Chardonnay aus Burgund oder Australien? Australien sagt der Decanter!
01.02.2011 - arthur.wirtzfeld
UK (London) - Eine illustre Jury aus der britischen Weinszene verkostete unter der Führung von Decanter 116 australische Weine aus den Jahrgängen 2007, 08 und 09 und kam zu einer überraschenden Einschätzung: Noch nie war australischer Chardonnay besser in Form als heute! Verkostet wurden überwiegend Weine aus Cool-Climate Zonen wie Eden Valley, Margaret River, Tumbarumba, Beechworth, Adelaide Hills, Yarra Valley, Mornington Peninsula, Geelong, Tasmanien und Hunter Valley.
Pierre Mansour, Gründer der Wine Society und Teilnehmer der Verkostung meinte zum Ergebnis: „Meine Kunden können Weine kaufen wo Sie wollen und im Fall Chardonnay kaufen sie meist welche aus Burgund. Aber meine Empfehlung geht mittlerweile Richtung Australien, deren aktuellen Chardonnay sind brillant.“ Ein weiterer Verkoster, Weinberater Brett Crittenden, ebenfalls Kenner der australischen Weinszene, meint: „Keine Frage, die aktuelle Qualität der australischen Chardonnay ist vergleichbar mit denen aus dem Burgund“.
Insgesamt fünf Weine erhielten den begehrten „5-Sterne-Decanter-Award“, weitere 29 wurden als besonders empfehlenswert und weitere 70 als empfehlenswert gewertet. Anthony Rose, britischer Weinjournalist, meinte dazu: „Das war eine der eindrucksvollsten Verkostungen an denen ich bisher teilgenommen habe.“ Und Roger Jones, Eiger des mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurants The Harrow meinte: „Decanter bot eine phantastische Plattform für den australischen Chardonnay. Die Qualitäten der Weine waren beachtlich.“
In den gleichen Tenor stimmten die weiteren Juroren ein, darunter der Decanter- Kolumnist Andrew Jefford, die Weinschriftstellerin und Journalistin Sarah Ahmed und Justin Knock, Einkaufsmanager bei Treasury Wine Estates. Die Jury lobte im Besonderen die Frische, die strukturelle Komplexität der Weine wie auch den Umgang mit Eiche und Alkohol. Die Erzeuger hätten sich bewusst zurück gehalten und statt fetten Chardonnay besonders an Qualität gearbeitet, indem Frucht und Terroir nun bestimmend seien, so das Gesamturteil der Jury.
In Fachkreisen war schon seit einiger Zeit bekannt, das Australien an einer Renaissance des Chardonnay arbeitet, trotzdem war das überaus positive Ergebnis für die Experten überraschend. „In der Presse wird der australische Chardonnay immer noch schwarz geschrieben, aber diese Verkostung beweist das Gegenteil“, meint Andrew Jefford. Und Roger Jones meint: „Die Verbraucher glauben immer noch, dass australische Chardonnay alkoholreich und übertrieben geholzt sind. Das ist nun überhaupt nicht so, das ist natürlich ärgerlich für die australischen Winzer.“
In Bezug zur Region lagen die Chardonnay aus den „Cool-Climate-Regionen“ weit vorne. Drei der fünf Preisträger kamen allein aus Margaret River, während Chardonnay aus Mornington Peninsula, Tasmanien und Tumbarumba in New South Wales großes Lob erhielten. Trotz der guten Ergebnisse wurde auch Kritik laut. Weine aus Adelaide Hills und Eden Valley wurden als „mager und schwer“ und ohne Flair bewertet.
Die fünf Sieger sind:
- Bird in Hand, Nest Egg, Adelaide Hills 2008
- Gioconda, Beechworth, Victoria 2008
- Killerby, Margaret River, WA 2009
- Evans & Tate, Margaret River WA 2009
- Stella Bella, Margaret River WA 2008
Die vollständigen Listen aller verkosteten Weine und deren einzelne Bewertungen sind in der Märzausgabe des Decanter, ab. 2. Februar erhältlich, nachzulesen.