Der Kampf für Rioja Crus: Wird die DOC reformiert? (Teil-1)

06.11.2015 - arthur.wirtzfeld

SPANIEN (Rioja) - Die spanische Weinregion Rioja gehört zu den 'Great Wine Capitals', einem internationalen Netzwerk von acht bedeutenden renommierten Weinregionen und ist zudem eines der bekanntesten Anbaugebiete weltweit. Die Erzeuger des Rioja sind erfolgreich. Ihre Weinmarken sind lukrativ und die Weine werden geliebt. Warum sollte dieses Erfolgskonzept geändert werden? Wir sprechen hier über Stimmen der Reformer, die glauben, dass das derzeitige Niveau der Einstufung zu einfach ist, für das komplexe Terroir des Rioja.

 

"Kennen Sie den Geschmack von Labastida?", fragt Telmo Rodríguez. Bei der gleichen Frage nach einem Burgunder oder Bordelais würde die Antwort wohl leichter fallen. Zugegeben, die Frage mag rhetorisch sein, während wir inmitten eines mit alten Rebstöcken bestückten Weinbergs namens Las Beatas in Rioja Alavesa stehen. Der Punkt ist: Diese Teilregion verfügt über ein vielfältiges Terroir, ist unterschiedlich in der Topografie und der Böden, Höhen und Ausrichtungen. Durchstreift man Las Beatas, zeigt der Kompass ein halbes Dutzend Mal andere Richtungen an. Es ist somit erstaunlich, wie naiv die populäre Wahrnehmung des Rioja ist. Wie gesagt, mit einer Anmerkung: "Wir freuen uns, generisch zu sein."

Telmo Rodríguez ist nur einer von den vielen Weinmachern aus dem Rioja mit seinen Teilregionen Rioja Alta, Rioja Baja und Rioja Alavesa, die über den Fortbestand nachdenken. Rodríguez hat die Bodega Remelluri in Labastida von seiner Familie geerbt und wiederbelebt, so wie viele andere seiner Kollegen auch, angefangen über alle spanischen Anbaugebiete von Andalusien bis Valencia hinweg. Auch Rodríguez gehört zu der Gruppe der Erzeuger, die immer lauter Änderungen der Einteilung in der Rioja Appellation fordern. Ihnen ist die offizielle Klassifizierung des Rioja mit den drei Ebenen des Crianza, Reserva und Gran Reserva zu stumpf, um die Komplexität des Rioja - bekannt als die Region der 1.000 Weine - abzubilden.

Der Mann, der die Diskussion auf den Weg brachte, ist Juan Carlos López de Lacalle, Eigner der Bodegas y Viñedos Artadi, dessen Viña el Pisón mit einem Verkaufspreis von rund 560 Euro pro Flasche wohl den teuersten spanischen Wein produziert. Anfang dieses Jahres berichtete die regionale Presse, López de Lacalle würde die Klassifikation DOC verlassen. Weiter hieß es, er wolle den Jahrgang 2014 seiner Bodega Bodegas y Viñedos Artadi als 'Vino de Mesa' (Tafelwein) deklarieren sowie weder die Bezeichnung Rioja noch die offizielle Kennzeichnung des Teilgebietes auf dem Etikett verwenden.

"Wir brauchen neue und unterschiedliche Bezeichnungen, um Tausende von vorhandenen und somit möglichen Stilen des Rioja zum Ausdruck zu bringen", sagt López de Lacalle. Um seine Ansicht zu untermauern, bringt López de Lacalle seine Weinberge entlang des Flusses San Grinés, ein Nebenfluss des Ebro, ins Gespräch. Hier, außerhalb der Stadt Laguardia, am östlichen Ufer mit der Exposition Westen befindet sich die Lage La Poza, direkt gegenüber am anderen Ufer die Lage Valdegines, die eine östliche Exposition hat. 

"Beide Lagen unterscheiden sich durch ihre Exposition und durch die Beschaffenheit des Bodens", erklärt López de Lacalle. "La Poza hat weit mehr Wärmeeinstrahlung, verfügt über weit mehr Bodentiefe, ist weit mehr mediterraner. Die Weine beider Lagen sind also markant voneinander abweichend. Die eine Lage verleiht den Weinen üppige rote Früchte, die andere Lage schenkt den Weinen reifere Tannine und ein runderes Profil. Das ist die Art von Terroir, auf das wir uns konzentrieren müssen. Warum sollten wir alle Trauben beider Lagen im gleichen Tank vergären und sie mit Gran Reserve beschriften?" 

Zur Person von Juan Carlos López de Lacalle: Er ist einer der kreativsten und brillantesten Visionäre im spanischen Weinbau und Vater einiger der wertvollsten Weine Spaniens. Die Bodegas Artadi führte er schon in den 1990er Jahren an die Spitze der Region, in dem er sich schon damals auf Terroir-Weine konzentrierte. Nachdem der amerikanischen Weinkritiker Robert Parker seinem Viña el Pisón 2004 volle 100 Punktle verlieh, wurde sein Ruhm als Oenologe auch über die Grenzen Spaniens hinaus bekannt. Neben den Bodegas Artadi im Rioja hat López de Lacalle zwei weitere Güter in anderen spanischen Weinregionen an die Spitze geführt. Es sind dies die Bodegas Atazu in der DO Navarra und Bodegas El Sequé in der DO Alicante.