Pinot Noir Champion Walter Schug verstorben

20.10.2015 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) - Als der in Deutschland geborene Walter Schug 1959 nach Kalifornien übersiedelte, steckte die Weinindustrie dort noch in den 'Kinderschuhen'. Die Nachfrage nach Pinot Noir beziehungsweise Spätburgunder, so wie Schug diese Sorte aus Deutschland kannte, war damals in den USA eher schwach. Erste Erfolge für Schug als Kellermeister bei Joseph Phelps Vineyards erreichte er mit der Sorte Cabernet Sauvignon. Es war der erste Jahrgang des heute bekannten kalifornischen Flaggschiffs Insignia. Dennoch, Pinot Noir war und blieb die Leidenschaft von Schug. Und so kam es zu der Gründung seines eigenen Gutes Schug Carneros Estate Winery. Hier in der heutigen Appellation Carneros, südwestlich der kalifornischen Stadt Sonoma, kultivierte Schug den Pinot Noir und wurde zum Pionier dieser Sorte in der Region.

 

Der in Assmannshausen im Jahr 1935 geborene Walter Schug verantwortete schon im Alter von 18 Jahren seine erste Ernte auf dem Staatsweingut Assmannshausen im Rheingau, dass sein Vater Ewald Schug von 1923 bis 1959 leitete und dass vornehmlich Spätburgunder aus der Lage Höllenberg im Ertrag hatte - das war im Jahr 1953. Er studierte fortan Weinbau und Oenologie in Geisenheim. Nach seinem Abschluss verließ Schug zusammen mit seiner Frau Gertrud Deutschland und zog nach Kalifornien. Hier fand er Arbeit bei der California Grape Products Corporation in der Nähe von Bakersfield, wo er bereits zuvor ein einjähriges Praktikum absolviert hatte.

Den nächsten Job erhielt Schug bei E & J Gallo, wo er vornehmlich für die Qualitätssicherung der Trauben verantwortlich war. Seine Erfahrung in der Weinproduktion, vor allem beim Riesling, der damals in Kalifornien einen ersten Hype erlebte, verbreite sich in ganz Kalifornien. So kam es dann, dass die Joseph Phelps Vineyards Schug im Jahr 1973 abwarb und ihm gleich die Position als Chefweinmacher anvertraute. Mike Fischer, ehemaliger Finanzvorstand bei Phelps und jetzt Miteigentümer und Direktor bei Global Wine Partners, erinnert sich, dass Schug ein wesentlicher Akteur bei der Inbetriebnahme neuer Weinberge war, so auch von den Rebflächen Las Rocas in Stags´s Leap und Banca Dorada in Rutherford, die heute das Rückgrat der Joseph Phelps Vineyards hinsichtlich der Produktion des Cabernet sind. "Walter war ein wertvoller Mitarbeiter, der beste Ernten verantwortete. Er hat im Prinzip die gesamte Produktion bei Phelps langfristig aufgebaut", sagt Fischer. Und Graig Williams, heute Direktor der Crimson Wine Group und der Schug damals zu Joseph Phelps holte, sagt: "Walter war ein sehr talentierter und erfahrener Weinbauer."

Beide Wegbegleiter von Schug, sowohl Fischer als auch Williams, bescheinigen unisono: "Walter konnte sich ein Stück Land ansehen und wusste, ob und welche Rebsorte hier zu pflanzen war. Und er behielt immer Recht." Bei Joseph Phelps Vineyards wuchs der Einfluss von Walter Schug im Laufe der Jahre. Er legte auch den Grundstein für die Spitzenleistungen dieses Gutes und schuf den herausragenden Insignia, Kaliforniens ersten Cabernet Sauvignon im Stil eines klassischen Bordeaux, einer der weltweit bekanntesten Weine aus dem Napa Valley.

 

Walter Schug wird aber auch ein Gespür für die Zukunft bescheinigt. Obwohl sich die Joseph Phelps Vineyards Ende der achtziger Jahre auf die klassischen Rebsorten des Bordeaux konzentrierte, reservierte Schug einen Teil der Rebanlagen für den Pinot Noir, obwohl diese Rebsorte damals kaum jemanden interessierte. Pragmatisch, wie Schug war, produzierte er weiterhin eine kleine Menge seines Favoriten dem Pinot Noir unter eigenen Namen. 

Im Jahr 1983 verließ Schug die Joseph Phelps Vineyards und gründete sein eigenes Weingut namens Schug Carneros Estate und konzentrierte sich auf die Sorten Pinot Noir und Chardonnay. In den darauf folgenen sechs Jahren vergrößerte er seine Rebflächen, angrenzend an das Sonoma County, um weitere 20 Hektar. Der damals gute Verkauf seiner Chardonnay half Schug in seinen geliebten Pinot Noir zu investieren. Anfänglich produzierte die Schug Carneros Estate rund 24.000 Flaschen - heute sind es 360.000 Flaschen, verschiedener Sorten. Pinot Noir und Chardonnay stammen von eigenem Anbau, zusätzlich kauft die Schug Winery Trauben von Vertrags-Weinbergen/Winzern dazu, um den Ertrag der eigenen 20 Hektar zu ergänzen.

"Walter hat es zu einem Vermögen gebracht, aber er ist, wie man so sagt, auf dem Teppich geblieben. Und er hat immer für seine Familie gesorgt, die kam noch vor seinem Steckenpferd, dem Pinot Noir", sagt Fischer. Walter Schug hinterlässt zwei Töchter und einen Sohn. Axel Schug ist CEO und Gesellschafter der Kellerei, seine Schwester Claudia betreut den Vertrieb der Weine vor allem in Deutschland aber auch in ganz Europa.