Gazetten, ebenso wie internationale Agenturen melden, dass auch gegen die Weingüter Antinori, Castello Banfi und Frescobaldi ermittelt wird. Beispielsweise bei Banfi wurden 600.000 Flaschen beschlagnahmt und mehrere Weinberge abgeriegelt. Die führenden Köpfe dieser weltweit bekannten Weingüter beschwichtigen in Pressemitteilungen und erklären ihre Unschuld. Man verweist auf die Beschädigung der namhaften Güter, auf die Angst, die Mitarbeiter behalten zu können und auch auf eine Rufschädigung ihres Renommees.