Hermitage La Chapelle - Domaine Paul Jaboulet Ainé

21.12.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Die Anfänge der Domaine Paul Jaboulet Ainé gehen zurück auf das Jahr 1834 als Antoine Jaboulet sein Geschäft in Tain-l’Hermitage gründete. Die Familie führte sechs Generationen lang das Unternehmen, bis es im Januar 2006 die Familie Frey übernahm. Die Freys, die ursprünglich aus der Champagne stammen und auch Château La Lagune in Haut Médoc besitzen, entschieden sich, den angestammten Namen Paul Jaboulet Ainé zu behalten. Zur Domaine Paul Jaboulet Ainé gehören eine Reihe von besten Lagen in den Appellationen Crozes Hermitage, Côte-Rôtie, Cornas, Châteauneuf-du-Pape, Saint-Joseph, Condrieu und Côtes-du-Rhône Villages rund um Hermitage La Chapelle, ein wahres Schmuckstück.

 

Aus den insgesamt 136 Hektar der Hermitage La Chapelle besitzt die Familie Frey 25 Hektar, davon 21 Hektar mit roten Reben und vier Hektar mit weißen Rebsorten. Weine aus dem Granithügel Hermitage am östlichen Ufer der Rhône gibt es schon über zwei Jahrtausende, wie in Aufzeichnungen römischen Senators Plinius und des Dichters Martial erwähnt, Jahrhunderte, bevor Reben in Médoc kultiviert wurden. Caroline Frey, heute Chefin des Hauses, ist eine qualifizierte Önologin und verantwortlich für die Domaines der Familie sowie für einige wichtige jüngste Veränderungen: beispielsweise für die Umstellung auf Bioweinbau ab 2008 mit tiefgreifenden Änderungen in den Rebflächen, für Engagement von Denis Dubourdieu als Berater sowie für die Inbetriebnahme von Techniken, die ausschließlich mit Schwerkraft die Kellerarbeit erleichtern.

Ich erinnere mich an meinen Besuch der Domaine Paul Jaboulet Ainé Anfang der 2000er Jahre. Ich war damals verblüfft. Das Anwesen war nicht gleichzusetzen mit dem, was ich im Glas vorfand. Viele der Weine waren unsauber geraten, wirkten eher rau mit scharfen Tanninen. Heute sind diese Zeiten vorbei, die Qualität ist eine völlig andere. Verglichen mit den 80.000 Flaschen, die gewöhnlich vom La Chapelle produziert werden, sind daraus heute durchschnittlich 30.000 Flaschen geworden. Deren Trauben stammen aus einer der herausragenden Parzellen, dem "Le Meal" Terroir, von denen die Domaine sieben Hektar besitzt. Der Boden des "Meal" aus glatten Kieseln enthält mehr Kalk- und Granit-Anteile als die übrigen Lagen und ist nach Süden ausgerichtet.

Vom Zweitwein, dem Petite La Chapelle werden 40.000 Flaschen produziert, im Wesentlichen aus Trauben verschiedener Terroirs, was sie vom Hauptwein charakterlich unterscheidet. Der Jahrgang 2012 verkostet sich sehr gut, er ist ein Genuss. Im Jahrgang 2008 wurde kein La Chapelle produziert - zu übermäßig waren die Niederschlage. Das Beste, was man damals an Trauben ernten konnte, wurde für den Petite La Chapelle verwendet.

Über den Stil der Weine kann man generell sagen, dass es eine Konstante über die Jahrgänge gibt. Wir finden einen Duft von Veilchen, schwarzen Kirschen und einbalsamierten Gewürzen in der Nase, die sich am Gaumen wiederfinden. Nur der Körper und die Textur beeinflussen den Stil der Weine über die Jahrgänge. Straff und schlank zeigen sich die Jahrgänge 2010 und 2012 mit jeweils einer Tendenz zu einer positiven Strenge, die mit der Zeit weicher wird. Beide Jahrgänge zeigen sich runder und mundfüllender im Vergleich zu den Jahrgängen 2006 und 2009.

