„Fake Wines“

„Deep Throat“ über Trumps Weine – Teil-II

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 21. Dezember 2019


USA (Charlottesville) – Fortsetzung meines Artikels „Deep Throat über Trumps Weine – Teil-I“: „Wie schmeckt denn der Trump´sche Chardonnay“, wollte ich von Joe wissen. „Oh, süß. Zuviel Restzucker. Zu reif geerntet. Schwabbeliges Mundgefühl. Passt zur opulenten Trump´schen Küche“, berichtet Joe in einer Art Stakkato. Auf der Webseite wird der Chardonnay, der eine Goldmedaille trägt (irgendwie passt Gold zu den Trumps), für 22 Dollar angeboten, im Restaurant soll er 68 Dollar kosten. Nebenbei: Ein Blick auf die Webseite der Trump Winery bringt die Erkenntnis, dass dort Weine zwischen 12 und 99 US-Dollar angeboten werden. „Was kannst du mir zu den anderen Weinen sagen?“ „hm…“, Joe schweigt.

„Nun gut, und was ist mit dem Meritage, den das Weingut als ausgewogen beschreibt, dekantiert werden sollte und ein hervorragender Begleiter zu Lamm und dry aged beef sein soll?“ „Das ist schon eher spannend“, sagt Joe mit einem Unterton, der nichts Gutes verheisst. „Der Meritage ist eine Mischung aus Trauben ganz verschiedener Regionen. Das heißt, die Trump Winery lässt auch Trauben von der Westküste für den Meritage anliefern.“ Auf dem Etikett wird dies als „amerikanischer Rotwein“ deklariert. Im Online-Shop der Tramp Winery ist diese Weinmischung für 28 Dollar zu haben. „Was für ein Traubengelee“, sagt Joe. „Der Wein hat eine schreckliche, rauchige, alkoholische Nase. Lasse ihn nicht in dein Glas", rät mir Joe. „Woher weiss man, dass ein Grossteil der Trauben für diesen Wein von der Westküste kommt?“ „Nun, das ist bekannt. Mindestens seit einigen Jahren, als ein Tankwagen bei den Nachbarn der Trump Winery vorfuhr und der Fahrer nach dem Weg fragte. Der befragte Nachbar kam ins Gespräch mit dem Fahrer, der wiederum bereitwillig plauderte, dass er 15.000 Gallonen Wein von der Westküste geladen habe und zur Trump Winery bringen solle. Das sprach sich schnell herum und die Tankwagen kommen jedes Jahr wieder", berichtet mir Joe.

„Fake Wines“

Mit den Angaben des Alkohols „nähme es die Trump Winery auch nicht so genau“, sagt Joe: „Der Meritage ist mit 14 Prozent angegeben, hat aber sicherlich 15 Prozent Alkohol, was Kontrollen nachgewiesen haben sollen. Jedenfalls ist er sehr alkoholreich", sagt Joe. Dazu muss man wissen, dass in den USA Abweichungen von einem Prozent möglich sind und sich so ein Prozent nach oben oder nach unten angeben lässt. „Gibt es weitere Fakes bei der Trump Winery?“ „Möglicherweise, aber nicht bei allen Weinen“, sagt Joe. So ist der New World Reserve aus verschiedenen Trauben der Region, die alle rund um Charlottesville geerntet wurden, vinifiziert, heisst es seitens der Trump Winery. Auf dem Etikett steht „estate bottled“, womit man dies wohl ausdrücken will. 

„Den Meritage kann man schon trinken, jedenfalls kann man sich damit leicht betrinken“, sagt Joe. „Im Übrigen weiss ich von einem befreundeten Weinkritiker, der in den Trump´schen Lokalitäten die Weine der Trump Winery verkostet hat und -not amused- war ob deren Trinkspass. Er erzählte mir auch, dass die Kellner angehalten sind, die Trump Weine anzupreisen, aber ob deren Qualität dies nicht gerne tun. Er erzählte mir auch, dass im Restaurant des Trump´schen Anwesens Mar-a-Lago nur die Weine der Trump Winery gelistet sind.“

Im Angebot hat die Trump Winery vier Sektvarianten (Blanc de Blanc, Blanc de Noir, Rosé und Reserve), drei Weissweine (Chardonnay, Fortified Chardonnay, Sauvignon Blanc und Viognier) sowie drei Rotweine (News World Reserve, Maritage, Cabernet Sauvignon) und einen Rosé.

Besuch bei der Trump Winery

„Wer verwaltet denn die Trump Winery?“ „Das ist Eric Trump, Vizepräsident der Trump Organisation, dem sein Vater Donald Trump das Gut in 2012 übereignet hat. Er macht sicherlich gute Arbeit, um mit der Winery nicht allzu sehr negativ aufzufallen und um den Schein zu wahren", sagt Joe. Die Trump Winery ist eingebettet in sanfte Hügel und macht einen sehr gepflegten Eindruck. Einfach so im Areal zu schlendern ist nicht drin, es sei denn man ist Mieter einer der Räumlichkeiten, die für verschiedene Festlichkeiten zu buchen sind. Oder man übernachtet im zum Hotel umfunktionierten Haupthaus mit 45 Zimmern, in denen Preise zwischen 250 und 650 Dollar angeboten werden.

Relaxen kann man als Mieter oder Hotelgast auf überdachten Terrassen, wo auch gespeist werden kann. Nebenan stehen zwei Weinbars zu Verfügung. Außerdem kann man an einer „Luxusverkostung“ teilnehmen. Besonderer Clou dabei ist ein mit Brandy angereicherter Chardonnay namens „Fortified Chardonnay Cru“, der als „einzigartiger“ Wein von der Trump Winery angepriesen wird. „Die Geschichte dahinter ist einerseits simpel, andererseits Trump-like", erzählt Joe. „Eines Tages stellte das Kellerteam fest, dass ein Chardonnay nicht besonders geraten war. Warum ist nicht bekannt. Jedenfalls wollte der Verwalter den Wein nicht entsorgen, sondern irgendwie retten. Also entschied man sich, den Traubensaft mit Brandy anzureichern und dann das Ergebnis zur Reifung in ein Holzfass zu füllen.“ Übersetzt heisst es in dessen Verkostungsnotiz: „Dieser Aperitif hat tiefe, frische Aromen von Birne, Zitrone, Bourbon und gerösteten Mandeln. Diese Mischung aus 100 Prozent Chardonnay-Saft, angereichert mit Chardonnay-Brandy, enthält 18 Prozent Alkohol, sodass er sowohl pur getrunken werden kann als auch zur Mixtur geeignet ist.“ Der Fortified Chardonnay Cru ist im Online-Shop der Winery für 34 Dollar bestellbar. „Der Alkohol hilft dabei, ihn ohne allzu großes Murren durch die Kehle laufen zu lassen“, sagt Joe.

Teil-I

Mehr zu den Trump´schen Methoden lesen Sie in „Deep Throat über Trumps Weine – Teil-I

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