Terroirbestimmend ist nicht nur der Boden - Üüber den Mythos „Terroir“
23.12.2010 - arthur.wirtzfeld
DEUTSCHLAND (Würzburg) - Was macht eigentlich die Qualität eines Weines aus? Sicherlich nicht nur die Öchslegrade, die dem deutschen Weingesetz als Maßstab dienen, sowie die Qualitätsweinprüfung, die ungenügende und fehlerhafte Weine aussortiert. Denn es gibt mehr, viel mehr, was einen Wein ausmacht, was ihm die natürliche Geschmacksausprägung gibt, was ihn sprechen lässt, was seine Seele offenbart. Gemeint ist: Das Terroir!
Der Begriff „Terroir“ kommt aus dem französischen. Schon im Mittelalter haben Zisterzienser Mönche den Einfluss bestimmter Weinbergslagen auf die Qualität des Weines beobachtet. Daher fassten Sie im Burgund Gebiete, die einen einheitlichen Wein lieferten, durch den Bau einer umrahmenden Mauer zusammen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff näher gefasst und diente als Grundlage des französischen Weingesetzes. Terroir bedeutet wörtlich der Boden (Acker), im übertragenen Sinn auch die Herkunft oder Heimat.
Heute ist Terroir im Wein die emotionale Wahrnehmung der Natur auf der Zunge: die Geologie, Topographie, Klima, Boden, sowie dessen Tiefgründigkeit und Feuchtigkeit, kurz das Zusammenspiel aller natürlichen Faktoren, die seinen Charakter geprägt haben. Alles, was ihn zu einem eigenständigen Produkt eines einzigartigen Ortes gemacht hat. Hinzu kommen Rebsorte und Alter des Weinstocks, wie tief er wurzelt, was er aus der Tiefe hervorbringt und auf jeden Fall die Hand des Winzers, wie er es versteht, aus allen diesen Gegebenheiten eine Prägung zu formen, seine Erfahrung, sein Wissen und Können, seine Leidenschaft und sein Fingerspitzengefühl auf den Wein überträgt.
Für den interessierten Weinkenner heißt das: Bei Weinen der günstigen bis leicht gehobenen Preisklasse spielt der „Terroir“ Begriff in der Regel keine große Rolle. Bei solchen Weinen stehen eher die rebsortentypischen Primäraromen im Vordergrund. Die Rebsorten Gewürztraminer, Chardonnay oder Dornfelder liefern zum Beispiel aus ganz unterschiedlichen Regionen ein sehr ähnliches Geschmacksprofil. Riesling und Spätburgunder hingegen eignen sich perfekt für authentische Weine einer bestimmten Region.
Kaum ein Winzer in Deutschland ist so stark mit dem Begriff Terroir verbunden wie Reinhard Löwenstein aus Winningen. Der national und international erfolgreiche Winzer und Buchautor lebt den Terroirgedanken jede Sekunde. Seine Weine sind unverwechselbar.