Assovini Sicilia - Portrait einer Weinnation

25.04.2012 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (PalermoI) - Der Vorhang schließt sich nach der neunten „Sicilia en primeur“, der von Assovini Sicilia* erdachten, immer an einem anderen Ort stattfindenden Veranstaltung, die als einzige in Italien die Weine einer ganzen Region zur Degustation anbietet. Jedes Jahr liegt der Akzent auf einer einzelnen Anbauzone - in 2012 war es das Gebiet um den Ätna.

 

Dieses Jahr lenkte Assovini die Aufmerksamkeit der Welt auf alle Weine der Insel und die glänzende Renaissance, die diese dank einer konstanten Qualitätsverbesserung, des gestiegenen Umweltbewußtseins und einer wiedererwachten Aufmerksamkeit für das eigene, historische genetische Potential, erlebt .

Neben den großen Klassikern der Degustation wie Nero d’Avola, Catarratto, Nerello Mascalese und Inzolia, deren beste Etiketten seit Jahren auf internationalen Weinkarten zu finden sind, waren in diesem Jahr auch die sogenannten Rebsortenreliquien von den Hängen des Ätna wie auch aus anderen Teilen der Insel Thema der Veranstaltung. Deren Wiederentdeckung wurde dank des Einsatzes des regionalen Ministeriums für Landwirtschaft, des Erinnerungsvermögens von Weinbauern und der Passion der jungen sizilianischen Winzer forciert.

Professor Attilio Scienza gab einen Überblick über den Stand der Forschung: „...gegen das Banalisierungsrisiko wird es immer wichtiger, originale und nicht kopierbare Weine zu erzeugen, die nur von einem Weinbau mit soliden kulturellen Wurzeln produziert werden können, der auf autochthone Sorten und Anbauzonen mit alter Qualitätstradition setzt“, erläutert Scienza.

Biodiversität sei im Weinbau eine wirtschaftliche Ressource nicht nur für die Züchtung neuer Rebsorten oder zur Entdeckung der Herkunft der bereits angebauten Sorten, sondern auch weil das Interesse der Verbraucher daran ständig zunehme, referierte Scienza. In diesem Sinne könne man Sizilien als eines der wenigen europäischen Rebsorten-Reservate bezeichnen. „Die Erhaltung desselben bedeutet nicht nur, ampelografische Sammlungen für Museen zu schaffen, sondern die Sorten zu Protagonisten der landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung ihres Herkunftsgebietes zu machen“, sagte Scienza.

„Die im Mittelpunkt der Veranstaltung stehenden Weine des Jahrgangs 2011 bestätigen die weitere Qualitätssteigerung unserer Produkte und darüber hinaus auch deren Potential, ein typisch sizilianisches Profil zu zeigen“, meint Antonio Rallo, Präsident von Assovini. „Die Anerkennung von Seiten der Weinpresse und des Marktes erlauben uns einen optimistischen Blick auf die Zukunft, deren Schlüsselthemen ein nachhaltiger Weinbau, der Respekt vor dem Terroir und die Entwicklung von Empfangsmöglichkeiten für Besucher sein werden“, erklärt Rallo.

„Aber auch die zur Genehmigung anstehenden DOC-Bezeichnung Sicilia, wird ein sicherer Wall zur Verteidigung der Herkunft unserer Weine sein“, erklärte Antonio Rallo weiter. „Zeitgemäß sind diese Weine und das ist ihre Trumpfkarte, sie verleugnen ihre Wurzeln nicht und sind zutiefst sizilianisch. Hierbei handelt es sich nicht um einen Widerspruch - im Gegenteil, genau aus dieser Asymetrie speist sich der Erfolg unserer Weine, die heute in mehr als 60 Ländern zu finden sind und weltweit einen Jahresumsatz von circa 250 Mio. Euro erzielen”.

Aus einer Markterhebung von Assovini bei den Mitgliedsbetrieben (66 insgesamt, darunter die wichtigsten Unternehmen Siziliens) ergibt sich das Bild eines echten „Weinbaulabors“, in dem Forschung und Innovation sowohl konventionelle Erzeuger als auch biologische Betriebe kennzeichnen.

Hier ein Auszug aus den Erhebungen des Verbandes:

  • 44 Prozent der Betriebe forschen im Weinberg, häufig mit dem Ziel, die autochthonen sizilianischen Rebsorten aufzuwerten. 50 Prozent der Erzeuger beschäftigen sich mit der Produktion alter Sorten, darunter Nocera, Vitrarolo und Alzano.
     
  • 39 Prozent der Befragten erzeugen Weine aus biologischem Anbau und weitere 33 Prozent geben an, dieses in Zukunft tun zu wollen (schon heute verwendet die Mehrheit der Betriebe Dünger, Pflanzenschutzmittel und Bewässerungssysteme mit geringen Auswirkungen auf die Umwelt).
     
  • Parallel dazu haben 94 Prozent der Betriebe Anlagen zur sauberen Energieproduktion oder Energieeinsparung installiert oder die Absicht, dieses zu tun und 44 Prozent haben ihre Weinkeller nach den Kriterien der Ökoarchitektur renoviert.
     
  • 39 Prozent der Betriebe verfügen über Empfangsmöglichkeiten für Besucher und 33 Prozent haben Pläne zur Realisierung solcher Strukturen. Alle befragten Betriebe sind darauf eingerichtet, Degustationen durchzuführen und 72 Prozent auch für eine Bewirtung.
     
  • 58 Prozent des Gesamtumsatzes der Betriebe wurden in 2011 im Ausland erwirtschaftet. Durchschnittlich exportieren die Betriebe in 24 Länder und laut Umfrageergebnis sind dies die Märkte, die sizilianische Weine am meisten schätzen: USA, Kanada, Nordeuropa, Deutschland, GB, Schweiz, Japan, Russland. Unter den Entwicklungsländern sind dies: Brasilien, China, Osteuropa, Mexiko und Südmerika, Indien, Indonesien, Südkorea, Hong Kong, Singapur.

*Assovini Sicilia wurde 1998 als Vereinigung kleiner, mittlerer und großer Betriebe gegründet, um sich den Herausforderungen der Weinbranche sowohl auf institutioneller Ebene als auch im Bereich der Produktion, Absatz und Kommunikation zu stellen. Aktuell zählt Assovini 66 Mitgliedsbetriebe aus allen Weinanbauzonen Siziliens, die für 80 Prozent aller auf Flaschen abgefüllten Weine erzeugen, die zu 42 Prozent in Italien und zu 58 Prozent im Ausland verkauft werden.

Erklärte Ziele von Assovini sind der weltweite Erfolg des sizilianischen Qualitätsweins und eine nachhaltige Entwicklung des Terroirs. Im Jahr 2011 wurde Antionio Rallo von Donnafugata zum Präsdienten von Assovini gewählt. Als Vizepräsidenten stehen ihm Francesco Ferreri von Valle dell’Acate und Mariangela Cambria von Cottanera zur Seite. Zum Vorstand gehören ausserdem Alberto Tasca (Tasca d’Almerita), Alessio Planeta (Planeta), Laurent Bernard de la Gatinais (Tenute Rapitalà) und Stefano Caruso (Caruso & Minini).