Ribera del Duero trotz Medaillen in der Kritik
07.11.2011 - arthur.wirtzfeld
UK (London) - Der Ruf der Ribera del Duero, ohne Frage Spaniens herausragende DO des letzten Jahrzehnts, ist angeschlagen. Nach einer Panelverkostung, initiiert von Decanter, bei der 106 Weine aus dem Jahrgang 2007 von einer Jury bewertet wurden, die zuvor von dem lokalen spanischen Consejo als „muy buena“ (sehr gut) deklariert waren, herrschte Irritation, ja sogar Betroffenheit bei den Profi-Verkostern.
Die Ergebnisse der Decanter Panelverkostung waren durchaus nicht katastrophal - zwei Weine wurden sogar mit fünf Sternen ausgezeichnet, weitere 21 erhielten vier Sterne - doch das war es dann auch. „Aus einem Gebiet, das sich selbst als erstklassige Weinregion bewirbt, hätte ich nie so viele arme Weine erwartet“, sagt Pierre Mansour, Einkäufer für spanische Weine bei The Wine Society. „Mir sind bei der Verkostung nur sehr wenige spannende Weine aufgefallen. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass dies die enttäuschendste Panelverkostung beim Decanter war.“
Und ein weiteres Mitglied der Jury, Carlos Rincón, gesteht: „Wir haben es mit einer Weinregion zu tun, die sich einen guten Ruf erarbeitet hat und in die man viel investiert hat. Also ich hatte besseres erwartet“. Master of Wine Sarah Jane Evans, beim Decanter verantwortlich für den Bereich Spanien, versucht eine erste Analyse und meint: „Das Problem begründet sich auf einem Stilbruch. Fast bei jedem verkosteten Wein fragte ich mich, schmecke ich da Ribera Del Duero? Ich muss gestehen diese Probe hat mich verwirrt.“
Pierre Mansour hat das Gefühl, dass die Übernutzung von Eiche das Hauptproblem darstellt. Er meint: „Es gab Momente bei der Verkostung wo ich mich fragte, ob ich statt in einer Weinprobe in einer Eicheverkostung gelandet bin. Die Weine zeigten keine Frucht. Ja, es gab einige glamouröse Weine, die waren aber von den Erzeugern sehr aufwendig und kostenintensiv hergestellt, aber bei allen anderen war die Eiche viel zu dominant.“
Auch der Wein- und Seminarprofi John Radfort fokussiert das Problem auf die Eiche. Er sagt: „Es gibt im Ribera Del Duero Winzer, die glauben, dass französische Eiche das Allheilmittel sei. Wenn Sie mit dem Traubenmaterial oder dann später bei der Weinbereitung nicht sicher oder nicht zufrieden sind, dann lassen sie den Wein 12 Monate in französischen Barriques reifen in dem Glauben, dass die Eiche alles aussortiert was stört - aber das tut sie nicht.“
„Dies ist seit vielen Jahren in Spanien ein endemisches Problem, nicht nur im Ribera del Duero“, so Radfort weiter. „Allerdings sehe ich diese Verkostung nicht so kritisch wie meine Kollegen. Die Bedingungen in 2007 waren in Spanien nicht so gut wie beispielsweise in 2005. Vielleicht hätten die Erzeuger beim Jahrgang 2007 darauf hinweisen sollen, diese Weine früh zu trinken...“