Naturweinpionier Stanko Radikon verstorben
17.10.2016 - arthur.wirtzfeld
ITALIEN (Oslavia) – Ein überaus talentierter und mutiger Winzer, einer der originellsten Köpfe der italienischen Weinszene, verstarb am 11. September 2016. Stanko Radikon hatte schließlich den Kampf gegen den Krebs verloren – er wurde 62 Jahre alt.
Der bescheidene, intelligente, ruhige Mensch konnte, wenn es um Wein ging, ruhelos und innovativ zugleich sein. 36 Jahrgänge erzeugte er in seinem Winzerleben, den ersten 1979 – und seine Weine sind mittlerweile Kult. Das Weingut der ursprünglich aus Slowenien stammenden Familie befindet sich im kleinen Dorf Oslavia im italienischen Collio in der Region Friaul-Julisch-Venetien. Im Jahr 1995 wandte sich Stanko Radikon der traditionellen Weinbereitung der (Ur-)Großväter zu, begann naturbelassen zu vergären und zu experimentieren, wodurch sich die Stilistik seiner Weine radikal veränderte – er wurde damit zum Wegbereiter der „Natural Wines“ und „Orange Wines“.
Stanko Radikons Ziel war, mit dieser „neuen alten“ Methode mehr Geschmack und Farbe in seine Weine zu bringen. Er beobachtete, dass der längere Kontakt mit den Beerenschalen die Weine robuster machte – im Lauf der Jahre verlängerte er den Maischekontakt auf bis zu drei Monate. Er musste nicht mehr so viel SO2 hinzufügen, um die Weine haltbarer zu machen – ab dem Jahr 2003 arbeitete er schwefelfrei. Was noch Ende des 20. Jahrhunderts eine revolutionäre Idee hinsichtlich des Mainstream war, machte die Weine zu unverwechselbaren, authentischen Produkten.
Die Umstellung der gesamten Weißweinproduktion wurde anfangs nicht anerkannt, weil diese Art von Weinen zu dieser Zeit nicht gefragt war. Es sollte viele Jahre dauern, bis Kunden und Kritiker den neuen Stil akzeptierten – doch Stanko Radikon ließ sich nicht beirren. Sein Festhalten an biodynamischen Praktiken und Philosophien im Weinberg und Keller rechtfertigt seine Stellung als Pionier der „naturbelassenen“ Weinbewegung. Er blieb damit nicht allein, denn auch seine Nachbarn und Winzerkollegen Joško Gravner und Edi Kante sowie weitere Winzer verliehen ihren Weinen einen bemerkenswerten Charakter – wilde, tiefgründige Aromen und imponierende Komplexität.
Stanko Radikon hinterlässt seine Frau Suzanna, zwei Töchter und einen Sohn, Saša, mit dem er in den letzten Jahren intensiv zusammengearbeitet hat. Dieser hält das Vermächtnis seines Vaters in festen Händen und führt das Weingut in seinem Sinne fort.