Sekt und Champagner: Edel anstoßen ab 12 Euro

29.12.2010 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Berlin) - Nicht nur mit Champagner lassen sich Gäste beeindrucken. Hervorragende Qualität bieten auch Sekte aus traditioneller Flaschengärung. Mit Preisen ab 12 Euro sind sie dazu deutlich günstiger als die besten Champagner im Test. test.de gibt Tipps rund um die edlen Tropfen - nicht nur für Gastgeber.

 

Champagner ist nicht einfach nur ein Luxusgetränk. Nein, der edle Tropfen gilt auch als verlässlicher Indikator für die allgemeine wirtschaftliche Lage. So ging die Nachfrage nach einem Absatzeinbruch während der Finanzkrise in diesem Jahr wieder steil bergauf: Im ersten Halbjahr kauften Genießer weltweit fast 20 Prozent mehr Flaschen als im Vorjahreszeitraum. Nichtsdestotrotz bleibt Champagner für viele etwas Besonderes. Zwar trinkt hierzulande jeder über 15-Jährige rund 40 Gläser Schaumwein im Jahr. Champagner ist dabei aber so gut wie nie im Kelch: Den Luxus gönnen die Deutschen sich im Durchschnitt nur einmal im Jahr - und teilen eine Flasche dann auch noch mit fünf anderen.

Dabei gibt es eine Flasche Champagner vom Discounter oder Supermarkt schon für 11,50 Euro. Viele Weinkenner halten wenig von diesen Handelsmarken - zu erkennen am Kürzel MA (für Marque d’acheteur) auf dem Etikett. Der Test zeigt jedoch: Die Champagner von Aldi (Süd), Edeka, Lidl und Penny schnitten in der Blindverkostung gut ab. Kleine Abstriche gab es nur beim Veuve Durand von Aldi (Nord): Er schmeckte ganz leicht pilzig – an Champignon oder Waldboden erinnernd. Eine Besonderheit war übrigens der Lidl-Champagner Comte de Brismand: Er kam aus dem renommierten Haus Vranken.

Andere bekannte Namen sind Moët & Chandon, Veuve Clicquot oder Pommery. Sie kosten pro Flasche mindestens das Doppelte wie Champagner vom Discounter. Bei Markenchampagnern ist aber auf einen gewissen Wiedererkennungswert Verlass: Die großen Häuser lagern viele Jahrgänge und verschneiden bis zu 70 verschiedene Grundweine. So erreichen sie jedes Jahr ihren typischen Markengeschmack. Die beiden Champagner Piper Heidsieck Brut für 26 Euro pro Flasche und Lanson Black Label Brut für 30 Euro überzeugten die Tester besonders: Beide waren sehr körperreich und vielschichtig. Sie unterscheiden sich allerdings in ihrer Reife beziehungsweise Frische und stehen damit jeweils für einen Stil: Einsteigern dürften eher spritzig-frische Schaumweine wie Lanson, weniger die eher gereiften Vertreter wie Piper Heidsieck gefallen. Zu reif - also oxidiert - war keiner der getesteten Tropfen.

Wer nicht mehr als 20 Euro für eine Flasche ausgeben, aber trotzdem nobel anstoßen möchte, dem empfehlen die Tester Sekt aus traditioneller Flaschengärung. Er wird wie Champagner aufwändig in ein und derselben Flasche hergestellt. Bei günstigen Sekten läuft die zweite Gärung dagegen im Tank ab. Im Test vor zwei Jahren (01/2009) hatten die Tester in einigen Flaschen zugesetzte Kohlensäure nachgewiesen. Erfreulich: Die sieben Sekte aus traditioneller Flaschengärung im aktuellen Test enthielten keine zugesetzte Kohlensäure. Sensorisch überzeugten vor allem zwei Rebsortensekte: Der etwas gereifte Sekt Chardonnay Brut von Adam Henkell, Jahrgang 2005 kostet nur 12 Euro. Für 16 Euro gibt es den sehr frischen Rotkäppchen Weißburgunder Extra Trocken: Er war der einzige im Test mit spürbarer Süße und besonders rebsortentypisch.

Die hohe Nachfrage nach Champagner führt übrigens dazu, dass die Weinbauern in der Champagne mehr produzieren. Sie dürfen jedoch nur eine bestimmte Menge an Trauben ernten. Diese verhandeln die Winzer und Handelshäuser der Champagne jedes Jahr vor der Lese. 2010 waren maximal 10 500 Kilogramm Trauben pro Hektar erlaubt. Das entspricht rund 67 Hektoliter pro Hektar und ist rund neun Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Auch die Anbauflächen wachsen: Das Weinbaugebiet Champagne wurde um 38 Gemeinden ausgeweitet. Ab 2021 könnte es den ersten Champagner aus den neuen Gemeinden geben.