Der "Cluster-Effekt" ist entscheidend für den Erfolg einer Weinregion

13.08.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Reims) - Winzer aus weniger bekannten Regionen müssen schon mehr aufweisen als Terroir und  Investitionen, um so berühmte Anbaugebiete wie Bordeaux, Champagne, Rioja oder Toskana zu emulieren. Dies behaupten Wissenschaftler in einem neuen Buch mit dem Titel „Wein-Cluster-Effekt“. Sie kommen zu dem Schluss, dass selbst die besten Terroirs der Welt die Chancen der Winzer vermindern, wenn nicht gleichgesinnte Produzenten in ihrer Region gemeinsam wirken. Eine „kollektive Strategie“ sei nötig, sagen die Forscher.

 

„Alles dreht sich um den Wein-Cluster Effekt“, sagt Valery Michaux, Leiterin der Forschungsabteilung der Neoma Business School in Reims und Mitherausgeberin des Buches. In Ihren Aufsätzen behandeln die Wissenschaftler die Themen „Strategien der Weinbaugebiete, Cluster, Betriebsführung und territoriale Märkte“.

„Der Begriff Cluster-Effekt ist im Silicon-Valley gebräuchlich und bezeichnet den Erfolg von Start-Ups. Er wird aber selten in der Weinbranche benutzt“, erklärt Michaux. „Findet ein starkes kollektives Engagement der Erzeuger einer Region statt, verbessern sie gemeinsam die Qualität ihrer Weine, dann sprechen wir vom Cluster-Effekt. Die französischen Anbauregion Cahors ist ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Cluster fehlt. Cahors ist ohne Frage eine Marke, aber es findet in den Augen der Verbraucher keine kollektive Entwicklung in der Region statt. Die Winzer aus Cahors werden es ohne einen strategischen Konsens nicht schaffen, sich aus dem Tief zu befreien. Noch haben sie schwache Betriebsführungen, die sie unbedingt verbessern müssen.“

Allerdings gibt es Anzeichen in Cahors, das als die geistige Heimat des Malbec gilt, den angeschlagenen Ruf zu verbessern. Die Erzeuger aus Cahors haben sich mit Weinexperten und Winzerkollegen der Champagne bereits ausgetauscht und deren Cluster-Effekt studiert. „Die Champagne ist als Weinregion sehr ausgeglichen“, sagt Michaux. „Obwohl es paradox ist – jeder Hersteller dort hat eine eigene Strategie – doch es gibt darüber hinaus eine starke kollektive Strategie. Es geht nicht darum, reich zu werden. Beispielsweise nutzen in Sancerre rund 350 Winzer eine unternehmerische Kultur – sie pflegen eine natürliche Zusammenarbeit. Dabei war Sancerre am Anfang eine sehr arme Region.“