Die schwere Geburt der Malibu Coast AVA

26.08.2015 - arthur.wirtzfeld

USA (Los Angeles) - Welche Qualifikation braucht ein Weinbaugebiet (AVA) in Amerika? Man muss sich das Handbuch der Alcohol and Tobacco Tax and Trade Bureau (TTB) zur Hand nehmen, eine 46-seitige Petition schreiben und durch jahrelange bürokratische Verzögerungen geduldig warten, bis der Antrag vielleicht eine Chance hat. Wenn sich dann noch die gewünschte Region in einem Flächennutzungsplan befindet, der Weinberge schon gar nicht vorsieht, ist dies das Salz in der Suppe und man muss schon ein wenig "crazy" sein, in seinen Erwartungen nicht enttäuscht zu werden.

 

Elliot Dolin von der Dolin Malibu Estate Vineyards hat dieses Prozedere hinter sich. Dolin war federführend mit Unterstützung von John Gooden (Montage Vineyards), Charles Schetter (Malibu Sanity) und John Freeman (Colcanyon Estate Wines) bei der neuesten kalifornischen Weinregion, der Malibu Coast AVA. Im Rückblick und in Betracht unseres Beitrages: "Pflanzverbote in der Malibu Coast AVA" wollten wir Antworten auf ein paar Fragen:

Was mussten Sie tun, um die Malibu Coast AVA ins Leben zu rufen?

DOLIN: "Man muss eine einzigartige Reihe von Bedingungen darlegen und erläutern. Dazu gehört die Beschreibung der Geografie, der Geologie, der Klimata und nicht zu vergessen auch eine historische Betrachtung der Region, die diese als besonders identifiziert und schließlich noch Unterschiede zu anderen AVAs aufzeigen."

Wie viel Papierkram mussten Sie bewältigen?

DOLIN: "Zum Glück musste ich mich nicht persönlich darum kümmern. Dazu bedarf es einer bestimmten Art von gefestigter Persönlichkeit, um sowas zu bewältigen. Jedenfalls ist es wohl das schlimmste Schriftstück, das man in seinem Leben verfassen muss."

Wieso war es an der Zeit, eine Malibu Coast AVA zu beantragen?

DOLIN: "Es gab keine diesbezügliche Bewegung unter den Erzeugern rund um Malibu. Niemand hatte bis dahin ein Interesse an einer Malibu Coast AVA. Es gab einige isolierte Erzeuger, aber diese mussten sich erst als Gruppe verstehen, untereinander Vertrauen gewinnen und ein Gefühl der Glaubwürdigkeit musste erst geschaffen werden. Also haben wir uns getroffen, einen Berater engagiert und eine Anschubfinanzierung aufgestellt. Dann kontaktieren wir die anderen 50 Erzeuger und baten Sie, mit uns gemeinsam zu wirken. Die meisten von denen halfen uns, heute profitieren alle davon."

Gab es mal Bedenken, dass Sie es nicht schaffen?

DOLIN: "Wenn Sie den Antrag mal abgegeben haben, haben Sie keine Ahnung, was passiert. Eine Garantie gibt es nicht. Nichts ist selbstverständlich. Aber wir wissen ja, die Behörden arbeiten auf seltsame Weise."

Was unterscheidet die Region Malibu von Los Angeles?

DOLIN: "Von Malibu sind es gerade mal drei Meilen bis zum Ozean - auf der anderen Seite sind es drei Meilen bis auf eine Höhe von über 900 Metern. Es gibt sehr wenige Orte, eben außer Malibu, wo Sie eine derartige Höhendifferenz auf so kurzem Raum haben. In Los Angeles ist das völlig anders. Hier in Malibu haben wir eine Vielzahl von klimatischen Bedingungen, um verschiedene Rebsorten und somit eine Vielzahl von Trauben zu nutzen. Während wir im Landesinneren auf circa 600 bis etwa über 700 Metern die Bordeaux-Reben, Burgunder-Reben oder sogar Reben der Rhone einsetzen würden, können wir uns in solcher Nähe zur Küste auf einen ganz anderen Rebsatz wegen der besonderen Bedingungen einlassen. Und wir haben hier glücklicherweise eine Abwechslung von Terroirs, die man sonst kaum findet."

Wie sehen Sie die Zukunft der Weine aus der Malibu Coast AVA?

DOLIN: "Jetzt, ein Jahr nach dem offiziellen Start, muss ich sagen: Die Malibu Coast AVA ist gleichzeitig gut und weniger gut für uns. Die gute Nachricht - wir haben nun Aufmerksamkeit. Die schlechte Nachricht - wir waren und sind fortan richtig gefordert. Wir müssen nun auf unseren Ruf bedacht sein, gewissenhaft die Weinberge bearbeiten, gewissenhaft vinifizieren und gute Qualitäten produzieren. Wir haben unsere Winzerkollegen darauf eingeschworen und sie gebeten uns zu folgen. Ich hoffe, dass alle unserem Beispiel dauerhaft folgen werden."

Mittlerweile hat die Dolin Malibu Estate Vineyards, die bisher eher für ihre Chardonnays bekannt war, ihre Produktion erweitert und eine neue Linie vom Central Coast Pino Noir aufgelegt. Die Pinot Noirs von Dolin stammen aus den bemerkenswerten Weinbergen wie den Talley Rincon, Bien Nacido und Solomon Hills. Neben den Chardonnay und Pinot Noir produziert Dolin auch zwei Rotweine im Bordeaux-Stil - ein Cuvée aus Cabernet Franc (60 %), Merlot (30 %) und Cabernet Sauvignon (10 %) - sowie einen reinen Merlot. Beide Weine zeichnen schöne, weiche Tannine aus und man kann beide als elegant bezeichnen.