"Ritschi" Drautz: Tod nach Herzinfarkt

12.05.2014 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Heilbronn) - Am Abend des 7. Mai 2014 war ein bis dahin erfülltes Leben plötzlich vorbei. Richard Drautz aus Heilbronn kam gerade vom Fitness-Studio, wo er seit zwei Jahren mit Freunden noch eher geruhsam Gymnastik gemacht hatte. Er hatte einen unterhaltsamen Tag hinter sich und war bester Laune, als er ins Auto stieg. Doch bei der Ausfahrt aus der Parkgarage schoss das Auto plötzlich durch die Schranke auf die Straße, kollidierte mit anderen Fahrzeugen und kam schließlich zum Stehen. Als ein Passant zu Hilfe eilte, beschied ihm der 61-Jährige noch kurz, es sei alles in Ordnung. Aber wenige Sekunden später atmete er nicht mehr. Schnelle Reanimationsversuche scheiterten. Die Ärzte konnten nur mehr Herzinfarkt feststellen. So muss man am Mittwoch, 14. Mai, 11 Uhr, von ihm bei einem Trauergottesdienst in der Heilbronner St. Kilianskirche Abschied nehmen.

 

Der gebürtige Heilbronner war ein Urgestein als Politiker und als „Wengerter“ (Weingärtner). Politisch engagierte er sich schon vor fast 30 Jahren in der FDP, die in Württemberg mal besonders viel Bedeutung hatte. Er vertrat seine Partei im Heilbronner Gemeinderat und saß für sie außerdem von 1992 bis 2006 im Landtag von Baden-Württemberg. Höhepunkt seiner politischen Karriere war die Zeit als Staatssekretär im Ministerrang im Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg von 2006 bis 2011. Als die FDP bei den Wahlen aus dem Landtag flog, war es automatisch mit einem Sitz im Ministerium dabei.

Politische Begleiter würdigten ihn als „volksnahen Liberalen“, als „bürgernahen Vollblutpolitiker“ und „begnadeten Netzwerker“. Vor allem aber blieb „Ritschi“, wie ihn seine Freunde nannten, stets ein herzhafter, liebenswürdiger Mensch, der sich für andere und ihre Probleme interessierte und stark machte. Er blieb, trotz seiner für ihn selbst eher unerwarteten Karriere, immer auf dem Teppich und erwarb sich Anerkennung auch bei politisch Andersdenkenden.

Die gleiche Anerkennung, oder sogar noch mehr, wurde ihm im Weinbau gezollt. Ab 1978 baute er nach der Prüfung zum Winzermeister das Weingut Drautz-Able, dessen Geschichte sich bis 1496 zurückverfolgen lässt, gemeinsam mit seiner Frau Monika zu einem gastfreundlichen Musterbetrieb auf. Er war früh innovativ, gründete gemeinsam mit fünf befreundeten Betrieben vor über 25 Jahren die Studiengruppe neues Eichenfass, genannt „Hades“, in einer Zeit, in der viele deutsche Weinerzeuger eher unglücklich mit Barriquefässern umgingen. Einige Jahre später, als viele noch das Internet als „Teufelszeug“ ansahen, konnte man bei Drautz-Able bereits Wein über diese Schiene bestellen.

„Ritschi“ verstand es, seine politischen Aktivitäten mit seinem Faible für Wein zu verbinden – auch weil ihm seine Monika im Betrieb den Rücken freihielt. Als er sein Staatssekretärbüro bezog, musste er zwangsläufig das Weingut übergeben. Aber er hatte vorher dafür gesorgt, dass Sohn Markus Carl Drautz gute Lehrherren bekam (Salwey, Wirsching) und auf der Weinuni in Geisenheim studieren konnte. So war er fit, als er 2006 zum Sprung ins kalte Wasser der Betriebsführung aufgefordert wurde.

Er machte da weiter, wo der Senior aufgehört hatte, war erfolgreich mit seinen Weinen und durchaus weiter eine Zierde für den regionalen Verband der Prädikatsweingüter (VDP). Der Vater sah es mit Wohlgefallen und ordnete sich dann, als es mit der hohen Landespolitik vorbei war, wieder Zuhause in das Weingut ein, kümmerte sich um die Reben und konnte schon mal in Märkten gesichtet werden, wenn er Wein auslieferte. Zuletzt spekulierte er wieder mit der Politik. Im Heilbronner Gemeinderat, wo er von 1992 bis 2006 tätig war, wollte er erneut mitmischen. Jetzt können seine Fans bei den Wahlen am 25. Mai allenfalls noch symbolisch ein Kreuzerl für ihn machen.