Weinrepublik Griechenland: Gegen den Strom schwimmen
18.03.2010 - RK.YOOPRESS-EM R.KNOLL
GRIECHENLAND (Athen) - Alle Aussteller, die zur ProWein vom 21. bis 23. März in Düsseldorf pilgern, sind hoffnungsfroh. Alle? Nein, ein südosteuropäisches Land, das derzeit in der Europäischen Union nicht gut angeschrieben ist, befürchtet, dass die überwiegend hausgemachten Probleme auch den Weinabsatz im wichtigen Exportland Deutschland weiter beeinträchtigen werden. Hier ist Griechenland inzwischen bei knapp 118 000 hl angelangt, in Glanzzeiten war es fast das Doppelte.
Das Land hat rund 300 Milliarden Euro Schulden und steht im kritischen Visier der Medien und der Politik (am Rande bemerkt: Deutschland hat ungefähr die fünffache Schuldenlast und profitiert zum Beispiel davon, dass die Griechen - warum auch immer - viel Waffenimport made in Germany betreiben). Müssen jetzt auch die Weinerzeuger für das zumindest momentan schlechte Image der Hellenen büßen?
Die Frage wurde auf der Weinmesse Oenorama am vergangenen Wochenende in Athen häufig an Leute gestellt, die deutsch sprachen. Die Antwort konnte nur lauten: abwarten. Und wer als Händler schlau ist, wird sich vielleicht sagen: jetzt erst recht, schwimmen wir gegen den Strom. Denn die Griechen können schon seit etlichen Jahren mit hervorragenden Weinen aufwarten. Ihr Problem ist nur, dass die Etiketten oft schwer verständlich sind und nur Griechenland-Kenner mit Sortennamen wie Xynomavro, Agiorgitiko (rot) und Assirtiko, Malagousia und Moschophilero oder Regionen wie Amynteon, Naoussa, Nemea etwas anfangen können.
Andererseits kann das die Neugierde von Genießern reizen, die glauben, schon alles zu kennen. Deshalb sollte unvoreingenommen probiert werden. Dann wird man feststellen, dass Betriebe mit ebenfalls komplizierten Namen leicht verständliche, spannende Weine offerieren, zum Beispiel Kyr-Yianni (aus den Regionen Naoussa, Amynteon), Gaia, Tselepos, Skouras (Nemea), Evharis (Zentralgriechenland), Gerovassiliou (Chalkidike), Biblia Chora (Makedonien) und Creta Olympias-Mediterra (Kreta und Nemea). Selbst der „große Grieche“ Tsantali, der früher mehr mit Masse als mit Klasse im Exportgeschäft tätig war, hat sich umgestellt und beschäftigt sich mit Weinen aus verschiedenen Regionen sogar intensiv mit Öko-Weinbau.
Ein Grundsatzproblem Griechenlands auf einem Markt wie Deutschland werden sie dennoch alle miteinander kaum lösen können. Die weit verbreitete griechische Gastronomie ist nicht bereit, sich intensiv mit den guten Weinen aus ihrer Heimat zu befassen. So zieren die Weinkarten bei den meisten „Griechen um die Ecke“ nur einfache, simple Tropfen, die eher abschrecken als Lust auf ein zweites Glas zu machen. Und deutsche Touristen, die Urlaub in Griechenland machen, stehen in den dortigen Tavernen in der Regel vor dem gleichen Problem…