MdEP José Bové unterstützt verurteilten Biowinzer

27.11.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Dijon) - José Bové, Mitglied des Europäischen Parlaments (MdEP) und Gegner der Gentechnik in der Agrarwirtschaft ist der Überzeugung, dass Frankreichs Gerichtssystem für eine „Umweltschizophrenie“ verantwortlich ist, wenn es Biowinzer verurteilt, die den Einsatz von Pestiziden in ihren Weinbergen ablehnen. Kürzlich hat das Berufungsgericht in Dijon die Entscheidung zur Zulassung der Berufung des bereits verurteilen Biowinzers Emmanuel Giboulot auf den 4. Dezember vertagt. Grund der Verschiebung: das Gericht benötigt mehr Zeit, um die Beweise zu berücksichtigen.

 

Im April dieses Jahres wurde Emmanuel Giboulot zu 1.000 Euro Strafzahlung verurteilt, von denen ihm 500 Euro erlassen wurden (wir berichteten: Bio-Winzer in Frankreich zu 500 Euro Geldstrafe verdonnert ID 15228). Giboulot hatte sich geweigert, der gesetzlich vorgeschriebenen Behandlung mit Pestiziden in seinen Burgunder Weinbergen nachzukommen, um gegen die Flavescene Dorée (Goldgelbe Vergilbung) vorzubeugen. Das Urteil hatte daraufhin in Frankreich eine hitzige Debatte ausgelöst – es wird bis heute darüber gestritten ob Giboulot richtig oder falsch gehandelt hat.

„Das System steht auf dem Kopf“, sagt José Bové, der sich vor seinem Job bei der EU in Frankreich schon als Aktivist bei Demonstrationen einen Namen gemacht hatte. Als MdEP hat Bové auch eine federführende Rolle bei Kampagnen gegen die Gentechnik inne. „Frankreich hat sich verpflichtet, den Einsatz von Pestiziden bis zum Jahr 2018 um 50 Prozent zu senken. Dabei widerspricht die beispiellose Verurteilung des Biowinzers, der den Einsatz von Pestiziden und anderen Chemikalien in seinem Weinberg ablehnt, diesem Ziel. Wenn die Gerichte dem Ansinnen der Regierung nicht folgen, so ist das eine Schizophrenie, die gestoppt werden muss.“

Es gibt noch kein wirksames Mittel, dass die Flavescene Dorée (Goldgelbe Vergilbung) stoppen könnte. „Nur eine Handvoll Wissenschaftler hält ein vorbeugendes Spritzen mit Pestiziden für eine Möglichkeit, die Verbreitung der Rebkrankheit zu stoppen“, sagt Bové. Allerdings gibt es bereits mehrere parallel laufende Forschungsprojekte, beauftragt vom Institut national de la recherche agronomique (INRA). Und das Bureau Interprofessionnel des Vins de Bourgogne (BIVB) hat den Forschungsprojekten kürzlich 1,7 Millionen Euro Finanzmittel zu Verfügung gestellt, um die Bemühungen zur Findung von geeigneten Gegenmitteln zu unterstützen.

Die Flavescene Dorée (Goldgelbe Vergilbung, auch ‚blondes Gold’ genannt) hat sich in Europa von Asien über Amerika kommend epidemisch ausgebreitet. Für die Infektion verantwortlich sind bakterienähnliche Lebewesen, die von der Zikade (Scaphoideus titanus) übertragen werden - und das Europaweit mit einer immer nördlicheren Tendenz. Folge der Erkrankung sind brüchige, trockene und spröde Rebblätter, die sich goldig bis braun verfärben, sich einrollen und schließlich abfallen. Befallene Triebe reifen schlecht oder überhaupt nicht, sie neigen dazu nicht zu verholzen und können sich über den Herbst beziehungsweise Winter schwarz verfärben. Sollten sich Beeren von befallenen Stöcken teilweise entwickeln so neigen diese dazu, sich graubraun zu verfärben. Außerdem sind diese Beeren meist kernlos und schmecken sauer und bitter.

Die Goldgelbe Vergilbung führt letztlich zum Absterben der Rebstöcke. Abwehren kann man den Überträger nur, wenn man ihn gezielt bekämpft. In den südlichen und östlichen Regionen Europas, wie in Serbien, Slowenien, Norditalien und der Südschweiz war die Zikade schon länger bekannt. In 2009 wurde Sie erstmals in der Steiermark und 2010 im Südburgenland als Übeltäter erfasst. Daraufhin wurden seitens der Behörden amtliche Rodungen in den Weinbergen verordnet. Aber nicht nur die direkten Schäden können erheblich sein, sondern es folgen auch nachhaltige Auswirkungen auf biologische Weinbausysteme.