Kann der Shiraz dem Pinot Noir von der Peninsula Paroli bieten?
25.07.2015 - arthur.wirtzfeld
AUSTRALIEN (Melbourne) - Das kühle Klima der 'Peninsula', so nennen die Einheimischen die Mornington Peninsula, eine Halbinsel von rund 720 km2 südlich der australischen Metropole Melbourne, ist ein Hot Spot für den Pinot Noir. Während die klassische Rebsorte mehr und mehr in den Fokus rückt, sollte der Shiraz "nicht ignoriert" werden, sagt Lindsay McCall, Eigner von der Paringa Estate. Dagegen meinen viele australische Winzer, dass der Shiraz ein Chamäleon sei. Wie Michael Hill Smith (MW) teilen die kritisierenden Winzer den Shiraz in vier Kategorien ein: modern, traditionell, aus wärmeren oder kühleren Klimazonen stammend. Den gleichen Tenor schlägt Matthew Jukes an, Weinexperte und Kolumnist, der seinem Essay den Titel gegeben hat: "Die vielen Gesichter des australischen Shiraz".
Nun ist es so, dass sich im kühlen Klima der 'Peninsula', die die große Bucht Port Phillip im Süden gegen das Meer abgrenzt, eher die burgundischen Rebsorten wie Pinot Noir oder Chardonnay wohlfühlen. Dies wird auch durch mehrere hohe Bewertungen der von hier stammenden Weine bestätigt. In diesem kühlen Klima verhindert die dicke Beerenhaut des Shiraz zumeist die volle Reife der Traube. Doch entgegen der allgemeinen Meinung ist Lindsay McCall davon überzeugt, dass dem Shiraz auf der Peninsula eine glänzende Zukunft bevorstehen würde.
"Es ist sicher nicht leicht einen Shiraz von der Peninsula zu verkaufen", erzählt McCall. "Aber ich erlebe es immer wieder, dass Besucher ins Weingut kommen, um einen Pinot Noir zu probieren und dann erstaunt feststellen, dass wir schon seit 30 Jahren hier Shiraz anbauen. Für diese Leute ist unser Shiraz eine Entdeckung, für sie ist es einen Überraschung und sie kaufen den Shiraz, weil er ihnen einfach schmeckt."
McCall, ein ehemaliger Schullehrer, hat die Paringa Estate in 1984 gegründet. Ein Jahr später probierte er bei einem Besuch im Yarra Valley einen Shiraz von der Seville Estate, der "… mich einfach umgehauen hat, ob seiner Eleganz und seiner Kraft. Der Wein war einfach schön", schwärmt McCall noch heute. "Also dachte ich, die Erzeuger im Yarra Valley sind cool, wir hier auf der Peninsula sind auch cool, also probiere ich es mit dem Shiraz."
Nach den ersten Ernten dauerte es nicht lange und die Shiraz von der Paringa Estate wurden mit Trophäen bei australischen Wettbewerben ausgezeichnet und dies gegen die Weine viel bekannterer Regionen wie der aus dem Barossa Valley. Dennoch wird es der Shiraz wohl kaum mit dem Pinot Noir aufnehmen können - auch wenn McCall dies nicht glauben mag. Laut Kennern der Weinszene wird der Pinot Noir von der 'Peninsula’ seine Dominanz nicht verlieren, was McCall allerdings so nicht unterschreiben möchte. Die Wettbewerbe und die Akzeptanz des Shiraz von der 'Penunsula' seitens der Verkoster und der Kundschaft in den nächsten Jahre werden es zeigen, ob der Shiraz aufholen kann …