Weintradition seit 1662: Weingut Fischer in Sooss feiert 350 Jahre
29.09.2012 - arthur.wirtzfeld
ÖSTERREICH (Sooss) - Seit 350 Jahren betreibt die Familie Fischer Weinbau. Bereits um die Jahrhundertwende war der Heurigen in Sooss ein beliebtes Ausflugsziel. Im Jahr 1982 steigt Christian Fischer in den Familienbetrieb ein. Gemeinsam mit seiner Frau Veronika macht er das Weingut zu einem echten „Klassiker“ der Thermenregion.
Als eines der sogenannten Urhäuser in Sooss trotzte das Anwesen der Fischers nicht nur der Türkenbelagerung und der Reblaus, sondern auch zwei Weltkriegen. Nach Sooss zum Heurigen zu fahren war bereits um die Jahrhundertwende ein echtes Highlight für die Wiener. Zum Fischer ging man damals besonders gerne, wegen der guten Weine und dem feinen Essen. Zu den Stammgästen der Fischers zählten unter anderem Hans Moser und seine Frau Blanca, Heinrich Strecker, Julius Hahn und Bundeskanzler Leopold Figl, von dem neben einem Eintrag ins Gästebuch auch noch ein vergessene Virginia-Zigarre aufbewahrt wird.
Nachdem der Heurigenbetrieb in den 30er Jahren eingestellt wurde, eröffnete Engelbert Fischer gemeinsam mit seiner Frau Erika im Jahr 1974 den „Heurigen Fischer“ neu. Der Grundstein für einen erfolgreichen Neustart des Weingutes war somit gelegt. „Als Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister von Sooss hatte mein Großvater Leopold einen großen Bekanntenkreis. Schon damals wurden politische Entscheidungen gerne bei einem guten Achterl Wein diskutiert“ erinnert sich Christian Fischer.
Nach Absolvierung der Weinbauschulen in Krems und Klosterneuburg trat Christian Fischer 1982 in den Betrieb seiner Eltern, Erika und Guck (Engelbert), ein. Seither ist er für die Weinproduktion verantwortlich. Gemeinsam mit seiner Frau Veronika organisierte er heimlich zwei Barriquefässer und füllte seinen ersten im kleinen Eichenfass ausgebauten Rotwein ab. Bereits kurze Zeit später erregte er mit seinem 1985er Pinot Noir in der Fachwelt Aufsehen.
Christian Fischer ist damals einer der ersten Winzer in Österreich, die im großen Stil Eichenfässer für ihre Rotweine einsetzen. „Damals hat das mit den Barrique-Weinen erst angefangen. Kurze Zeit später wollten alle beim Heurigen ein Achterl „Barrique“ trinken“, erinnert sich Christian Fischer an den Rotweinboom in den 80er und 90er Jahren. Seine Leidenschaft gehört dem Rotwein. Vielschichtige Weine mit harmonischer Tanninstruktur und Reifepotential stehen seit den 1980er Jahren für das Weingut Fischer in Sooss.
Aus der besten Lage des Winzers kommt auch sein bekanntester Wein: Gradenthal*, eine Riede in Sooss, die 1787 erstmals in den Contributionsbüchern des Stiftes Klein-Mariazell aufscheint. Ein rubinroter, dunkler Zweigelt mit intensiver Weichselnase und gut eingebunden Tanninen. „Alles spricht in der Thermenregion nur noch von Burgundern. Und dabei vergessen wir unsere große Zweigelt-Tradition“ erzählt Fischer über sein Anliegen sich mehr für diese Sorte einzusetzen. Neben dem Zweigelt spielt der Pinot Noir eine große Rolle: war doch die Thermenregion auch als „Burgund Österreichs“ bekannt.
Fischers Engagement im Weißweinbereich fokussiert auf Spätrot-Rotgipfler, Chardonnay und Pinot Blanc. Von besonders guten Jahrgängen wird ein Teil in Holz ausgebaut.
Um besonderen Jahrgängen besondere Bedingungen zu schaffen und um ein wenig zu experimentieren, hat Christian Fischer neben CLASSIC und PREMIUM eine limitierte Weinlinie eingeführt. Unter dem Namen „100CASES“ kommt jedes Jahr ein außergewöhnlicher Wein in den Verkauf. Die Highlights im Jubiläumsjahr sind der Merlot 100CASES 2006 und sein erster im Barrique ausgebauter Rotgipfler PREMIUM 2011. Erhältlich ab Juni bzw. September 2012.
*Eine kleine Geschichte zur Riede Gradenthal: Laut der Gemeindechronik von Sooss wird vermutet, dass die Riede ursprünglich „Trattenthal“ hieß. Ein Schreibfehler soll daraus Grattenthal und später Gradenthal gemacht haben. 1299 kaufte Abt „Herbordus von Klein-Mariazell“ das Dorf Saze (Sooss). Im 15. Jahrhundert vermachte das Wiener Ehepaar Friedrich und Katherina Floderl dem Stift Klein-Mariazell drei Weingärten in den Soosser Rieden Trattenthal und Pirnbaumthal. Der Großteil der Riede Gradenthal ist seit vielen Jahren im Besitz der Familie Fischer.
