Angriff auf chinesische Weinstudenten mit Gefängnisstrafen geahnt

03.12.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKEICH (Sauternes) – Im Palais de Justice zu Bordeaux hat das Gericht drei Männer zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie eine Gruppe von chinesischen Studenten in Sauternes angegriffen und zum Teil schwer verletzt haben. Die Verurteilen jungen Männer im Alter von 21 bis 23 Jahren, deren Namen seitens des Gerichts nicht veröffentlicht wurden, müssen nun jeweils zweijähre Gefängnisstrafen antreten und gelten somit forthin als vorbestraft. Außerdem verhängte das Gericht gegen sie Geldbußen von 500 bis 5.000 Euro.

 

Der Vorfall liegt schon etwas zurück. Am Vorabend der Vinexpo in 2013 hatten die drei jungen Männer die Önologie-Studenten bedroht. Der Hintergrund war wohl die beginnende rückläufige Nachfrage der Chinesen nach Bordelaiser Weinen und die damit abkühlenden Beziehungen im Weinhandel, schreiben Gerichtsreporter. Der Angriff erfolgte während die Studenten zur Weiterbildung an der Weinbauschule von Château La Tour Blanche in Sauternes eingeschrieben waren. Die aggressive Dreiergruppe brach in die Wohnung der Studenten ein, beschimpfte diese mit rassistischen Worten und griffen unvermittelt an. Die Studenten versuchten sich zwar zu wehren, wurden dabei aber unterschiedlich verletzt. Eine Studentin wurde schwer verletzt – sie musste sich operativ im Krankenhaus behandeln lassen.

Während Stephane Le Foll, französischer Minister für Landwirtschaft, die Tat als unzulässig und fremdenfeindlich beschrieb, fordert die chinesische Regierung von den Franzosen, ihre Landsleute – egal ob Touristen oder Studenten – beim Besuch beziehungsweise Aufenthalt in Frankreich besser zu schützen. Julie Gabinski, Anwältin der Verurteilten, teilte den Medien nach der Verurteilung mit, dass ihre Mandanten die schwere ihrer Tat eingesehen und den Vorfall bedauern würden.

Château La Tour Blanche: Ende des ausgehenden 18. Jahrhunderts erbaute ein vermögender Herr namens Latour Blanche das Château, dass seinen Namen bis heute trägt. In 1815 erwarb der deutschstämmige Frederic Focke das Gut und experimentierte mit dem Verfahren zur Herstellung von Beerenauslesen, analog den großen Gewächsen seiner Heimat dem Rheingau. Belegt ist es nicht, aber die Legende hält sich hartnäckig, dass Château La Tour Blanche noch vor Château d´Yquem edelsüße Weine herstellte. In der Chronik von Château La Tour Blanche ist weiter zu lesen, dass ein Maître de Bordeaux ab 1862 das Erbe von Frederic Focke antrat. In 1909 vermachte der damalige Eigentümer Daniel Iffla, der den Beinamen Osiris trug (dieser Name ziert heute noch die Etiketten), die Weinberge und das Château dem französischen Staat mit der Auflage, hier eine öffentlich zugängliche Weinbauschule zu errichten. Dem kam der Staat nach und betrieb in der Folge die Ecole de Viticulture et d’Oenologie de la Tour Blanche, die heute dem französischen Ministerium für Landwirtschaft untersteht.

Viele heute renommierte und auch berühmte Weinfachleute ließen sich hier in Weinbau und Kellertechnik ausbilden, darunter auch der international geachtete Weinberater Michel Rolland.