Kein Knick im Weingut Bernhard Huber: Julian hat alles im Griff

20.06.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Malterdingen) - Wie geht es im Weingut Bernhard Huber im badischen Malterdingen weiter, nachdem einer der großen deutschen Winzer im Juni 2014 im Alter von nur 55 Jahren einem heimtückischen Krebsleiden erlag? 28 Jahre zuvor hatte sich der bodenständige Badener mit seiner Frau Barbara selbständig gemacht und aus kleinen Anfängen heraus einen Betrieb geformt, dem man Weltklasseformat bescheinigen konnte und der vor allem mit seinen Spätburgunder-Gewächsen auch locker mit Stars aus der Bourgogne mithalten konnte. 

 

Als Bernhard Huber startete, war der Nachfolger noch nicht auf der Welt: Julian wurde am 19. Februar 1990 geboren. Jetzt ist er 25 Jahre alt, wird nächstes Jahr sein Studium in Geisenheim mit sanfter zeitlicher Verzögerung komplett abgeschlossen haben, hatte Gert Aldinger in Württemberg sowie den Südafrikaner Paul Clüver als Lehrmeister, tummelte sich ein Jahr in Savigny-lès-Beaune (Bourgogne). Aber reicht das schon, um den stattlichen Betrieb auf dem vormaligen Niveau zu halten?

Wer sich durch die Kollektion verkostet, die aktuell vorliegt, wird zur Einschätzung kommen: es reicht. Julian Huber gerät offenbar in vielen Dingen seinem Vater nach, er hat nicht – wie so mancher Jungspund – Flausen im Kopf und will völlig neue Wege gehen. Sein Vater hat die zwei Jahre, die ihm nach der grausamen, aber ehrlichen Arzt-Feststellung noch blieben, intensiv genutzt, um den Sohn an die Aufgaben heranzuführen. „Er hatte immer wieder Phasen, in denen man ihm überhaupt nichts anmerkte“, erzählt Julian. Selbst Behinderungen durch den Krebs konnten Bernhard Huber nicht immer bremsen. Im Frühjahr 2014 pflanzte er nochmal 2,5 Hektar mit Spätburgunder, „mit dem Atemgerät auf dem Rücken“, wie der Sohn mit bewunderndem Unterton berichtet. 

Für ihn war es ebenfalls eine harte Zeit. Denn er musste oft zwischen Geisenheim und Malterdingen pendeln, um auf das Erbe vorbereitet zu sein. Ab dem Jahrgang 2012 hat er intensiv mitgearbeitet. Wer die Weißweine des Jahrgangs 2013 und die ersten 2014er jetzt probiert, kann viele Komplimente verteilen. Die können auch vom Studienkollegen Friedrich Keller aus Oberbergen kommen, der schon mal bei seinem Freund vorbeischaut, sich Wein abholt und dann witzelt: „Ich will schließlich mal was Gescheites probieren.“

Kleine Änderungen, die erkennbar sein dürften, hat er noch mit dem Vater abgestimmt, etwa, dass der Chardonnay zeitiger gelesen wird und mit weniger Holzeinfluss auskommen soll. So wirkt der Aushängeschild-Chardonnay 2013, im noch trüben Zustand vor kurzem probiert, vielschichtig und richtig raffiniert. Ein jugendlicher 2014 der gleichen Sorte kommt knackig und würzig rüber und gefällt mit einer lebhaften Säure. Die Spätburgunder von 2012, bei deren Ernte Bernhard Huber schon wusste, wie es um ihn steht, sind enorm druckvoll und komplex, selbst die Basis ist saftig und feingliedrig. Was die Huber-Spitzen auf Dauer wert sind, lässt ein 2008er von der Toplage Wildenstein erkennen, dem man attestieren kann: komplex, dicht, würzig, immer noch sehr jung und auf jeden Fall groß. Gemeinsam wurde noch der Entschluss gefällt, die Gesamtrebfläche von 30 Hektar auf 27 Hektar zu verringern, mit noch mehr Konzentration auf die Burgunderfamilie und um Julian nicht schon gleich am Anfang die volle Belastung aufzubürden. 

Was ihn hoffnungsfroh macht, ist die Unterstützung der Mutter und „unser tolles Team im Keller“. Hier meint er in erster Linie Florian Isele sowie eine junge Dame, die aus einer bekannten Hamburger Gastronomie-Familie stammt, vor gut zehn Jahren wie Julian in Geisenheim studierte und vor ihrem Vater Josef Viehhauser einen ungewöhnlichen Vornamen verpasst bekam, der später irgendwie bestimmend für ihre Hinwendung zum Wein sein sollte: Yquem. Vielleicht gelingt es ihr eines Tages, den jungen Chef zu einem badischen Edelsüßen a’la Sauternes zu überreden?