Die jüngsten Jahrgänge des La Chapelle zeigen engere, körnigere Tannine, sind am Gaumen zurückhaltender, aber paradoxerweise gleichzeitig weicher und lebendiger - nicht im Körper, sondern hinsichtlich ihrer aromatischen Eigenschaften. Diese Zurückhaltung im Körper gepaart mit hedonistischen Düften regt komplexe Empfindungen an, die nur die besten Weine der Welt aufweisen, unabhängig von ihrem Terroir, Rebsorte (in diesem Fall Shiraz) oder klimatischen Bedingungen.

Nachfolgend für die Leser von YOOPRESS ein Auszug aus meinen Notizen:

La Chapelle, Hermitage 2013 - 17,5 // 95 Punkte - Dekantiert. Satte Farbe mit einer feinen Nase von Zedernholz, Früchten und Blumen. Feingliedrig am Gaumen mit elegantem Ambiente sowie sehr fruchtig zwischen Mitte und mittlerem Finale, das dennoch positiv ausfällt, trotz seiner Jugendlichkeit. 100 Prozent Syrah. Trinkreif von 2022 bis 2045.

La Chapelle, Hermitage 2012 - 18,5 // 97 Punkte - Dekantiert. Tiefe Farbe. Intensive, elegante, fruchtige Nase, die zudem glatt und würzig erscheint. Unmittelbar subtil am Gaumen mit edlem Schmelz. Sehr aromatisch, sehr wohlschmeckend mit saftigem Abgang. Ein großer Wein. 100 Prozent Syrah. Trinkreif von 2025 bis 2050.

La Chapelle, Hermitage 2011 - 16,75 // 93 Punkte - Dekantiert. Aromatische Nase. Zart, geschmeidig und dennoch sehr fruchtig am Gaumen mit einem Standard-Körper. Duftig im Abgang. 100 Prozent Syrah. Trinkreif von 2020 bis 2035.

La Chapelle, Hermitage 2009 - 17 // 94 Punkte. Dekantiert. Aromatische Nase mit reifen Früchten sowie ein Hauch von Kakao. Sehr rund und saftig am Gaumen, sehr schmackhaft in der Mitte, wo sich der Wein reich und geschmeidig zeigt. Die Intensität leidet ein wenig darunter und die Tannine sind merklich, aber nur ein wenig. Lang und schmackhaft im Finale. 100 Prozent Syrah. Trinkreif von 2020 bis 2040.

La Chapelle, Hermitage 2007 - 18 // 96 Punkte. Dekantiert. Reine, würzige und noble Nase mit einem Hauch von Lavendel. Reich, geschmeidig und rund am Gaumen. Mundfüllend und in der Mitte mit reichem Geschmack, dabei zeigen sich Noten von schwarzen Früchten, Tinte, Lakritze und Veilchen. Im Finale schmelzend und lang - hervorragend. Ein großer Wein. 100 Prozent Syrah. Jetzt trinken oder bis 2035 lagern.

La Chapelle, Hermitage 2006 - 17,5 // 95 Punkte. Dekantiert. Tiefe und nach reifen Früchten duftende Nase. Am Gaumen zeigt sich ein mundfüllender fleischiger Körper, in der Mitte reich und groß. Im sehr langen Finale schmelzend mit einem Hauch von Lakritze. Sehr schmackhaft. 100 Prozent Syrah. Jetzt trinken, oder bis 2035 lagern.

La Chapelle, Hermitage 2004 - 16,75 // 93 Punkte. Dekantiert. Dunkel im Glas, leicht gealtert. Kräftige Nase mit Anklängen von Obst, Kakao und Vanille. D
iesem Wein fehlt allerdings die Reinheit der folgenden Jahrgänge. Am Gaumen eine köstliche seidige Struktur, ähnlich einem trockenen Weißwein. Langes und angenehm tiefes Finale. 100 Prozent Syrah. Jetzt trinken, oder bis 2025 noch lagern.