Sind französische Blends Vorbild für Kaliforniens Winzer?
29.01.2016 - arthur.wirtzfeld
USA (Kalifornien) - Diese Frage muss man mit einem klaren Ja beantworten, denn Kaliforniens Winzer vergleichen ihre Blends gerne mit denen aus Frankreich, besonders mit denen aus Châteauneuf-du-Pape und Côtes du Rhône. Dort wissen die Winzer längst, dass Blends aus den Trauben des Syrah, Grenache und Mourvèdre oftmals bessere Weinqualitäten erbringen, als es diese ergeben, wenn sie sortenrein vinifiziert werden. Blends sind zudem ein Spiegel, der jeweiligen Witterungsverhältnisse und der letztlich in den Keller gebrachten Qualität der Trauben. Hat der Winzer für Blends freie Hand, kann er Widrigkeiten des Weinjahres ausgleichen und die Qualitäten in der Flasche steigern.
In den USA werden Weine zumeist sortenrein gekeltert. Dies begründet sich in einem Weingesetz, dass mindestens 75 Prozent einer Rebsorte im Wein vorschreibt. Längst überlegen auch die Winzer aus Kalifornien, wie Sie noch kreativer mit Blends umgehen können. Scott Hawley von Law Estate Wines meint: "Ich schätze die Vielseitigkeit unsere Trauben aus den Weinbergen Paso Robles, die es mir erlauben, zu mischen. Wenn wir über die Qualität der Trauben besorgt sind, lassen wir einfach die Natur entscheiden. Blends ermöglichen uns dabei, jedes Jahr beste Qualitäten in die Flasche zu bringen. Zum Beispiel war die Ernte des Grenache im Jahr 2015 winzig. Daher sind Blends dieses Jahrgangs, die in der Regel auf dem Grenache basierend, nun dominiert vom Syrah oder anderen Sorten, die bestmögliche Entscheidung."
"Wir würden gerne komplexe Weine im Stil der Rhône produzieren, aber da gibt es den Syrah, der schon mal bei uns in Kalifornien brutal ausfallen kann", sagt Julia Iantosca, Winzerin bei Lasseter Family Winery aus dem Sonoma Valley. "Aber, da der Syrah so eine starke Persönlichkeit hat, ist es einfach, mit ihm Blends zu kreieren."
Ich nehme mal die Diskussion der kalifornischen Winzer zum Anlass und bespreche für Sie eine Reihe meiner favorisierten Blends der jüngeren Jahrgänge:
(1) The Farm Winery, The Big Game, Jahrgang 2012, Adelaida Distrikt - 91 Punkte - 75 US-Dollar: Verwegene Struktur mit leichten Anklängen des "Game" (vielschichtig, komplex, mundfüllend).
(2) Lasseter Family Winery, Chemin de Fer, Jahrgang 2013, Sonoma Valley - 92 Punkte - 56 US-Dollar: Ein stilvoller Wein, fein ausbalanciert mit Eleganz und einer unverwechselbaren Persönlichkeit.
(3) Lewis Alec Blend, Jahrgang 2013, Napa Valley - 94 Punkte - 62 US-Dollar: Plüschig und fruchtige Boysenbeere mit rauchigen Mokkaaromen.
(4) Shafer Vineyards Relentless Blend, Jahrgang 2012, Napa Valley - 94 Punkte - 85 US-Dollar: Ein Verbund aus Kraft mit reichen Aromen von Brombeere und Schotter.
(5) Torrin Vineyard, James Berry Vineyard, Jahrgang 2012, Paso Robles - 94 Punkte - 68 US-Dollar: Feine Balance, etwas rustikal mit Noten von Heidelbeere, rauchigem Salbei und Pfeffer.
Zu meinen Favoriten hier noch drei Blends mit einem besonderen Preis-Leistungsverhältnis:
(6) Beckmen Vineyards, Cuvée Le Bec, Jahrgang 2013, Ynez Valley - 25 US-Dollar: Reichlich Pfeffer, schwarze Himbeeren, Toffee und rauchige Kräuter.
(7) Tablas Creeg Vineyard, Patelin de Tablas, Jahrgang 2013, Paso Robles - 20 US-Dollar: Frisch und voller lebendiger Frucht mit Aromen von Himbeere und rauchigem Zimt.
(8) Zaca Mesa Vineyaruds, Z Cuvée, Jahrgang 2012, Ynez Valley - 22 US-Dollar: Ein pikanter Blend mit lebhaften Himbeeren und frischen, aber auch rauchigen Kräuteraromen.