Urgestein des deutschen Weinjournalismus Rudolf Knoll neu im Team bei YOOPRESS

21.06.2009 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Der deutsche Weinjournalist und Buchautor Rudolf Knoll beleuchtet im internationalen Weinmagazin Vinum die deutsche, österreichische und osteuropäische Weinszene. Er ist zudem ein erfahrener Degustator und verkostet jährlich etliche tausend Weine. Von ihm sind bisher rund 40 Weinbücher erschienen; er schreibt auch regelmäßig in Magazinen wie Top-Hotel, Wein+Markt und betreibt mit sehr guter Leserresonanz das neue Magazin Württemberger. Kurzum, Rudolf Knoll ist ein Urgestein des deutschen Weinjournalismus. Nun verstärkt er zudem die Online-Redaktion von YOOPRESS.

 

YOOPRESS:Wir freuen uns, dass Sie als erfahrener Weinjournalist, Buchautor und Verkoster unsere Redaktion verstärken. Was ist Ihre Intension, nun auch an einem reinen Online-Magazin, das zudem konsequent im Web 2.0 Stil arbeitet, mitzuwirken?

RUDOLF KNOLL: Ich wurde gefragt, ob ich will. Ich habe den Online-Auftritt begutachtet, fand ihn seriös und gut gemacht, aber auch ausbaufähig. Im Prinzip gibt es hier keine großen Unterschiede zum gedruckten Medium. Nachricht bleibt Nachricht, Story bleibt Story. Aber man spricht wohl neue Leserkreise an. Froh und glücklich bin ich, dass ich die Auftritte nicht selbst gestalten muss. Ich habe bei Tageszeitungen noch die Bleizeit mit erlebt und bin schon zufrieden, dass ich meinen eigenen Computer einschalten kann.

YOOPRESS: Sie arbeiten vornehmlich für die klassischen Print-Medien, die sich zur Zeit offensichtlich in einer Krise befinden. Dagegen stehen die Online-Medien, die bisher von den Herausgebern, beispielsweise der Vinum, des Weinwissers und anderen, mehr als Info-Beiwerk geführt wurden. Welche Chancen geben Sie Online-Medien zum Thema Wein, auch in Bezug als adäquate Partner der klassischen Weinmagazine und wie könnten beide voneinander profitieren?

RUDOLF KNOLL: Zunächst, ich denke, die Krise der Print-Medien wird auch in manchen Online-Medien herbei geredet, in der Hoffnung, dann vom Werbekuchen zu profitieren. Man darf nicht übersehen, dass die traditionellen Wein-Zeitschriften viel Konkurrenz im gedruckten Bereich durch Tageszeitungen und Illustrierte bekommen haben, die alle das Thema Wein entdeckten. Diese Info-Schnäppchen reichen vielen Lesern, auch wenn manches sehr oberflächlich abgehandelt wird. Die klassischen Magazine haben weiter Berechtigung, wenn sie gut gemacht sind, interessante, neue Themen bieten und sich nicht auf ausgelatschten Pfaden bewegen oder hauptsächlich PR machen. Sie brauchen allerdings engagierte Verleger, die zudem erkennen, dass ein guter, aktueller begleitender Online-Auftritt sehr wichtig ist.

Der Vorteil der Online-Medien ist, dass sie schnell auf Geschehnisse reagieren können. Damit geben sie den klassischen Medien Anregungen für spätere eigenständige Berichterstattung.

YOOPRESS: Unser News Media Portal YOOPRESS bietet angemeldeten Lesern freie Kommentare zu den Beiträgen an. Zudem bietet YOOPRESS als erstes unabhängiges News Portal zum Thema Wein parallel eine Social-Network-Komponente an. Mit beiden Funktionen können interessierte Leser praktisch an der Arbeit der Redaktion teilhaben, also auch Themen liefern, fordern und diese untereinander thematisch vernetzen. Welchen Reiz empfinden Sie als klassischer Weinjournalist an dieser Kombination?

RUDOLF KNOLL: Ich kann mir vorstellen, dass es interessante Anregungen für die eigene Arbeit gibt, vermutlich sogar oft eher zwischen den Zeilen. Viele gute Geschichten verdanke ich Beobachtungen und Nebensätzen, die für andere unbedeutend sind. Grundsätzlich darf man allerdings nicht alles für bare Münze nehmen, was über solche Kanäle herein kommt. Gründliche Recherche wird immer angebracht sein. Sie haben vorher Vinum genannt. Das Magazin wurde von einigen recherchefaulen Onlinern schon tot geschrieben, weil es zum Verkauf stand - ein in der Wirtschaft durchaus üblicher Vorgang. Täglich werden Firmen veräußert. Nun ist der Verkauf erfolgt, an einen Verlag, der mit neuem Engagement beweisen will, dass die sprichwörtlichen Totgesagten länger leben.

YOOPRESS:Zuweilen wirft man den etablierten Weinjournalisten und Weinverkostern Selbstgefälligkeit vor, auf der anderen Seite vergöttert man sie, wenn denn der Artikel oder die Verkostung positiv ausfällt. Wie gehen Sie persönlich damit um.

RUDOLF KNOLL: Ich habe mal bei meinem Freund Hans Denk, Pfarrer in Österreich, in dessen Kirche eine Predigt gehalten - einmal im Jahr dürfen bei ihm "Branchenfremde" ran - , die ich mit den Worten begann, dass der große Unterschied zwischen der katholischen Kirche und dem Weinjournalismus die Zahl der Päpste ist. Mir wird dieser Titel gelegentlich auch zuerkannt, aber ich fühle mich viel mehr als kritischer Begleiter und Beobachter einer spannenden Branche. Wenn man die Nase nicht hoch trägt, wird man von den Weinleuten akzeptiert und auch gehört. Natürlich kann man Trends machen, wie es bei Vinum zum Beispiel mit dem Deutschen Rotweinpreis gelungen ist, der in der Branche für den positiven Rotwein-Boom verantwortlich gemacht wird. Man kann auch Winzern weiter helfen, die ohne Berichterstattung unbekannt bleiben würden. Manchen Erzeugern lässt sich auch besser helfen, wenn man ihnen gute Ratschläge gibt oder durch interne kritische Anmerkungen den Ehrgeiz weckt. Aber man sollte bei alledem selbst auf dem Teppich bleiben und sich nicht, wie es einige in unserer Szene tun, abheben.

YOOPRESS:Mit der Mitwirkung bei YOOPRESS erweitern Sie nun Ihren Tätigkeitsbereich in die Online-Welt. Was sind diesbezüglich ihre Erwartungen, Wünsche und Ziele?

RUDOLF KNOLL: Dass ich mir bei den Reaktionen meinen Humor bewahren kann.

YOOPRESS:Vielen Dank, Herr Knoll, für Ihre Einschätzungen. Unsere Leser und wir sind nun gespannt auf Ihre Beiträge.

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