Grüner Veltlinger im Weinviertel macht’s möglich
Auch später Eiswein in Österreich
Text: Rudolf Knoll | Veröffentlicht: 15. Februar 2021
Als in der Nacht vom 11. auf 12. Januar 2021 etliche Winzer in Österreich die Chance nutzten, gefrorene Trauben für Eiswein zu ernten, lehnte sich Fritz Rieder vom Weingut Weinrieder in Kleinhadersdorf bei Poysdorf im Weinviertel noch gemütlich zurück und ließ seine Trauben von Grüner Veltliner auf drei Hektar mit der für ihn typischen Lust zum Risiko am Stock. Motto: Da ist noch etwas Besseres drin. Mit hinein spielte hier die Erfahrung aus 40 Jahren Eisweingewinnung, für die im nordöstlichen Weinviertel besonders gute klimatische Voraussetzungen bestehen.
Und siehe da: Zeitgleich mit einigen deutschen Winzern konnte er in der Nacht vom 11. auf 12. Februar bei 10° Minus jede Menge Eiswein ernten. Wieviel genau, darüber verweigert er die Aussage, um nirgendwo Neidgefühle zu wecken. Aber man darf davon ausgehen, dass es mehr als die anderswo üblichen einige hundert Liter sind. Auch das Mostgewicht liegt deutlich über den in Austria verlangten mindestens 25 KMW (etwa 125 Grad Oechsle), nämlich bei 34 KMW. „Das Mindestmostgewicht reicht uns längst nicht“, erklären Fritz und sein Sohn Lukas Rieder. Ganz gezielt sorgte man im Herbst durch entsprechende Blattarbeit für eine Reifeverzögerung, die dazu beitrug, dass die Trauben bis zuletzt weitgehend gesund blieben. „Der Grüne Veltliner ist hier stabiler wie Riesling und Welschriesling“, weiß man im Hause Weinrieder. Die Kelterung nahm einige Tage in Anspruch.
Fritz Rieder ist ein Spezialist für extrem späte Ernten. Vor einem Jahr machte er Schlagzeilen mit seiner „März-Lese“. Am 2. März 2020 wurde damals ebenfalls Grüner Veltliner geerntet, allerdings nicht als Eiswein, sondern als Trockenbeerenauslese mit 36 KMW. Verkauft werden solche Hochkaräter um 30 Euro in der kleinen Flasche.